Cover-Bild Flugbegleiter & Übersetzungen/Translations
Teil 30 der Serie "intermedium"
19,90
inkl. MwSt
  • Verlag: belleville
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 2008
  • ISBN: 9783943157543
Thomas Meinecke

Flugbegleiter & Übersetzungen/Translations

"Flugbegleiter":

Karol arbeitet als Flugbegleiter bei der Lufthansa. In seiner Freizeit widmet er sich mit Vorliebe Resignifizierungen in der Musik: Wenn leichtverständlicher Swing zu schwierigem Be-Bop umkodiert wird oder Disco als House Music erneut in den sexuell andersdenkenden Underground abtaucht. Insbesondere beschäftigt ihn die Frage, was eigentlich vorgefallen ist, wenn einer Musik vorgeworfen wird, sie sei zu süß. Karol gerät zunehmend in den Bann der Queer Music, begeistert sich für die Ästhetik des Camp, die er gemeinsam, teils in einem dezenten Liebesreigen, teils mittels theoretischer Lektüren und Erörterungen, mit seinen Kolleginnen Heidi, Ashley, Kristina sowie seinem Kollegen Felix in diversen Hotelzimmern der Welt auslotet. Seine heterosexuelle Orientierung erkennt er dabei gleichsam als das Andere der Homosexualität.

In seinem Roman "Tomboy", der dem Hörspiel gleichen Titels zugrunde liegt, widmete sich Thomas Meinecke der sozialen Konstruktion der Frau. Das Hörspiel "flugbegleiter", das zeitgleich zu Meineckes neuem Roman Musik entstanden ist, stellt die Frage in den Mittelpunkt: Was ist eigentlich ein Mann? Während in der Hörspielfassung von "Tomboy" Meinecke und Move D mit einzelnen vom Autor gelesenen Textausschnitten als Material-Endlosloops auf den Soundflächen des Komponisten arbeiteten, präsentiert "flugbegleiter" den Autor als Interpreten der verwobenen Geschichten seiner Protagonisten, die sich immer wieder auf Karols Themen zubewegen. Move D's zitatreichen Kompositionen begleiten den jet-settenden, musikbewegten Diskurs. In freundlicher Übernahme erzählen sie die in "flugbegleiter" theoretisch erörterten Komplexe ohne Worte weiter.

"übersetzungen/translations":

Seit zehn Jahren produzieren der Musiker und Studiobetreiber David Moufang alias Move D und der Schriftsteller und Musiker Thomas Meinecke gemeinsam Sonic Fiction für die Abteilung Hörspiel und Medienkunst des BR. Meistens basierten diese Stücke auf literarischen Texten Meineckes, waren (wie "Tomboy", "Freud’s Baby" oder "flugbegleiter") musikalische Variationen auf seine zugleich entstehenden (und im Suhrkamp Verlag erscheinenden) Romane, syntaktisch, nicht selten dekonstruktivistisch verwoben mit den überwiegend elektronisch generierten Patterns Move D’s, der eine international gefeierte Größe der instrumentalen Techno Music ist, nicht selten aber ebenso mit Jazzmusikern wie dem Vibraphonisten Karl Berger zusammenarbeitet (der auf "Tomboy" und "Freud’s Baby" mitwirkte). Ansatz- und Ausgangspunkt der aktuellen Produktion

"übersetzungen/translations" war der Wunsch, einmal eine Arbeit zu erstellen, bei der nicht zuerst (und damit letzten Endes übergeordnet) ein Text existierte, sondern die eher abstrakte, serielle Narrativität der Musik als gleichberechtigt, eigentlich sogar tonangebend erscheinen würde. In einem Studio des BR in München buchstabierte beziehungsweise sang Thomas Meinecke das deutsche und englische/amerikanische Alphabet in allen zwölf Tönen der Tonleiter und nahm diese Aufnahme, einzelnen Tasten einer Schreibmaschine gleich, mit nach Heidelberg, wo in Moufangs Re-Source Studio Wörter und Töne, ohne Einsatz eines Mikrophons für die Stimme, spontan ineinander verschränkt, gleichsam synchron (zusammen-) gesetzt wurden, mit dem einzigen übergeordneten Prinzip: einer Übersetzung vom Deutschen ins Englische, respektive umgekehrt. Diese auffallend lakonisch gelagerten Übertragungen mussten nicht immer in verbaler Weise (Osterglocke/Daffodil) stattfinden, sondern ihr Schwerpunkt, ihr Drall, ihr Gefälle konnte auch kulturell (Ursula Andress), politisch (Henry Kissinger) oder ökonomisch (Mini Cooper) kodiert sein. Thomas Meinecke, der seit 1980 in der Münchner Band F.S.K. spielt, brachte seine Pocket Trumpet mit und griff einmal auch zu David Moufangs Gitarre. Zehn sehr verspielte, in ihrer Vertracktheit mitunter an surrealistische Vexierbilder erinnernde bis unmittelbar (und vor Ort als solche getestete) clubtaugliche Tracks sind auf diese Weise binnen einer Woche am Neckar entstanden, eher ein Album als ein Wörterbuch.

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