„Dolores“ wurde mir schon häufig empfohlen, sodass ich am Ende einfach nicht mehr widerstehen konnte und es endlich lesen musste. Ich hatte im Vorfeld einige Erwartungen, jedoch wurden diese sogar noch getoppt, denn Stephen King konnte mich mit diesem Buch voll und ganz in den Bann ziehen, sodass ich nicht nur Dolores, sondern auch den Autor endgültig ins Herz geschlossen habe.
Mit diesem Buch beweist Stephen King wieder einmal, wie großartig sein Schreibstil ist. Die Figuren und Orte werden allesamt detailliert und brillant beschrieben, sodass dieses Buch die ganze Zeit über wie ein Film vor meinen Augen ablief. Die Geschichte spielt auf einer Insel, was eine brillante Idee ist, denn durch die oftmals sehr düstere und nebelige Wetterlage werden die Ereignisse noch spannender erzählt. Dolores‘ Verhör wird dabei sehr detailliert und schonungslos beschrieben. Oftmals war ich über ihre Gedankengänge und Handlungen sehr schockiert, manchmal hatte ich Mitleid mit ihr und obwohl sie alles andere als eine Heilige ist, musste ich sie tatsächlich ins Herz schließen. Dies ist sehr erstaunlich, denn gleichzeitig entwickelt man auch für das angebliche Mordopfer Sympathien, denn beide Frauen sind ungefähr aus dem gleichen Holz geschnitzt.
Dolores habe ich nach nur wenigen Seiten direkt ins Herz geschlossen. Sie ist oftmals recht hart, aber dennoch herzlich. Sie hat ihr ganzes Leben lang gearbeitet und sich für ihre Kinder und ihren Mann aufgeopfert. Während sie sich den Rücken und andere Gelenke während der Arbeit immer mehr kaputt gemacht hat, gab ihr Mann das Geld direkt wieder für Alkohol, Zigaretten und Poker aus. Durch dessen Lügengeschichten, Gewaltausbrüche und Intrigen, wird Dolores das Leben immer schwerer gemacht, denn ihr Mann versucht oftmals die Kinder gegen sie aufzuhetzen, bis ihre Tochter sich ihr gegenüber gar nicht mehr öffnet und nur noch das nötigste mit ihr spricht. Für Dolores ist dies die Höchststrafe, da sie dieses Verhalten nicht verstehen kann, bis sich jedoch herausstellt, wieso ihre Tochter sie so meidet. Durch diese Ereignisse fasst Dolores einen folgenschweren Plan, der ihr gesamtes Leben verändert.
Während des Verhörs merkt man ihr immer wieder an, wie sehr sie das Leben gestraft hat und wie viel ihr ihre Heimat und auch ihre Arbeitgeberin bedeuten. Sie ist sehr ehrlich, gesteht sich gewisse Fehler ein, kritisiert aber auch gerne dabei andere, ohne diese jedoch anzugreifen. So beschreibt sie ihre Chefin, das angebliche Mordopfer, als sehr hart und oftmals gehässig, aber auch als fair, da sie sich auch an einigen Stellen als großzügig erwiesen hat, allerdings auch sehr viel erwartet – stellenweise sogar mehr, als ein einziger Menschen überhaupt leisten kann.
Interessant ist dabei auch, wie sich die Geschichte entwickelt, denn zunächst geht es lediglich um den Mordfall an Dolores‘ Chefin. Dieser rückt jedoch immer mehr in den Hintergrund, da vielmehr Dolores‘ Familienleben und ihre Arbeit im Vordergrund stehen. Man könnte nun eventuell denken, dass dies nicht besonders spannend sei, allerdings ist dies wahnsinnig interessant und hat mich geradezu in den Bann gezogen. Ich empfand die Geschichte von der ersten bis zur letzten Seite an sehr spannend und ich bekam bei einigen ganz besonderen Szenen – ich sage nur „Brunnen“ – eine Gänsehaut. Das Ende ist schockierend und traurig zugleich, ist in meinen Augen jedoch genau der richtige Abschluss.
Das Cover ist sehr schlicht und bildet lediglich einen Schaukelstuhl ab, der jedoch gut zur Geschichte passt. Der Schaukelstuhl passt sehr gut in Dolores‘ Haushalt und steht stellenweise auch für ihre Ehe. Die Kurzbeschreibung liest sich ebenfalls sehr gut und klingt wahnsinnig spannend.
Insgesamt ist „Dolores“ ein unglaublich spannendes und grandios geschriebenes Meisterwerk, das mich direkt in den Bann gezogen hat. Die Figuren werden sehr detailliert beschrieben und sämtliche Ereignisse werden dem Leser schonungslos vor Augen geführt. Wer dieses Buch noch nicht gelesen hat, hat definitiv eines der besten Bücher überhaupt verpasst.