Beliebige Geschichte, austauschbare Figuren
Die Geschichte einer Pariser Pelzhändlerdynastie vom Ersten Weltkrieg bis in die 1960er Jahre – voller bewegender Schicksalsschläge, zwischen Geheimnissen, politischen Verstrickungen und unerfüllten Lieben. ...
Die Geschichte einer Pariser Pelzhändlerdynastie vom Ersten Weltkrieg bis in die 1960er Jahre – voller bewegender Schicksalsschläge, zwischen Geheimnissen, politischen Verstrickungen und unerfüllten Lieben. Stoff also, aus dem man echt etwas hätte machen können. Révay ist mit „Das Erbe der Fonteroys“ allerdings trotzdem nur eine mittelmäßige Familiensaga gelungen. Der Schreibstil ist dabei wirklich ansprechend. Das Buch lässt sich sehr angenehm lesen und man kann den Roman definitiv als kurzweilig bezeichnen. Wie Révay allerdings die Handlung entwirft, ist einfach nur lieblos. Der Roman beginnt 1921: Valentine heiratet eher unfreiwillig André, den Erben der Pelzhändlerdynastie Fonteroy. Über zwei Generationen hinweg wird dann die Geschichte der Familie und des Unternehmens erzählt – zwischen Aufstieg und Fall, zwischen Kriegswirren, Weltwirtschaftskrise und Friedenszeiten, zwischen Paris, Leningrad und Leipzig. Es gibt auch immer mal wieder kleine Rückblenden in die Zeit um den Ersten Weltkrieg. Dabei rast Révay wie ein Schnellzug durch die Zeit. Nach vier Seiten sind dann oft schon mal wieder zwei Jahre vergangen. Und ehe man sich versieht, ist auch der Zweite Weltkrieg schon wieder vorbei. Kaum hat man sich mit den Protagonisten der ersten Generation angefreundet, muss man sich schon an die Protagonisten der zweiten Generation und deren Geschichten gewöhnen. Oft wusste man tatsächlich nicht, in welchem Jahrzehnt man sich gerade befindet. Auch viele wichtige Dinge hat man eher so nebenbei erfahren: Da hat Valentine plötzlich auch noch einen kleinen Sohn und in einem Nebensatz bekommt man dann mit, dass sie für den Widerstand arbeitet. Das alles hat zur Folge, dass der Roman total oberflächlich ist und man gar keine Chance hat, an die Protagonisten heranzukommen und an ihrem Schicksal Anteil zu nehmen. Die Geschichte wird total beliebig und die Figuren einfach austauschbar. Ich konnte überhaupt nicht richtig in die Geschichte eintauchen, weil einfach alles so an mir vorbeigeplätschert ist. Diesen Roman kann man sich meiner Meinung nach echt sparen. Lieber sollte man Révays Zweiteiler „Die weißen Lichter von Paris“ und der „Himmel über den Linden“ lesen. Da geht es um eine ziemlich ähnliche Thematik, allerdings hat Révay da ihr Handwerk besser verstanden.