Ein Familiengeheimnis spannend und psychologisch stimmig verpackt.
Der gut betuchte plastische Chirurg Dr. Emilio Volpe ist gerade in Zürich gelandet. Er kommt aus Buenos Aires, um einen Termin bei dem Rechtsanwalt Dr. Andreas Leuthard wahrzunehmen.
Dr. Leuthard soll ...
Der gut betuchte plastische Chirurg Dr. Emilio Volpe ist gerade in Zürich gelandet. Er kommt aus Buenos Aires, um einen Termin bei dem Rechtsanwalt Dr. Andreas Leuthard wahrzunehmen.
Dr. Leuthard soll als Testamentsvollstrecker den letzten Willen der kürzlich mit 85 Jahren verstorbenen, international geschätzten und wohlhabenden argentinischen Schriftstellerin Enrietta da Silva vertreten.
Dazu muss er zunächst klären, warum Emilio als einer von zwei Erben eingesetzt wurde.
Die reiche alte Dame hatte ihn nämlich dem Anwalt gegenüber nie persönlich erwähnt.
Wir erfahren nun, dass Emilio deutsche Wurzeln hat.
Seine Großeltern wanderten gleich nach dem ersten Weltkrieg aus Deutschland nach Argentinien aus.
Emilio ist das einzige Kind ihres Sohnes. Seine argentinische Mutter kam früh bei einem Verkehrsunfall ums Leben.
Was der Anwalt Dr. Leuthard und wir zunächst aber nicht erfahren, ist, in welcher Beziehung die verstorbene Enrietta und Emilio zueinander standen.
Dann lernen Emilio und wir die andere Erbin kennen: die ca. 40-jährige schöne Jana Horwarth, eine körperlich behinderte Schauspielerin, die „so etwas wie eine Ziehtochter“ (S. 29) für die verstorbene Enrietta war.
Es ist interessant, zu erfahren, in welchem Verhältnis die beiden Erben zur Verstorbenen standen, es macht neugierig, dass die beiden erwägen, das umfangreiche Erbe auszuschlagen, es macht Spaß, das Kennenlernen von Emilio und Jana zu verfolgen, es ist fesselnd und bewegend, in Enriettas Geschichte einzutauchen und es wird spannend, als sich der zwielichtige Armando, Enriettas einziger leiblicher Sohn, plötzlich bei Emilio meldet…
„Enriettas Vermächtnis“ ist ein unterhaltsamer, kurzweiliger und interessanter Page Turner, der sich leicht liest und bei dem man es sich mit einer Tasse Tee auf dem Sofa gemütlich machen kann.
Der Roman hat etwas von einer Romanze und von einem Drama. Er ist insgesamt gesehen psychologisch stimmig und nachvollziehbar, auch wenn ich mir manchmal dachte: „Warum so kompliziert?“… aber das hängt vielleicht mit meiner Tendenz zu Nachsicht, Verständnis und Verzeihen sowie mit meinem Faible für Happy Ends zusammen
Außerdem bekommt man Lust, sich Zürich, Salzburg mit seiner Festung, den Fuschlsee, „ein sehr romantisches Kleinod“ (S. 211) in der Nähe von Salzburg, den Attersee mit seinem „speziellen kreativen Flair“ (S. 212) und den geheimnisvollen Toplitzsee mit seiner Legende um das Nazi-Gold anzuschauen.
Sylvia Madsack hat mit diesem Roman eine berührende und fesselnde Lektüre um ein Familiengeheimnis geschrieben.
Es ist ein gelungenes Buch für zwischendurch und zum Entspannen.
Ich fühlte mich gut unterhalten und konnte mich in die Geschichte fallen lassen, auch wenn sie sicherlich nicht zu den literarischen Highlights gehört.