Cover-Bild Jesolo
20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Blessing
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 224
  • Ersterscheinung: 04.03.2019
  • ISBN: 9783896676443
Tanja Raich

Jesolo

Roman
Kinder sind kein Thema für Andrea. Sie hat einen Job, der okay ist. Sie führt seit vielen Jahren eine Beziehung mit Georg, die okay ist. Jedes Jahr verbringen sie einen netten Urlaub in Jesolo. Was die Zukunft betrifft, will Andrea sich nicht festlegen, aber Georg will ein Fundament für ein gemeinsames Leben. Aus dem Dilemma scheint es keinen Ausweg zu geben.

Als sie aus dem gemeinsamen Urlaub zurückkommen, ändert sich alles – Andrea ist schwanger. Hin- und hergerissen entscheidet sie sich für das Kind – und geht damit einen Kompromiss nach dem anderen ein: Sie nimmt einen Kredit auf, obwohl sie nie einen Kredit aufnehmen wollte; sie zieht ins Haus ihrer Schwiegereltern, obwohl sie nie mit ihnen unter einem Dach leben wollte. Von allen Seiten prasseln Ratschläge auf Andrea nieder, und sie wird in eine Mutterrolle gedrängt, mit der sie sich nicht identifizieren kann.

Ein bewegender Roman über zehn Monate im Leben einer jungen Frau, der nicht nur Beziehung, Schwangerschaft und Familie in ihrer ganzen Ambivalenz zeigt, sondern auch, wie schwierig es ist, wie unmöglich fast, sich angesichts gesellschaftlicher Rollenzuschreibungen als Individuum zu behaupten.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.03.2019

In eine Rolle gedrängt

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Andrea und Georg sind schon über zehn Jahre zusammen. Bezüglich ihrer Zukunft hat sich Andrea nicht allzu viele Gedanken gemacht, denn sie ist zufrieden, so wie es ist. Aber Georg fragt immer wieder, ob ...

Andrea und Georg sind schon über zehn Jahre zusammen. Bezüglich ihrer Zukunft hat sich Andrea nicht allzu viele Gedanken gemacht, denn sie ist zufrieden, so wie es ist. Aber Georg fragt immer wieder, ob sie nicht zusammenziehen sollten.
Wie jedes Jahr machen sie Urlaub in Jesolo. Auch im Urlaub stellt Georg wieder seine Frage, doch Andrea weicht ihm aus. Sie will nicht mit ihm zusammen in das Haus seiner Eltern ziehen. Aber nach dem Urlaub ist sie schwanger.
Das Buch hat nur 224 Seiten, die mir einen recht düsteren Eindruck vermitteln. Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von Andrea.
Das Cover ist einfach genial; erst bei mehrfachem Hinschauen ist mir klar geworden, was dort gezeigt wird.
Andrea und Georg haben eine ziemlich eingefahrene Beziehung. Jedenfalls kommt es mir so vor, als ich die beiden in Jesolo erlebe. Irgendwie ist die Luft raus. Andrea empfindet alles als immer gleich. Wenn Georg Andrea wegen des Zusammenziehens fragt, weicht sie aus. Eigentlich müssten sie über ihre Vorstellungen vom Leben reden und herausfinden, ob ihre Vorstellungen zusammenpassen. Doch eine Entscheidung, wie es weitergehen soll, wird durch die Schwangerschaft verhindert. Andrea fühlt sich von dem, was dann geschieht, überrumpelt. Aber sie wehrt sich auch nicht. Auch gegen die Übergriffigkeit ihrer Schwiegereltern tut sie nichts. Ihr Lebens verändert sich total. Ihre Bedürfnisse werden von niemandem wahrgenommen. Ich konnte Andreas Gedanken und Ängste gut nachvollziehen, aber ihr Verhalten blieb mir fremd.
Auch in der heutigen Gesellschaft wird die Frau häufig noch in eine bestimmte Rolle gedrängt. Sie stößt auf Unverständnis, wenn sie sich gegen Kinder entscheidet. Eigentlich sollten wir das inzwischen überwunden haben.
Andreas Geschichte endet mit der Geburt, aber ansonsten bleibt das Ende offen. So kann sich jeder seine Gedanken machen.
Ein anspruchsvolles Buch, das nicht ganz einfach zu lesen ist. Trotz der melancholischen Stimmung hat mir das Buch gefallen.

Veröffentlicht am 21.03.2019

Beziehung und Schwangerschaft - völlig unerwartete Sichtweisen

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„Jesolo“ klingt nach dem Klischee, alle Jahre wieder und immer gleich, Lebensfreude pur, Auszeit vom Alltag, glückliche Menschen usw. – der Roman von Tanja Raich allerdings hebt sich deutlich davon ab. ...

„Jesolo“ klingt nach dem Klischee, alle Jahre wieder und immer gleich, Lebensfreude pur, Auszeit vom Alltag, glückliche Menschen usw. – der Roman von Tanja Raich allerdings hebt sich deutlich davon ab. Der Schreibstil ist sehr direkt und schnörkellos, Monologe, Dialoge, Gedanken, direkte Reden werden nicht extra hervorgehoben, sondern sind fließend eingebaut. Zuerst erscheint es etwas ungewöhnlich, aber schon bald habe ich bemerkt, dass es sehr gut zum „Besonderen“, das diesem Buch anhaftet passt. Die Beziehungsgeschichte zwischen Andrea und Georg scheint eingeschlafen und ist zumindest für Andrea nicht so wie sie es sich vorgestellt hätte. Auch die überraschende Schwangerschaft lässt Andrea noch mehr in sich hineinhorchen, was sie möchte, was sie nicht mehr haben und machen kann und sie beschäftigt sich zunehmend mit Themen, die sie niemals für sich in Betracht gezogen hätte. Die Grundstimmung im gesamten Buch ist recht melancholisch, eher traurig, fast schon depressiv, erhellt durch einige, wenige Lichtblicke. Mit der voranschreitenden Schwangerschaft beschäftigt sich Andrea bewusst und unterbewusst in ihren Träumen auch mit ihrer eigenen Mutter, die die Familie verlassen hat, als Andrea erst zehn Jahre alt war und was dies für Andreas Sichtweise über die Mutterschaft bedeutet, kann man sich nur ansatzweise vorstellen. Sehr schön finde ich, dass Andrea sich auf kreative Weise ausdrücken kann und einen besonderen Bezug zum Thema Meer und Meerestiere hat. Dies wird auch in der Gestaltung des Kinderzimmers deutlich, was ich mir wirklich sehr schön und originell vorstelle. Mir hat die völlig unerwartete und konträre Auseinandersetzung zum Thema Schwangerschaft von Andrea und ihrem Umfeld sehr gefallen, allerdings kann ich mich mit dem offenen, frei zu interpretierenden Schluss nicht ganz anfreunden. Das Ende war relativ abrupt und für meinen Geschmack zu offen.

Veröffentlicht am 15.03.2019

Eine interessante Geschichte mit viel Gefühl.

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Andrea und Georg, seit über 10 Jahren zusammen, machen wie jedes Jahr Urlaub in Jesolo, Italien. Georg will, dass Andrea endlich zu ihm zieht, sie heiraten und Kinder bekommen. Andrea will aber weder Familie, ...

Andrea und Georg, seit über 10 Jahren zusammen, machen wie jedes Jahr Urlaub in Jesolo, Italien. Georg will, dass Andrea endlich zu ihm zieht, sie heiraten und Kinder bekommen. Andrea will aber weder Familie, noch ein Haus und schon gar keinen Kredit. Das alles passt nicht in ihre Lebensplanung. Aber dann ist sie schwanger…


Der Coverumschlag ist bei diesem Buch der absolute Hingucker. Was auf den ersten Blick nur bunt aussieht, entpuppt sich beim näheren Betrachten als viele kleine verschwommene Bildchen.

Die Geschichte selbst erzählt Andrea aus ihrer Sicht. Daher tauche ich tief in ihre Gedankenwelt ein, kann sie oftmals verstehen und ihre Gründe, die sie zu den verschiedensten Themen anbringt, nachvollziehen. Auch ihre Gefühle bringt mir die Autorin so nahe, dass ich richtig mitfühlen und Andreas Zweifel und Ängste nachvollziehen, aber nicht verstehen kann. Andrea ist so ganz anders als ihre wenigen Freundinnen und auch ich.

Auf den ersten Seiten des Buches habe ich mich beim Lesen sehr schwer getan. Der Schreibstil ist so anders, so kurz und knapp – dran musste ich mich erst gewöhnen. Aber nach kurzer Einlesezeit war ich mittendrin in einer Geschichte, die mich mitgenommen, berührt und etwas nachdenklich hinterlassen hat.

Familie und Mutterschaft – mal aus einer ganz anderen Sicht.

Veröffentlicht am 25.03.2019

Kein Lesegenuss aufgrund der düsteren und depressiven Stimmung!

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Inhalt

Kinder sind kein Thema für Andrea (35). Sie hat einen Job, der okay ist. Sie führt seit vielen Jahren eine Beziehung mit Georg, die okay ist. Jedes Jahr verbringen sie einen netten Urlaub in Jesolo. ...

Inhalt

Kinder sind kein Thema für Andrea (35). Sie hat einen Job, der okay ist. Sie führt seit vielen Jahren eine Beziehung mit Georg, die okay ist. Jedes Jahr verbringen sie einen netten Urlaub in Jesolo. Was die Zukunft betrifft, will Andrea sich nicht festlegen, aber Georg will ein Fundament für ein gemeinsames Leben. Aus dem Dilemma scheint es keinen Ausweg zu geben.

Als sie aus dem gemeinsamen Urlaub zurückkommen, ändert sich alles – Andrea ist schwanger. Hin- und hergerissen entscheidet sie sich für das Kind – und geht damit einen Kompromiss nach dem anderen ein: Sie nimmt einen Kredit auf, obwohl sie nie einen Kredit aufnehmen wollte; sie zieht ins Haus ihrer Schwiegereltern, obwohl sie nie mit ihnen unter einem Dach leben wollte. Von allen Seiten prasseln Ratschläge auf Andrea nieder, und sie wird in eine Mutterrolle gedrängt, mit der sie sich nicht identifizieren kann.

Meine Meinung

Als ich mit dem Lesen des Romans begann, fiel mir zuerst auf, dass es keine Anführungszeichen bei den wörtlichen Reden gibt und die Sätze meist sehr kurz sind. Anfangs sorgte das bei mir für große Verwirrung, aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran, dass sich so Andreas Gedankenwelt mit den wörtlichen Aussagen vermischt. Man weiß meist nicht, ob etwas nun wirklich gesagt oder nur gedacht wurde. Zudem ist Andreas Gedankenwelt oft sehr verworren und mit geradezu skurrilen und teilweise brutalen Tagträumen durchzogen.

Die Stimmung des Romans ist sehr düster und depressiv, was leider überhaupt nicht mein Fall ist. Ich möchte, dass mich ein Buch gefühlsmäßig fesselt und mir am Ende positiv im Gedächtnis bleibt. Dass es eine Botschaft enthält, die mich tief berührt, auch wenn es kein Happy End gibt. Leider hatte der Roman für mich insgesamt überhaupt keine Botschaft und auch das Ende fand ich unbefriedigend, da es so viel offen lässt.

Auch eine Entwicklung der Protagonistin war nicht zu erkennen. Es plätscherte alles so vor sich hin, von der Schwangerschaft bis hin zur Geburt des Kindes.

Fazit

Ich hatte mir sehr viel vom Roman versprochen, war aber insgesamt sehr enttäuscht. Meinen Geschmack hat er einfach nicht getroffen und ich war froh, als ich ihn beendet hatte und diese triste Stimmung, die mich beim Lesen regelrecht erdrückte, abschütteln konnte.

Veröffentlicht am 10.09.2019

Ein Buch, das einen in jeglicher Hinsicht in den Wahnsinn getrieben hat

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Inhalt:

Jedes Mädchen träumt eigentlich von dem perfekten vollkommenen Leben. Mann, Haus, Kind, um nur ein paar der großen Lebensstationen zu nennen, die im Prinzip jede Frau eines Tages besucht haben ...

Inhalt:

Jedes Mädchen träumt eigentlich von dem perfekten vollkommenen Leben. Mann, Haus, Kind, um nur ein paar der großen Lebensstationen zu nennen, die im Prinzip jede Frau eines Tages besucht haben möchte. Nicht doch Andrea. Denn sie hat sich all das nie gewünscht. Doch das Leben kommt anders und sie schafft es nicht, ihren eigenen Willen durzusetzten. Ihr Leben ist durchgängig "okay", doch die große Freude und Aufregung fehlt. Ihr Mann ist okay, ihr Leben ist okay. Eines Tages ist sie schwanger- obwohl sie eigentlich nicht schwanger sein wollte. Sie nimmt einen Kredit auf- obwohl sie nie einen Kredit aufnehmen wollte. Sie zieht bei ihrer Schwiegermutter ein- obwohl sie nicht bei ihrer Schwiegermutter einziehen wollte.



Meinung:

Dieses Buch hat mich wirklich auf allen Ebenen in den Wahnsinn getrieben- was ich in diesem Fall leider auch keineswegs positiv meine. Mehrfach war ich wirklich kurz davor, dass Buch an die Wand zu werfen. Ich war frustiert, genervt, entsetzt, schockiert. Genau damit hat Tanja Raich auch bewusst gespielt, doch mich hat es wirklich einfach nur verrückt gemacht.



Der Gedanke dieses Buches war es ja, dass die Protagonistin einfach zu allem "ja" sagt, was man sie fragt, was die Gesellschaft vorschreibt. Denn die moderne Gesellschaft bestimmt praktisch, was zu einem perfekten Leben gehört. Familie, Haus und Job sind so in etwa die Zutaten für ein glückliches Dasein. Doch Tanja Raich wollte bewusst damit provozieren, dass man trotz allem nicht immer die persönlichen Wünsche erfüllt hat, wenn man all diese Stationen auf seiner Liste abhaken kann, dass die Rolle der Frau aber so stark definiert ist, dass man praktisch in dem vorgeplanten Leben ersticken kann. Deswegen hat Andrea ihre eigenen Bedürfnisse hinten angestellt und nur die Erwartungen anderer erfüllt.



Doch ich wollte Andrea einfach immer nur schütteln. Ich habe sie stumm angeschrien, geradezu verzweifelt angefleht, dass sie doch bitte einmal "nein" sagt. Ein einziges Mal auf sich hört. Sachen nicht einfach über sich ergehen lässt, sondern offen sagt, dass sie nicht will, da sie nicht in der Stimmung ist, dass sie sich etwas anderes von ihrem Leben versprochen hat.

Gleichzeitig hat mich dieser Schreibstil komplett rappelig gemacht. Normalerweise empfinde ich eine innere Ruhe, wenn ich lese, doch bei "Jesolo" hätte ich Wände hochgehen können. Das ganze Buch war komplett parataktisch. Ein Hauptsatz ohne jegliche Ausschmückung folgte dem nächsten, und auf Dauer haben mir einfach die Adjektive gefehlt, die malerische Sprache. So wirkte die ganze Geschichte auf mich irgendwie eindimensional, die Charaktere farblos, die Geschichte nicht aussagekräftig genug. Vielleicht macht dieser Schreibstil genau das, was er soll: verrückt. Er passt zu dem schnöden Leben, dass Andrea führt, doch trotzdem sind auch die Gefühle nur eindimensional herübergekommen.

Mich hat das Buch irgendwie heruntergezogen. Ich konnte mit keinem Charakter wirklich sympathisieren, und das bei wörtlicher Rede die Satzzeichen fehlten, hat mich komplett verwirrt und jedes Mal musste ich nachrechnen, wer nun mit Sprechen dran ist. Ein weiterer Aspekt, der mich irre gemacht hat.

Das einzig positive für mich war, dass Tanja Raich wirklich in vielen Passagen den Nagel auf den Kopf getroffen hat. Ich habe mich und die Ansprüche der Gesellschaft mehrfach wiedergefunden. Sehr eindrucksvoll fand ich das an einer Stelle, als Andrea alle Sprüche aufzählt, die sie als Schwangere gesagt bekommt. Es sind die allgemeinen Floskeln, die man immer wieder aufschnappt, wenn es um das Kinderkriegen und Schwangersein geht. Die unterschwellige Kritik an den Ansprüchen an das Individuum von der Gesellschaft waren keineswegs aus der Luft gegriffen, sonder hatten einen großen Wiedererkennungsfaktor. Trotz allem konnte mich das Buch nicht überzeugen.



Ich glaube, dass es fast das erste Mal in meiner Geschichte als Rezensentin ist, dass ich 1 Stern vergebe. Ich kann mir vorstellen, dass so mancher das Buch auf seine Art sicherlich mag, denn wie ich bereits erwähnt hatte, wollte Tanja Raich bewusst provozieren, einen verrückt machen damit, dass Andrea nie "Nein" sagt und die Ansprüche der Gesellschaft bargen ein Wiedererkennungspotential. Doch alleine der Schreibstil war einfach absolut nicht meins, die ganzen Hauptsätze haben meinen Lesefluss immer und immer wieder unterbrochen und ich konnte mich mit dem Buch leider gar nicht identifizieren.