Wenn die Sohle dünn ist, wird das Herz trüb
Vor gut hundert Jahren begann der englische Journalist und Reiseschriftsteller zu Fuß die Welt zu erkunden. Im Wandern fand er alles, was für ihn zur Freiheit, Charakterbildung und Selbstreflexion gehörte. ...
Vor gut hundert Jahren begann der englische Journalist und Reiseschriftsteller zu Fuß die Welt zu erkunden. Im Wandern fand er alles, was für ihn zur Freiheit, Charakterbildung und Selbstreflexion gehörte. Neben seinen Reiseberichten verfasste er auch eine Art Ratgeber zum richtigen Wandern.
Das mag uns heute vielleicht ein wenig aus der Zeit gefallen erscheinen. Die Wahl des richtigen Stiefels, genagelt oder nicht, spielt in Zeiten von High Tech Ausrüstung keine Rolle mehr. Auch wie eine durchnässte Tweedjacke getrocknet wird, damit sie wieder als wärmende Zudecke gebraucht werden kann, liest man heute eher mit Heiterkeit.
Seine Bemerkungen zu den Erfahrungen des Reisens, zur fremden Kulturen, denen er offen gegenüber tritt, können auch heute noch überzeugen. Wenn er von der Gastfreundschaft nomadischer Völker erzählt und auch wie schnell sie ausgenutzt werden können, kann man das ohne weiteres auch auf heute Abenteuer- und Rucksacktouristen übertragen.
Besonders gefallen haben mir seine Anmerkungen zur richtigen Reiseliteratur, da ist fast ein kleiner Kanon von den antiken Philosophen bis zur Bibel. Lediglich von Krimis rät er ab, die sind zu schnell ausgelesen und beschweren dann nur den Rucksack.
Ja, man kann schon ein wenig Fernweh bekommen und liest neidisch von wunderbaren Nächten unterm Sternenhimmel. Auch wenn er über Wildtiere eher naiv daherkommt, weder Pumas und Bären haben ihn auf seinen Wanderungen in den USA geschreckt, wenn sie sein Camp besuchten. Aber vielleicht war es damals so, dass Bären ein Camp nicht als Nahrungsquelle ansahen. Auch einen menschenleeren, einsamen Yosemite NP kann man sich heute kaum noch vorstellen.
„Die Kunst des stilvollen Wanderns“ ist ein Büchlein, wie in eigentlich nur ein Engländer schreiben konnte. HarperCollins hat es in sehr hübscher Ausstattung neu aufgelegt, eine Wiederentdeckung im Genre „Armchair Travel“.