Großartiges Finale: ideenreich, unerwartet, lustig, packend
Band 4 von 4 ist ein echtes Thariot-Original. Man liebt ihn oder man hasst ihn.
Die Charaktere sind in vielen Fällen überzeichnet, eben sehr speziell, und dabei ungekünstelt, ehrlich, direkt und (zumindest ...
Band 4 von 4 ist ein echtes Thariot-Original. Man liebt ihn oder man hasst ihn.
Die Charaktere sind in vielen Fällen überzeichnet, eben sehr speziell, und dabei ungekünstelt, ehrlich, direkt und (zumindest mittelfristig) zum Liebhaben. Sie sind anhand des prägnanten Gedanken- und Sprachmusters leicht zu identifizieren und bleiben mir dauerhaft im Gedächtnis. In Emma konnte ich mich diesmal besonders gut hineinfühlen. Kenan und Jonah, immer politisch inkorrekt drauf, sorgen auf derbe Weise für gute Laune. Auch wenn ich mich wohl an die menschlichen Kollateralschäden, wie sie in der SF gängige Praxis sind, nie ganz gewöhnen werde. Nebula, Kono und Liz entführen in aufregende, andersartige Welten. Auch diesmal lässt es sich Thariot nicht nehmen, im finalen Band noch eine neue Hauptfigur zu etablieren. Trotz dieser späten Einführung erlebe ich auch Nerd/Intelligenzbestie Roger als reizvollen Charakter mit Persönlichkeit und glaubhaften Hintergründen und Motiven. Toll und immer wieder erwähnenswert ist der trockene Humor. Beispiel: „Ansonsten kannte Carl den General als rücksichtsloses und geldgieriges Arschloch. Mit ihm konnte man sehr gut arbeiten.“ Cool sind auch unauffällige Anekdoten, die von einer gewissen Detailverliebtheit zeugen, z. B. das Dackel-Poster.
Dankenswerterweise war die Wartezeit seit dem zweiten und dritten Band nicht allzu lang und der werte Autor hat Erinnerungsstützen im Text eingebaut. Angesetzt wird wieder sieben Jahre später an unterschiedlichsten Orten. Die Handlung ist schwer vorhersehbar. Dabei empfinde ich jede einzelne Perspektive als megaspannend, mit vielen Wendungen und Überraschungen.
Die technischen und naturwissenschaftlichen Beschreibungen habe ich als Laie nachvollziehen können. Von der Umgebung habe ich ein lebhaftes Bild bekommen.
Was erneut nicht fehlt, sind Denkanstöße und Botschaften für geneigte Leser. Freiheit im weitesten Sinne fällt als Motiv aller Thariot-Romane auf. Es werden Chancen und Risiken der Digitalisierung und künstlicher Intelligenz aufgezeigt. Und nicht zuletzt, wie erstrebenswert es ist, der Klimakrise zu begegnen und eine Erde zu bewahren, in der Flora, Fauna und nachfolgende Generationen einen schönen Ort zum Leben vorfinden.
Man möchte immer weiterlesen, wissen, wie es weitergeht und ist andererseits traurig, dass immer weniger Buch übrig ist. Das Ende hat mich dann auch überzeugt. Wenn man das so wahrnimmt, sind fünf Sterne fällig. Auf weitere Werke freue ich mich schon sehr.