Wunderschön!
"Miss Rosetti und das Haus der Hoffnung" ist der Auftakt zu einer neuen dreiteiligen Reihe aus der Feder von Susan Anne Mason. Inspiriert hierzu wurde sie von einem Zeitungsartikel über Velma Demerson ...
"Miss Rosetti und das Haus der Hoffnung" ist der Auftakt zu einer neuen dreiteiligen Reihe aus der Feder von Susan Anne Mason. Inspiriert hierzu wurde sie von einem Zeitungsartikel über Velma Demerson - eine Frau, die 1930 in Toronto verhaftet wurde, weil sie jung und unverheiratet schwanger war. Die Haftanstalt existierte bis 1969; Velma Demerson schrieb ein Buch und prozessierte bis zu ihrem Tode vor wenigen Jahren für eine Entschuldigung und Wiedergutmachung für die betroffenen Frauen. Möglich machte all dies der "Female Refuges Act" - ein wenig bekanntes Gesetz, aber der vielleicht düsterste Teil der jüngsten Geschichte Kanadas. Danach konnten Frauen unter 21, die unverheiratet schwanger waren, von jedermann wegen Unsittlichkeit angeklagt werden.
Die junge Olivia Rosetti, die unverheiratet schwanger ist, wird von ihrem eigenen Vater angezeigt und in die Haftanstalt gebracht. Auch nach ihrer Haftstrafe ist sie zu Hause nicht mehr willkommen. Sie sucht Zuflucht in einer Kirche und trifft dort Ruth Bennington, eine herzensgute, alleinstehende alte Dame. Sie haben viele Gemeinsamkeiten, eine ähnliche Vergangenheit und beschließen daher, gemeinsam Gutes zu tun und Ruths Stadthaus in ein Mütterheim für in Not geratene Frauen umzuwandeln.
Der Nachbarschaft ist das ein Dorn im Auge, und auch Walcott, ein Immobilienunternehmer, will, dass Olivias und Ruths Arbeit ein Ende findet, da er das Grundstück selbst haben will. Er setzt seinen Mitarbeiter Darius Reed auf die Sache an - doch auch er beißt sich die Zähne an den beiden Damen aus - und entwickelt schon bald Gefühle für Olivia ...
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Schon der Klappentext lässt vermuten, dass man es hier mit einer für einen historischen christlichen Roman ungewöhnlich düsteren und schweren Kost zu tun hat. Dennoch sollte man sich davon keinesfalls abschrecken lassen, denn sonst verpasst man wirklich etwas! Ich bin absolut begeistert von dieser gleichermaßen traurigen, schönen wie berührenden Geschichte. Dies war mein erster, aber ganz sicher nicht mein letzter Roman dieser Autorin!
Susan Anne Masons Stil hat mir sofort gefallen. Sie schreibt überaus angenehm, alles ist immer absolut angenehm und flüssig lesbar, atmosphärisch. Olivias Schicksal berührt tief, vermutlich ist sie nicht nur die Haupt-, sondern auch die Lieblingsfigur. Doch auch Ruth schließt man sofort ins Herz, und auch alle anderen Figuren sind sehr gelungen. Es gibt nicht nur viele Gefühle, sondern auch Spannung, da die Geschichte nicht vorhersehbar ist.
Nie zuvor habe ich christliche Aspekte so absolut als Teil der Geschichte empfunden wie hier! Dies war für mich ein weiteres Highlight.
Wie immer ist es reine Geschmackssache, ob man offene Enden mag oder nicht, wie offen oder geschlossen sie sein sollten ... im Mittelpunkt des nächsten Bandes wird eine andere Frau stehen, sodass wir von Olivia und Darius wohl nicht mehr allzu viel lesen werden. Einerseits ist die Geschichte der beiden ja auserzählt, andererseits hätte ich persönlich gerne noch eine Antwort auf die eine oder andere offene Frage bekommen. Was letztlich aber viel mehr zählt: Das Ende ist rund. Es ist stimmig, authentisch, schön, aber nicht rosarot und vor allem nicht konstruiert.
Wer historische christliche Romane mag, der sollte "Miss Rosetti und das Haus der Hoffnung" unbedingt lesen. Susan Anne Mason ist eine absolut lesenswerte Autorin! Es ist ein Auftakt, der noch lange nachklingen wird ...