Lieblingsbuch
Die junge Bauerntochter Finéra war von klein auf begierig darauf, alles über die Fearne, einem anmutigen, geflügelten Volke, dass einst Seite an Seite mit den Menschen lebte, zu erfahren, obgleich ihr ...
Die junge Bauerntochter Finéra war von klein auf begierig darauf, alles über die Fearne, einem anmutigen, geflügelten Volke, dass einst Seite an Seite mit den Menschen lebte, zu erfahren, obgleich ihr Vater sie stehts vor ihnen warnte. Sie geht bei dem Gelehrten Ruberián in die Lehre und kommt dem Verschwinden des einst so stolzen und anmutigen Volkes auf die Spur, als Ihr Meister sie die Geschichte der letzten Tiare niederschreiben lässt. Sera wird nach dem Tod ihrer Mutter, als „letzte“ Tiare die Ehre zu Teil, dem Rat der Zwölf beizutreten und muss sich auf eine gefährliche Reise begeben, da von ihr das Schicksal ihres Volkes abhängt. Für Sera ist diese Verantwortung eine Bürde, die sie einiges, wenn nicht sogar alles kosten wird.
Die Welt, in die Steffi Frei uns eintauchen lässt, ist sehr vielseitig. Wir lernen die anmutigen, naturverbundenen Fearane kennen. Sie sind ein geflügeltes Volk, welches aus verschieden Gattungen besteht. Jede Gattung hat seine Eigenarten - einige Feiern gerne, andere sind Kämpfer oder Heiler etc.. Zu erkennen sind diese vor allem an der Farbe ihres Gefieders (Flügel). Die Beschreibung dieser Wesen hat mir eine Gänsehaut beschert, so wunderschön, filigran, anmutig. Ich kann es nicht in Worte fassen, die Autorin schon (aber dazu später mehr). Nicht nur ihr Aussehen hat mich überwältigt, auch ihre Wesenszüge beeindruckten mich immer wieder. Als Schützer allen Lebens, sind sie naturverbunden, pflegen eine besondere Beziehung zu den Tieren und Pflanzen. Besonders berührt hat mich das Thema Seele, Seelengefährte und Seelenverwandte. (Ich möchte nicht zu viel verraten, nur eines - das Geschlecht spielt bei der Wahl eines Seelengefährten keine Rolle, da Seelen kein Geschlecht haben. Es findet zusammen, was zusammengehört.) Auf der anderen Seite haben wir die Menschen, von denen sich viele vor der Andersartigkeit der Fearane fürchten, sie deshalb meiden, oder einfach nicht zwischen die Fronten geraten wollen und ihnen darum aus dem Weg gehen. Dann sind da noch die Zentâris, ein grausames Volk, dass es auf die Fearane abgesehen hat. Die Geschichte, wie auch die Welt sind sowohl von beeindruckender Schönheit, als auch von unfassbarer Grausamkeit geprägt.
Die Geschichte weist viele Spannungsspitzen auf. Gerade im mittleren Teil wechseln sich spannungsgeladene Kampfszenen, mit emotionalen, beziehungsrelevanten Szenen ab. An keiner Stelle der Geschichte hatte ich auch nur ansatzweise, dass Gefühl, den Ausgang vorhersehen zu können. Dafür haben ein paar interessante Plot Twists und Überraschungen gesorgt (nicht nur in der Handlung an sich sonders auch in den Beziehungen zwischen den Charakteren). Das Ende hat mich dann komplett umgehauen.
Die Charaktere sind mir unheimlich ans Herz gewachsen. Finéra hat in dieser Geschichte einen besonderen Platz. Sie schreibt die Geschichte der Fearane nieder. Die Autorin schafft es, die spannende Handlung nicht durch lange, eingeschobene Erklärungen durchbrechen zu müssen, indem sie Finéra in ihrer „Schreibpause“ Nachforschungen anstellen lässt. Kommt dem Leser die Frage auf, „Was haben die Zentâris nur gegen die Fearane?“, so suchen wir kurz darauf mit ihr gemeinsam nach Antworten - schlagen etwas dazu in einem Buch nach oder fragen unseren Lehrmeister. Ich hatte teilweise das Gefühl, selbst Finéra zu sein und hatte richtig Spaß daran die Geschichte aufzudecken. Im ersten Teil nimmt sie eine passive Rolle ein, ich bin gespannt, ob sich dies in der Fortsetzung ändern wird. Auch Sera und ihre Begleiter habe ich alles samt lieben gelernt. Die Charaktere sind vielschichtig und authentisch, haben Macken, machen Fehler, sind mutig und Stark und voller Emotionen. Die Beziehungen zwischen ihnen haben Tiefe und durchleben viele Entwicklungen, die mich immer wieder überrascht haben.
Emotionen ist ein gutes Stichwort, denn davon gab es viele. Liebe, Glück, Freude, Trauer, Angst, Verzweiflung, Wut, Hass und jede einzige habe ich beim Lesen gespürt. Steffi Frei hat es geschafft, mir alles mitten ins Herz zu schreiben. Ihr Schreibstil ist gehoben, hat fast etwas Poetisches und passt sehr gut zur Geschichte und zur Stimmung des Buchs. Dennoch liest es sich sehr flüssig und die Seiten fliegen dahin, während sich automatisch Bilder im Kopf des Lesers manifestieren.
Das klingt alles, sehr begeistert und fast zu gut, um wahr zu sein? Tatsächlich, aber ich schwärme aus vollem Herzen. Steffi Frei hat mit ihrem Debüt meine Erwartungen mehr als übertroffen. Für mich ein Herzensbuch und definitiv ein Highlight.