Dieses beeindruckende Portrait macht das Leben der besonderen Künstlerin der deutschen Kunstszene sichtbar.
Gabriele Münter wird früh Waise, sie malt, singt, spielt Klavier und ist ein intelligentes, aufgewecktes Mädchen. Mit einem Talent zum Zeichnen ist sie gesegnet, doch schon bald versucht sie sich mit Farben ...
Gabriele Münter wird früh Waise, sie malt, singt, spielt Klavier und ist ein intelligentes, aufgewecktes Mädchen. Mit einem Talent zum Zeichnen ist sie gesegnet, doch schon bald versucht sie sich mit Farben auszudrücken. Als Frau wurde ihr der Zugang zu einer Kunstakademie verwehrt, sie geht nach München auf die Privatschule "Phalanx". Dort studiert sie und lernt Kandinsky kennen. Mit ihm verbindet sie der gemeinsame Bezug zur Kunst. Sie inspirieren sich gegenseitig, machen gemeinsame Arbeitsurlaube, gehen eine Beziehung ein, verloben sich trotzt Kandinskys Ehe mit Anja. Lange hofft Gabriele auf ein Einlösen des Eheversprechens.
Sie ist ein freier Geist, mutig und vielleicht auch ziemlich normal, sie widmet ihr Leben der Kunst und setzt ihren Blick auf die Weiterentwicklung. Sie versucht Freilichtmalerei, Glasmalerei, sieht die Stilrichtungen ihrer Zeit, folgt stilistisch dem Cloisonismus und entwickelt ihren eigenen Stil. Ihre Malerei ist nicht unbedingt naturnah, sie beginnt, die Eindrücke von Farben und Formen und Stimmungen darzustellen
Anmerkung: Cloisonismus nannten die Franzosen den Malstil, wenn große Farbflächen mit Konturen umgrenzt werden.
Sie lernt die großen Künstler ihrer Zeit kennen, reist mit Kandinsky nach Tunesien, Italien und Paris. In Murnau erwirbt Münter ein Haus, dort lebten und arbeiteten Münter und Kandinsky in den Sommermonaten, treffen Künstlerfreunde mit Ehepartnern, empfangen Besucher und Sammler. Münter fühlt sich hier wohl und passt als intelligenter Mensch als Gesprächspartner in dieser Kunstszene.
Als Kandinsky 1911 mit Franz Marc die Künstlervereinigung "Der Blaue Reiter" gründet, unterstützt Gabriele Münter ihn entschieden. Künstler wie August Macke, Henri Rousseau, Emil Nolde, Max Pechstein, Oskar Kokoschka, Erich Heckel und andere Wegbereiter der modernen Kunst des 20. Jahrhunderts finden sich in diesem Almanach zusammen. Ihre Werke werden dem deutschen Expressionismus zugeordnet.
1916 traf Münter zum letzten Mal Kandinsky in Stockholm, er lebte in Russland und heiratete eine andere Frau.
Im folgenden Lebensabschnitt ist Münter mit Johannes Eichner zusammen.
Später vermachte sie der Stadt München ihre umfangreiche Sammlung an Gemälden.
Stefanie Schröder ist selbst Künstlerin und versteht es gut nachvollziehbar, ihren Lesern die Künstlerin Gabriele Münter näher zu bringen.
Die Romanbiografie liest sich interessant und unterhaltsam, sehr aufschlussreich und sie enthüllt das Leben einer Frau aus nächster Nähe. Man hat direkt das Gefühl, die Autorin würde Münter persönlich erlebt haben. Dabei stützt sie sich auf ihre Erkenntnisse aus einer umfangreichen Recherchearbeit. Dank Briefen und übermittelten Gesprächen stellt sie dem Leser diese Frau vor, die so anders war als ihre Zeitgenossinnen. Mit ihrem Künstlerleben war Gabriele Münter eine Vorreiterin der modernen Frau, sie war Wegbereiterin für Frauen in der Kunst.
Nicht nur für Kunstliebhaber eine interessante Lektüre, die ein eindrucksvolles Bild der Zeit und des Wirkens und Lebens dieser Künstlerin abbildet.