Cover-Bild Der Kameramörder
6,99
inkl. MwSt
  • Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 01.11.2011
  • ISBN: 9783423411073
Thomas Glavinic

Der Kameramörder

Roman

Über die Abscheulichkeit von Reality-TV

»Ich wurde gebeten, alles aufzuschreiben.« Mit diesem Satz beginnt der Ich-Erzähler seinen Bericht über ein Osterwochenende, an dem er und seine Lebensgefährtin ein befreundetes Paar in der Steiermark besuchen. Während die Medien minutiös über einen am Karfreitag begangenen Doppelmord an zwei Kindern berichten, den der Mörder mit einer Videokamera aufgenommen haben soll, pendeln die vier Freunde zwischen Fernseher und Kartenspiel, Küche und Gesprächen hin und her. Angewidert und zugleich voller Lust an der Sensation, kommentieren sie das Vorgehen der Medien. Draußen, in der »wirklichen« Welt, wird unterdessen fieberhaft nach dem Mörder gesucht.

»Wo Glavinic steht, das wissen wir nach diesem Buch: in der ersten Reihe der deutschsprachigen Literatur.« Daniel Kehlmann in ›Literaturen‹

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.04.2018

Printbuch

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Puhi! Das fasst das Buch in einem Wort zusammen. Ein kleines Büchlein und doch nichts für zwischendurch. Zum einen ist es ein einziger Text, kein Kapitel, keine Abschnitte oder ähnliches. Zum anderen ist ...

Puhi! Das fasst das Buch in einem Wort zusammen. Ein kleines Büchlein und doch nichts für zwischendurch. Zum einen ist es ein einziger Text, kein Kapitel, keine Abschnitte oder ähnliches. Zum anderen ist die Thematik eine ernste und immer noch aktuelle. Ein Mord und sein Reiz.

Zwei Ehepaare verbringen gemeinsam die Ostertage in der Steiermark. Doch die gemeinsame Zeit wird überdeckt von einem aktuellen Mordfall. Zwei Kinder tot. Eines überlebte. Es gibt Videoaufnahmen. Der Fernseher berichtet rund um die Uhr und nicht nur die Vier sitzen wie gebannt davor.

— SPOILER —

Natürlich ist die Frage: worauf hat(te) es der Autor abgesehen? Wenn es das Ende war, muss ich leider gestehen, dass dies für mich nicht überraschend war. Bereits nach dem ersten Satz war deutlich, wohin die Geschichte führen wird. Mindert aber absolut nicht mein Lesevergnügen, sofern man bei diesem Buch von Vergnügen sprechen kann. Denn der andere Schwerpunkt (siehe unten) hat mich gefesselt.

— SPOILER ENDE —

Mal abgesehen davon, dass ein Fließtext schon was abfordert und Glavinic seinen ganz eigenen Schreibstil hat, konnte mich das Buch in seinen Bann ziehen. Was passiert mit unserer Gesellschaft wenn ein Mord die Welt erschüttert? Sensationsgeilheit! Und genau dies wird im Buch thematisiert und ich musste an mancher Stelle wirklich schlucken – wenn die Landkarte gezückt wird …

Was an seiner Art der Erzählung anders ist?
Sonja wird von dem Ich-Erzähler durchweg als „Lebensgefährtin“ bezeichnet. Die Geschichte wird durchgängig erzählt, ohne Pause für die Leser*innen. Und es wird sehr detailliert. Nicht nur die Morde (es fließt kein Blut, aber der Tathergang wird beschrieben – Kinder werden in den Selbstmord getrieben), auch die verschiedenen Handlungen und Konversationen. Die Dicke des Brotes oder ähnliches. Aber dies macht es besonders und skurril im Kontext der Ereignisse, was ich absolut positiv meine!


Aus '3 Geschichten - 3 Eindrücke': http://kejas-blogbuch.de/3-geschichten-3-eindruecke-2/