Familie ist das Wichtigste
Sarah arbeitet als Sozialarbeiterin in einer Schule für behinderte Kinder und lebt mit ihrem Verlobten Rain in einem teuren Apartment in London, wo sie gerade mithilfe ihrer besten Freundin Lisa ihre Hochzeit ...
Sarah arbeitet als Sozialarbeiterin in einer Schule für behinderte Kinder und lebt mit ihrem Verlobten Rain in einem teuren Apartment in London, wo sie gerade mithilfe ihrer besten Freundin Lisa ihre Hochzeit plant. Rain möchte die Hochzeit allerdings lieber einer professionellen Planerin überlassen, da ihm als erfolgreicher Geschäftsmann Status sehr wichtig ist. Als Sarah einen Brief von ihrem Vater bekommt, fällt sie aus allen Wolken, schließlich hat sie ihn seit Ewigkeiten weder gesehen noch gesprochen, nachdem er von einem Tag auf den anderen sie und ihre Mutter im Stich gelassen hat. Nun erfährt sie, dass er bald sterben wird und sie gern noch einmal sehen möchte. Gegen Rains Willen macht sich Sarah auf den Weg, um ihren Vater im Krankenhaus in der Nähe von Nottingham zu besuchen und lernt bei ihrer Ankunft ihren Bruder Luke kennen, der sie abholt. Während der Aussprache mit ihrem Vater und ihrem dortigen Aufenthalt erfährt Sarah auch, dass sie eine behinderte Schwester namens Clara hat. Sarah fühlt sich pudelwohl in der Gesellschaft von Luke und Clara, möchte am liebsten dort bleiben, zumal sie sich sehr zu Luke hingezogen fühlt. Kaum zurück in London erlebt Sarah eine böse Überraschung, die die Hochzeit platzen lässt und sie zurück nach Nottingham führt. Dort entdeckt Sarah anhand eines von ihrem Vater hinterlassenem Kästchen die Wahrheit über ihre Vergangenheit. Wird Sarah bereit sein für ein neues Leben?
Teresa Wagenknecht hat mit ihrem Buch „Vielleicht ein Wunder“ einen gefühlvollen und recht kurzweiligen Liebesroman vorgelegt, der zudem ein Familiengeheimnis beinhaltet. Der Schreibstil ist locker-flüssig und zeitweise recht emotional. Der Leser steht von Beginn an Sarah zur Seite und schaut ihr bei ihrem täglichen Leben über die Schulter. Schnell bekommt er Einblick in ihre Gedanken- und Gefühlswelt und versteht dadurch auch einige ihrer Handlungsweisen viel besser. Es werden einige Themen in der Handlung angesprochen, da geht es um den Umgang mit behinderten Menschen, fehlendes Selbstbewusstsein, Trauer, vergessene Träume und alte Wunden, die nach Jahren immer noch schmerzen. Die zwischenmenschlichen Töne werden von der Autorin schön eingefangen, auch die kleine Schnitzeljagd ist einfallsreich und gut in die Geschichte integriert, so dass der Leser ebenfalls zum Miträtseln animiert wird.
Die Charaktere sind gut ausgestaltet und bieten dem Leser ein buntes Spektrum an unterschiedlichen Typen. Sie alle besitzen Ecken und Kanten, wirken lebendig und realistisch, so dass man sich mit ihnen identifizieren und mit ihnen fühlen kann. Sarah ist eine sympathische Frau, die man oftmals am liebsten schütteln möchte. Sie besitzt ein gutes Herz, ist freundlich und empathisch, jedoch fehlt es ihr an gesundem Selbstvertrauen. Sarah leidet noch immer darunter, dass sie von ihrem Vater verlassen wurde, das Verhältnis zur Mutter ist ebenfalls kaum existent. Sie möchte es allen recht machen und verbiegt sich dabei, anstatt sie selbst zu sein. Lisa ist Sarahs beste Freundin und die gute Seele in diesem Buch. Sie und ihr Mann Andy sind herzliche und humorvolle Menschen, die Sarah regelrecht adoptiert haben. Rain ist ein gefühlskalter Egoist, der nur sich selbst wichtig ist und alles, was mit seinem Ansehen nach außen zu tun hat. Luke dagegen ist ein netter Mann, für den seine kleine Schwester an erster Stelle steht und der sich liebevoll um diese kümmert. Auch die weiteren Protagonisten haben ihren berechtigten Auftritt in dieser Handlung, um Licht ins Dunkel zu bringen.
„Vielleicht ein Wunder“ ist ein kurzweiliges und unterhaltsames Lesevergnügen, dass sowohl mit einer verwickelten Familiengeschichte als auch mit einer Romanze punkten kann. Es gibt keine großen Überraschungen, dafür aber eine warmherzige Handlung. Verdiente Leseempfehlung!