Ein Buch das diskutiert, provoziert, philosophiert und nachdenklich stimmt
Worum geht’s?
Charlotte soll einen Preis für ihr Buch erhalten. Vor der Verleihung wird sie von einer Journalistin zu ihrem Werk interviewt. Der Geschichte, in der sie ihr eigenes Leben erzählt. Eine Geschichte ...
Worum geht’s?
Charlotte soll einen Preis für ihr Buch erhalten. Vor der Verleihung wird sie von einer Journalistin zu ihrem Werk interviewt. Der Geschichte, in der sie ihr eigenes Leben erzählt. Eine Geschichte von Liebe, Ehebruch. Eine Geschichte, die vor vielen Jahren geschehen ist. Die Journalistin scheint zu wissen, dass mehr als nur Fiktion dahintersteckt. Doch woher?
Meine Meinung:
„Roman d’amour“ von Sylvie Schenk ist ein eindrucksvolles Buch. Zunächst: Der Schreibstil und die Wortwahl sind außergewöhnlich. Der Wechsel zwischen Abschnitten aus Teilen aus einem Buch, zwischen Gegenwart und Vergangenheit erfolgt oft plötzlich, ist aber immer passend und stimmig. Das Sprachniveau ist genial. Die Autorin diskutiert ein kontroverses Thema, das Thema „Ehebruch“. Was darf Liebe? Was kann Liebe? Wo möchte die Gesellschaft ihr Grenzen setzen? Wo hört die Moral auf? Und was ist Liebe überhaupt? Wie entsteht sie? Was unterscheidet die Generationen von ihrem Verständnis von Liebe und Liebschaften?
Man fühlt sich beim Lesen hineinversetzt in das Interview, das Frau Sittich mit Charlotte führt. Als würde man mit am Tisch sitzen. Charlotte, die ältere Dame, die ein Buch über eine Affäre geschrieben hat, die sie vor Jahren selbst erlebt hat. Aber auch ein Buch über eine große Liebe und darüber, was Liebe ist und was Liebe darf. Frau Sittich, die mehr als nur Fiktion dahinter vermutet und es scheint, als würde sie durch Ihre Fragen Charlotte aus der Reserve locken wollen. Dadurch ergeben sich unglaublich spannende Diskussionen. Die beiden philosophieren, streiten manchmal fast – aber immer auf höfliche Weise, nie scheint eine der beiden laut zu werden. Dennoch – wo auf der einen Seite Frau Sittich versucht, Charlotte aus der Reserve zu locken, versucht auf der anderen Seite Charlotte, Frau Sittich mit direkten, oftmals anstößigen Sätzen zu provozieren.
Auch die Geschichte von Lew und Klara ist interessant. Eine Geschichte über eine heimliche Liebe. Über Betrug. Verlust. Vertrauen. Krankheit. Eine mitreißende Geschichte, bei der man einerseits Sympathie empfindet, die einen andererseits aber auch abstößt.
Die Autorin bringt das Thema meisterhaft zu Papier. Stößt eine gedankliche Diskussion an. Provoziert. Philosophiert. Und bringt auch immer wieder wunderschöne Sätze ein, die fast schon wie Lebensweisheiten anmuten. Sie schreibt über die Liebe und wie man die Liebe sieht, was Liebe zu Liebe macht und wie ein Mensch einen geliebten Menschen sieht und sehen möchte. Ein Buch, das leider nur sehr kurz ist aber das mit mitgerissen hat und auch im Nachhinein noch die Gedanken beschäftigt hat.
Fazit:
„Roman d’amour“ von Sylvie Schenk ist ein Buch, das mich begeistert hat. Ich lese gerne Bücher, in denen über das Leben, den Sinn, die Liebe etc. philosophiert wird. Und genau das tut Frau Schenk in ihrem Buch anhand der Geschichte von Charlotte/Karla. Sie zeigt eine große Liebe auf, aber auch einen Ehebruch. Was ist erlaubt? Was darf Liebe? In einer außergewöhnlich niveauvollen Sprache regt die Autorin zum gedanklichen Mitdiskutieren an. Und auch nach der Lektüre des Buches war ich noch am Verarbeiten und Weiterphilosophieren.
5 Sterne von mir für diese nachhaltig beeindruckende Geschichte!