“Beware that girl” von der kanadischen Autorin Teresa Toten ist bereits das zweite Buch, das von ihr ins Deutsche übersetzt wurde. Ein Thriller über Freundschaft, dunkle Geheimnisse und Manipulation. Ein inhaltlich vielversprechend klingendes Werk, das den Leser leider doch sehr auf die Geduldsprobe stellt. Für Jugendliche ab 14 Jahren und interessierte Erwachsene.
New York. Die 18-jährige Kate vertraut niemandem. Es darf sie auch niemand anfassen. Und sie kennt nur ein Ziel: Die Universität von Yale. Das hat sie ihrer Mutter auf dem Sterbebett versprochen. Doch ein Leben in Armut, von Pflegefamilie zu Pflegefamilie, ist nicht immer einfach. Momentan lebt sie in einer ziemlichen Absteige. Aber sie hat ein Stipendium an einer renommierten Privatschule ergattert. Schreibt traumhafte Noten und arbeitet nebenbei für die Verwaltung der Schule und in einem Lebensmittelladen. Aber Kate will noch mehr: “Ich weiß, was die Welt zu bieten hat, und ich will auch ein Stück vom Kuchen.” (Zitat S.20).
Da sie lügen schon im Alter von 10 Jahren gelernt hat, beschließt sie Teresa Toten Beware that girlsich an die reiche Olivia heranzuhängen. Sie wird zu ihrer besten Freundin und schafft es von ihr eingeladen zu werden. In ihr Penthouse, das diese mit einer Haushälterin bewohnt und einem Vater, der aufgrund seiner beruflichen Reisen durch seine Abwesenheit glänzt. Olivia hat eine Vergangenheit, die niemand kennt. Sie war in einer Klinik, wiederholt jetzt das Schuljahr. Aber keiner weiß warum. Ständig schluckt sie irgendwelche Pillen:
“Olivia wollte lächeln, war sich aber nicht sicher, ob es ihr gelang. Wenn sie müde war, wurde sie nachlässig. Manchmal dachte sie, sie hätte ihre vorzeigbare Miene aufgesetzt, und dann ergatterte sie einen kurzen Blick auf sich und sah zu ihrer Verwunderung ein schönes blondes Mädchen, das aussah wie innerlich tot.” (Zitat S.104)
Doch dann taucht auf einmal der attraktive Mark an der Privatschule auf. Er ist der neue Direktor für Förderung und Öffentlichkeitsarbeit und ruft eine Fundraising-Initiative ins Leben, an der sich auch Kate und Olivia als Organisatoren beteiligen. Aber Kate hatTeresa Toten Beware that girl sofort ein ungutes Gefühl.
“Normalerweise durchschaute ich Situationen und Menschen schnell und klar, aber aus diesem Typen wurde ich nicht schlau. Was wollte er?” (Zitat S.139)
Was hat Mark vor? Und warum sind so viele Mädchen auf einmal ganz verrückt nach ihm? Einschließlich Olivia…
“Beware that girl” wartet mit einem interessanten Cover auf, das die Blicke schnell auf sich zieht. Der Verlag wirbt mit einer Mischung aus “Gossip Girl” und “Gone Girl”. Im beginnenden Prolog wird gleich klar: es wird etwas Dramatisches passieren, das zur Folge hat, das eines der Mädchen im Krankenhaus liegen und das andere an deren Seite harren wird, ehe die Polizei im Krankenzimmer auftaucht.
Der Thriller wird in sich abwechselnden Kapiteln erzählt, mal ist Kate in der Ich-Perspektive an der Reihe, mal Olivia in der etwas distanziert wirkenden personalen Erzählperspektive. Die Dialoge wirken zu Beginn etwas hölzern, das legt sich aber zum Glück recht bald. In kursiver Schrift werden immer wieder Rückblenden von Erlebnissen aus Kates Kindheit einblendet. Es liest sich interessant immer mehr über die Vergangenheit beider Mädchen zu erfahren (denn auch Kate hat einige Geheimnisse). Dennoch muss ich gestehen, dass mich die Geschichte nicht wirklich packen konnte und ich sogar mehrmals überlegte, das Buch nicht zu Ende zu lesen, da es einfach sehr zäh und langwierig geschrieben ist. “Atemlos und spannend bis zum überraschenden Ende” schreibt der Fischer Verlag in seinem Klappentext. Diese Aussage kann ich so leider nicht unterschreiben. Da ich aber irgendwie doch wissen wollte, wie es ausgeht, habe ich weitergelesen. Das Ende wird dann schon etwas dramatischer. Trotz allem tröstet es nicht über den zähen Hauptteil hinweg.
Fazit: Ein enttäuschender Thriller, der sein Potential nicht wirklich ausschöpfen kann.