Der Kampf gegen Analphabetismus
Lucy Wilson ist schüchtern und verschlossen, als es sie 1911 zu ihrer Cousine Cora Wilson Stewart in die Appalachen verschlägt. Und seit einem Vorfall von vor 12 Jahren, lebt sie mit einer großen Schuld ...
Lucy Wilson ist schüchtern und verschlossen, als es sie 1911 zu ihrer Cousine Cora Wilson Stewart in die Appalachen verschlägt. Und seit einem Vorfall von vor 12 Jahren, lebt sie mit einer großen Schuld auf ihrer Seele.
Ihrer Cousine soll sie als Stenografin aushelfen, doch was sie im Rowan County dann erwartet, hätte sie sich niemals vorstellen können. Sie und ihr Leben werden gehörig durcheinandergewirbelt.
Basierend auf der wahren Geschichte von Cora Wilson Stewart, die die sogenannten „Mondscheinschulen“ für Erwachsene Bergbewohner eingeführt hat, spinnt Suzanne Woods Fisher eine unglaublich berührende, sanft die Seele umschmeichelnde, Geschichte.
In diesem historischen Liebesroman begegnet man einigen Personen. Die meisten sind sehr sympathisch, manche gar herzallerliebst und andere möchte man packen und aus der Geschichte werfen. Doch alle tragen dazu bei, dass das Buch so gut wird, wie es am Ende dann ist.
Gleich zu Beginn wurde ich gepackt und in die Geschichte hineingezogen. Es war ein richtig klasse Einstieg, der die Neugierde geweckt hat und mich das Buch hat kaum aus der Hand legen lassen.
Lucy ist in der Stadt aufgewachsen und die Annehmlichkeiten der modernen Welt des beginnenden 20. Jahrhunderts gewohnt. Allzu groß ist dann der Kontrast, der sie in der Welt der Bergbewohner empfängt. Ich habe es genossen sie bei ihren Ausritten und Unternehmungen zu begleiten. Der Einblick in das Leben der armen Bevölkerung, besonders in die sozialen Nachteile, die sie vor allem dadurch erlebten, da sie weder des Lesens, Rechnens noch des Schreibens mächtig waren, hat mich manches Mal erschüttert. Gerade weil es die Gebildeten waren, die sich als Schurken erwiesen; immer nur auf den eigenen Profit bedacht, keinen Gedanken an die anderen Menschen verschwendend.
Finley James und Angie Cooper – diese zwei Teenager mochte ich wirklich sehr gerne und von mir aus könnte es gerne noch ein Buch über den weiteren Lebensweg dieser zwei geben. Denn die Chemie stimmt einfach, wenn es auch oftmals explosiv war.
Fin konnte sich nicht für die Schule begeistern und mit 15 Jahren war seine schulische Laufbahn eigentlich auch so gut wie beendet, doch dann kam Lucy und mit der richtigen Motivation konnte er innerhalb von kürzester Zeit alles lernen, was er benötigte, um selbst als Lehrer arbeiten zu können – und über Gefühle hat er nebenbei auch einiges gelernt.
Die Autorin vermag es in der Geschichte den Glauben und Aberglauben der Bergbewohner, ihre Lebensweise und das Lebensgefühl zu vermitteln. Beeindruckt hat mich, wie die Personen mit wenigem zufrieden und dankbar für dieses waren. Auch Lucy musste diese Haltung erstmal erlernen.
Ich habe es genossen Lucy in ihrer Entwicklung zu begleiten und wie sie den Glauben entdeckte. Bruder Wyatt, der durch Bildung zwar eine gehobenere Stellung gewinnen konnte, im Herzen aber immer noch ein einfacher Bergbewohner und somit auf Augenhöhe mit den anderen geblieben ist, hat sich ganz heimlich, still und leise in mein Herz geschlichen.
Die Liebesgeschichte hat mir besonders gut gefallen. Da die wahre Liebe nicht immer pompös und laut sein muss. Vielmehr drückt sie sich in der Treue und Hingabe aus, die nach dem Besten für den anderen trachtet. Lucy auf dem Weg zu dieser Erkenntnis zu begleiten war mir ein reines Vergnügen.
Diese Geschichte, um die ich lange einen Bogen gemacht habe, da ich dachte sie wäre nichts für mich, hat es geschafft mich zu überraschen. Nicht auf die stürmische Art und Weise, sondern ganz sanft hat sie mich umgarnt und in ihren Bann gezogen und sich als ein Herzensbuch entpuppt.
Dieses Buch kann ich nur wärmstens weiterempfehlen, denn durch die Rubrik „Fakt und Fiktion“ am Ende des Buches, kann man auch noch etwas Lernen.