Eine beachtenswerte Autorenentdeckung im Bereich der historischen Romane!
England 1805:
Vier Jahre, nachdem Joshua Hart zwei schwere Kisten bei einem Pfandleiher unterstellen ließ, löst er sie wieder aus und bringt sie bei Nacht und Nebel auf einem Karren zu seinem Bruder, einem ...
England 1805:
Vier Jahre, nachdem Joshua Hart zwei schwere Kisten bei einem Pfandleiher unterstellen ließ, löst er sie wieder aus und bringt sie bei Nacht und Nebel auf einem Karren zu seinem Bruder, einem Dorfpfarrer mit der Bitte, diese Kisten später an seine Tochter weiterzugeben. Kurz darauf wird er festgenommen und vor Gericht verurteilt ...
Jahre später- Joshua Harts Tochter Georgina Fielding leidet sehr darunter, dass die Familie ihr bislang vehement nähere Umstände über ihre Eltern verschweigt. Selbst Georginas heißgeliebte Tante Agatha Langthorne, schweigt sich darüber aus. Schon in frühester Kindheit hat Joshuas Tochter ein Schlüsselerlebnis. Bei einer Reise nach Lyme Regis kommt sie mit Fossilien in Berührung und spürt sogleich, dass sie dieses Thema brennend interessiert. Georginas Interesse an der Geologie bleibt auch in folgenden Jahren bestehen, sehr zum Verdruss ihrer Tante Lady Anne, die es lieber hätte, dass ihre Nichte sich endlich um einen passenden Ehemann bemühen würde.
Eines Tages bekommt Georgina einen mysteriösen Brief zugestellt. Die Absenderin dieses Schreibens, bittet sie, zwei Kisten abzuholen, die für sie vor Jahren schon hinterlegt wurden.
Neugierig begibt sich Georgina auf den Weg und staunt nicht schlecht, als sie wenig später den Inhalt der Kisten begutachtet. Neben zahlreichen, seltenen Steinen befinden sich Aufzeichnungen eines Hobby-Geologen und ein sehr altes brüchiges Pergament, verfasst in einer ihr unbekannten Sprache darin.
Glücklicherweise macht Georgina die Bekanntschaft eines jungen, attraktiven und charismatischen Mannes, der ihr sogleich Hilfe zusichert um die wichtigsten Fragen, die sie beschäftigen, zu lösen. Doch die Recherche gestaltet sich äußerst schwierig. Zwar ahnt Georgina ganz tief in ihrem Herzen, dass es ihr Vater selbst gewesen sein muss, der ihr beide Truhen vermacht hat, doch warum und was verbirgt sich hinter dem mysteriösen Pergament?
Ihre Verwirrung wird noch größer, als Georgina feststellen muss, dass ihr Helfer ernsthafte Absichten was ihre Person angeht, hat, denn auch ihr Herz schlägt in seiner Gegenwart höher. Doch es gibt noch einen weiteren Bewerber um ihre Hand, der zugleich die erste Wahl ihrer Verwandten wäre. Der ehrenwerte St. John Martinaw, ein bibelfester Arzt. Wie wird Georgina sich entscheiden?
Historische Romane die zur Zeit der englischen Regency-Ära angesiedelt sind, findet man eher selten in den Buchläden- eigentlich sehr schade, denn der deutschen Autorin Susanne Goga gelingt es meiner Meinung nach wunderbar mit ihrem aktuellen Roman "Das Leonardo-Papier", dieser besonderen Epoche Leben einzuhauchen. Zum einen ist dies dem eingängigen, anspruchsvollen Schreibstil zu verdanken der ganz nebenbei viel Zeitkolorit versprüht, zum anderen der brillanten bildhaften Beschreibung der örtlichen Begebenheiten dieses Romans.
Die weibliche Heldin dieses Romans vereint Abenteuerlust gepaart mit Intelligenz und Mut- eine Mischung, die es dem Leser sehr leicht macht, die Protagonistin schnell in sein Leserherz schließen zu können.
Um Georgina wob die Autorin eine unterhaltsame Geschichte, die interessante Themen wie etwa die Anfänge der Geologie und allgemeine wissenschaftliche Forschungen dieser Zeit behandelt. Besonders interessant fand ich die Reaktionen bibelfester Zeitgenossen auf diese Entdeckungen, die zum Teil auch die Entstehungsgeschichte der Welt laut der Bibel auf den Kopf stellten.
Man spürt sehr schnell dass die Autorin sich sehr viel Mühe mit Hintergrundrecherchen gegeben hat und all diese Ingredienzien machen "Das Leonardo- Papier" zu einem lesenswerten Roman. Auch Romantiker kommen bei diesem Buch auf ihre Kosten- die Liebesgeschichte die ich langsam zwischen Georgina und Justus anbahnt, ist sehr süß inszeniert.
Meiner Meinung nach hätte dem "Leonardo-Papier" ruhig noch einige Seiten mehr gewidmet werden dürfen; auch die Lösung des Rätsels um Georginas Eltern war mir eine Spur zu vorhersehbar, aber das ist aber auch schon alles, was ich als Kritik anbringen kann und möchte.
Kurz gefasst: Eine beachtenswerte Autorenentdeckung im Bereich der historischen Romane!