Cover-Bild Ein fabelhafter Lügner
8,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Kiepenheuer & Witsch
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Generationenroman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 208
  • Ersterscheinung: 14.03.2011
  • ISBN: 9783462043105
Susann Pásztor

Ein fabelhafter Lügner

Roman
Vom Geheimnis eines Mannes, an dessen Totenbett drei Frauen weinten

Joschi Molnár bleibt ein Rätsel. Der famose Fabulierer hat seinen Kindern ein Vermächtnis aus phantastischen Geschichten, tragischen Verstrickungen und faustdicken Lügen hinterlassen.Als sich die Halbgeschwister Hannah, Marika und Gabor in Weimar treffen, um Joschis hundertsten Geburtstag zu feiern, prallen Welten aufeinander. In rasanten Dialogen und skurrilen Szenen nähern sie sich der Wahrheit – und finden zueinander. Während Hannah sich leidenschaftlich mit ihren jüdischen Wurzeln identifiziert und von einem Happy End in Israel träumt, hadert Gabor mit seiner Kindheit. Marika gibt die tapfere Alleinerziehende – und überlässt das Erzählen ihrer Tochter Lily. Überhaupt Lily: Die 16-Jährige hat sich eigentlich für ein Referat über Buchenwald gemeldet und erzählt stattdessen diese bezaubernde Geschichte.

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Veröffentlicht am 05.01.2018

„Wir passten immer besser zusammen“

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„Wir passten immer besser zusammen“ S. 192

Ich-Erzählerin Lily ist 16 und hat sich freiwillig für ein Referat gemeldet über Buchenwald, weil sie in den Referendar Jan verliebt ist und weil ihr verstorbener ...

„Wir passten immer besser zusammen“ S. 192

Ich-Erzählerin Lily ist 16 und hat sich freiwillig für ein Referat gemeldet über Buchenwald, weil sie in den Referendar Jan verliebt ist und weil ihr verstorbener Großvater Jószef „Joschi“ Molnár als Jude dort Häftling war. Es wird gleich eine größere Aktion daraus, eine Reise nach Weimar, um von dort aus den 100. Geburtstag von Joschi im nahen Buchenwald zu würdigen, zusammen mit Lilys Mutter Marika und deren Halbgeschwistern Gabor und Hannah. Gabor sagt über den Vater, der fünf Kinder von fünf Frauen hatte: „Er liebte die Frauen, er hatte keine Ahnung von Verhütung, er log wie gedruckt, und wenn es eng wurde, verpisste er sich.“ S. 43

Die ungleiche Truppe hatte teils jahrelang keinen Kontakt und auch sehr unterschiedliche Versionen der Vergangenheit und der Wahrheit erhalten von Joschi, dem „fabelhaften Lügner“, und soll jetzt doch ein ganzes Wochenende zusammen verbringen. Es ist eine leise Geschichte mit feinem Humor, es geht um Identität, Familie, Wahrheiten, ums Zueinander-Finden. Normalerweise würde ich jetzt eine meiner schönen Namenslisten als Service liefern, die Kinder Joschis aufstellen mit deren Müttern und den dazugehörigen Ehemännern, den Berufen und Lebensstilen, aber gerade hier ist das Teil des Erfassens der Geschichte.

Die knapp über 200 Seiten sind das Debüt von Susann Pásztor, deren „Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster“ eines meiner Lieblingsbücher 2017 war. Das Büchlein hat nicht die emotionale Dramatik des „Fenster“, zeigt aber sehr wohl, wie meisterhaft die Autorin bereits zu Beginn im Umgang mit Bildern war: „…sein Lächeln wirkte so, als hätte er vorher im Zug noch geübt und wäre nicht rechtzeitig fertig geworden“ S. 16 Beide Bücher sind Geschichten über Familien, deren Nähe und Distanz, Schwächen und Stärken. Beide verbinden eine gewisse Melancholie mit Lebensfreude, wenn ich auch das Buch von 2017 eindeutig für das stärkere halte – nur deshalb hierfür 4 ½ Sterne, statt 5.



„…und ich wusste auf einmal, dass dort, wo Unordnung hinterlassen wird, die Geschichten warten. Man musste die Dinge nur in die richtige Reihenfolge bringen.“ S. 205