Der letzte Tag auf Erden
Was würdest du tun, wenn du nur noch einen aller letzten Tag hättest? Wenn es kein Morgen gebe? Mit wem würdest du in den letzten Stunden deines Lebens zusammen sein wollen? Wie würdest du auf dein Leben ...
Was würdest du tun, wenn du nur noch einen aller letzten Tag hättest? Wenn es kein Morgen gebe? Mit wem würdest du in den letzten Stunden deines Lebens zusammen sein wollen? Wie würdest du auf dein Leben zurückblicken? Warst du glücklich?
"Unser letzter Tag" nimmt uns mit zum Ende der Welt- und das im wahrsten Sinne des Wortes. Denn während ein Asteroid auf die Erde zurast verbringen wir unseren aller letzten Tag in Köln und begleiten Ludwig, der sich von seinen Freunden verabschiedet. Wobei Freunde meiner Meinung nach zu weit gegriffen wäre- lose Bekannte trifft es vielleicht eher. Diese repräsentieren, wenn von ihnen selbst vielleicht auch nicht gewollt,die sieben Sünden. Und so reflektiert der Leser zusammen mit Ludwig und seinen Freunden, worauf es im Leben ankommt.
Die Kapitel sind recht kurz, wodurch man immer nur winzig kurze Einblicke in die jeweiligen Leben bekommt. Der Freundeskreis hat sich im Laufe der Jahre voneinander entfernt, und doch sind sie alle immer noch verbunden. Durch Ludwig und durch eine Jugend, die im Nachhinein vielleicht die beste Zeit des Lebens war. Und durch einen aller letzten Tag, der sie noch einmal zusammenführen wird. Ich muss gestehen, dass mir die Charaktere durchweg unsympathisch waren, was vielleicht auch so gewollt war. Und der eigentliche Protagonist der Handlung- Ludwig- bleibt eine unnahbare Schattengestalt über die wir schlussendlich am wenigsten erfahren. Ein scheinbar nicht unattraktiver, erfolgreicher Typ, der gerne was mit Menschen machen will, am Erfolg nur mittelmäßig interessiert ist und seinen letzten Tag damit verbringt alte Kontakt aufzufrischen. Am besten gefallen hat mir noch Kaczmarek, der Typ von der Tanke, der alle Charaktere kennenlernt und so neben Ludwig, die einzige Konstante im Buch darstellt. Er ist unbeteiligte Beobachter, der mit uns zusammen einen kleinen Blick in das Leben der sieben Hauptpersonen wirft und so ein Stück auf ihrem Weg begleitet. Er ist es auch, der in meinen Augen die philosophischen Anstöße gibt, das eigene Leben zu hinterfragen.
Das Buch hat sich flüssig lesen lassen, die kurzen Kapitel trugen dazu bei, dass es nicht langweilig wurde und man auch gut mal zwischendurch unterbrechen konnte. Endzeitstimmung ist bei mir beim Lesen allerdings nicht aufgekommen. Da hatte ich doch mit mehr Willkür, Panik und Anarchie gerechnet. Stattdessen machen wir einen ruhigen und fast schon entspannten Spaziergang und unterhalten uns mit Fremden. Die "letzte Reise durch Köln" fiel in meinen Augen daher etwas unspektakulär aus.