Herbert Fröhlich wird vom Leben überrannt – seine Tochter bringt die Enkelin und faselt etwas von Ehekrise, die Enkelin tobt wie ein Orkan durchs Haus und Margit, Herberts Frau, ist einfach nicht auffindbar. Was soll das alles? Herbert ist sauer, wollte er doch in seinem Lieblingssessel relaxen, bis es Essen gibt. Aber weder Ruhe noch Essen sind ihm vergönnt und Margit ist und bleibt wie vom Erdboden verschluckt. Nur langsam dämmert es Herbert, dass er etwas Grundlegendes verpasst haben muss. Zugeben kann er das natürlich nicht, schon gar nicht, als er feststellt, dass auch sein heißgeliebtes Auto fehlt. Also macht er aus der Not eine Tugend und erfindet das Oma-Suchspiel. Mit seinen Freunden Otto und Enrico und der quirligen Enkelin Julia begibt sich Herbert auf völlig neue Pfade ...
Ach ja, ich liebe den Stil von Thomas Krüger! Ich bin ein großer Fan von Erwin und den Enten und hatte ein wenig Sorge, dass dieses Buch ein bisschen ein Abklatsch werden könnte. Zum Glück aber ist das weit gefehlt! Auch wenn ich sehr früh ahnte, wie alles enden wird und was es mit dem Kuhnasenrucksack auf sich hat, war die Lektüre doch an keiner Stelle langweilig oder albern. Alles passt so wunderbar in sich und auch der schrägste Charakter ist nahezu wie aus dem Leben gegriffen. Besonders Enrico und sein Italo-Deutsch finde ich absolut gelungen. Seit meiner Kindheit gibt es in meinem Leben auch einen solchen Enrico, nur ist er mein „Eismann“ gewesen – und ja, der spricht haargenau wie Enrico! Kein Wunder also, dass ich genau diese Figur besonders ins Herz geschlossen habe.
Die kleinen Missgeschicke, die mehr oder weniger überraschenden Wendungen, die Einfalle der vier Reisenden – ich finde das alles so wunderbar gelungen! Es ist schräg und witzig, aber nicht lächerlich, und genau so mag ich das gern. Die Verwechslungen und zweideutigen Situationen sind urkomisch, aber auch verständlich. Und neben all dem Humor bringt Krüger sehr schön rüber, wie schnell und unbemerkt man Dinge und Menschen als selbstverständlich betrachtet, sich immer weniger bemüht, in einer Seifenblase lebt und was passiert, wenn diese Seifenblase einfach mal platzt. Rasant und turbulent, spritzig und leicht, aber mit einem nicht allzu kleinen Körnchen Tiefsinn hat mich dieser Roman sehr gut unterhalten. Die Opas und Julia sind mir sehr ans Herz gewachsen und ich möchte behaupten, Krüger hat mich doch auch ein bisschen wachgerüttelt. Ich gebe begeisterte fünf Sterne!