Unterhaltsam und lehrreich - eine Reise in die spannende Welt der Ameisen
“Die größten Exemplare erreichen die Ausmaße von Maikäfern, doch die kleinsten sind nicht einmal so groß wie ein i-Pünktchen auf dieser Seite.”
Susanne Foitzik erforscht seit Jahrzehnten das Leben von ...
“Die größten Exemplare erreichen die Ausmaße von Maikäfern, doch die kleinsten sind nicht einmal so groß wie ein i-Pünktchen auf dieser Seite.”
Susanne Foitzik erforscht seit Jahrzehnten das Leben von Ameisen. Die kleinen Sechsbeiner scheinen den Menschen in vielem zu gleichen. Sie betreiben Landwirtschaft, halten Vieh und werden (scheinbar?) von einer Königin regiert.
In kurzen Kapiteln erzählen Foitzik und ihr Co-Autor Olaf Fritsche Geschichten von Raubzügen, Vampir-Ameisen, Zombies, Krankenschwestern, Pilzgärten und Städten in Bäumen. Sie berichtet von den Abenteuern, die sie erlebt hat, als sie mit ihren Kollegen Ameisenstämme auf der ganzen Welt eingesammelt hat. Zahlreiche Aquarellzeichnungen und Fotos veranschaulichen das Leben der Ameisen.
Ich fand es erstaunlich zu hören, dass manche Ameisen ihr winziges Nest in einer Eichel haben. Andere Behausungen wiederum beherbergen 3 Millionen Mitglieder in einem unterirdischen Nest von der Größe eines Hauses.
Weltweit gibt es etwa 1600 Arten. Von der kleinen Pharaoameise, die selbst durch die Ritze an einer Kühlschranktür kriechen kann, über die insektenvertilgende Treiberameise, die eine Schneise der Verwüstung hinterlässt, bis zur veganen Blattschneiderameise, die in Teamarbeit einen Baum innerhalb von 24 Stunden entlauben kann.
Wie gut, dass ich nicht in Südamerika lebe: Dort gibt es die Bullet Ant («Gewehrkugelameise»). “Mit bis zu vier Zentimeter Länge gehört sie zu den größten Ameisen der Welt, und ihr Gift verursacht die schlimmsten Schmerzen, die Schmidt bislang erlebt hat. Reiner, intensiver, strahlender Schmerz; als ob man über glühende Kohlen läuft.”
Die Evolutionsbiologin schildert die Kommunikation, die unterschiedlichen Nestarten, wie wichtig die Tiere für die Nährstoffkreislauf im Boden sind, aber auch welche Probleme eingewanderte Arten verursachen können und wie man die Schädlinge wieder los wird.
Sie erzählt skurrile, erstaunliche Geschichten, von Ameisen im Löwengehege, oder Blattschneiderameisen, die im Labor ausgebüxt sind, Gummimatten zerschnippelt haben und ihr auf dem Flur mit ihrer Beute entgegenmarschieren.
Das Buch ist nicht nur unterhaltsam, sondern zeigt auch interessante Ansätze für die Forschung:
Wie erfolgt die Arbeitsteilung und die Kommunikation der Tiere? Kann man für die Programmierung von Künstlicher Intelligenz etwas von Ameisen lernen?
Können wir die Medikamente der Ameisen für uns selbst nutzen?
Mehrere Telekommunikationsunternehmen prüfen ihre Netze mit einer Methode, die sie von Ameisen übernommen haben.
“Die kenianische Ameise Tetraponera penzigi, die in den Hohlkammern von Akazien lebt, schützt ihre Pilzgärten mit Antibiotika. Eines davon tötet zumindest im Laborversuch die gefürchteten Stämme von Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA).”
Ein Buch, das mich zum Staunen gebracht hat.
Kurzweilig, lehrreich und spannend.
Leseempfehlung!