Auf dem Dorf kommen die Leichen wenigstens an die frische Luft!
Glaubenthal: Umgeben von ausgedehnten Wäldern liegt es in einer sanften, von wildromantischen Schluchten durchzogenen Hügellandschaft. Doch der schöne Schein trügt – dieses Dorf hat es in sich! Das bekommt auch Hannelore Huber auf der Beerdigung ihres Mannes zu spüren. Groß war die Vorfreude auf ein beschauliches Leben in Harmonie: endlich Witwe. Nun aber muss sie auf ihre alten Tage auch noch Ermittlerin werden. Denn im Sarg ruht, wie sich zeigt, nicht ihr Ehegatte, sondern eine falsche Leiche ... Thomas Raab erzählt mit großartigem schwarzem Humor, wie sich die grantige Huberin auf die Suche nach dem verstorbenen Ehegatten begibt und zu ermitteln beginnt. Unterstützung erhält sie dabei ungebeten von einer fremden rotzfrechen Göre, die zumindest einen vielversprechenden Nachnamen trägt: Glück.
Glaubenthal, ein schöner kleiner Ort im Nirgendwo, wo die Welt noch in Ordnung ist. Glaubt man, denn vom Anfang bis zum Ende geschehen sehr seltsame Geschehnisse. Beerdigung mit falscher Leiche, Leichendiebstahl ...
Glaubenthal, ein schöner kleiner Ort im Nirgendwo, wo die Welt noch in Ordnung ist. Glaubt man, denn vom Anfang bis zum Ende geschehen sehr seltsame Geschehnisse. Beerdigung mit falscher Leiche, Leichendiebstahl usw. sind in diesem Buch ein laufendes Thema.
Der Schreibstil ist am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig, aber die Geschichte ist humorvoll und doch auch mit Tiefgang.
Ich würde das Buch auf jeden Fall weiterempfehlen!
Hannelore Huber hat diesen Tag herbeigesehnt: endlich Witwe. Nach mehr als 50 Jahren Ehe mit einem Gatten, der ihr mehr oder wenig aufgezwungen wurde und eine Ehe, die am Ende mehr schlecht als recht geführt ...
Hannelore Huber hat diesen Tag herbeigesehnt: endlich Witwe. Nach mehr als 50 Jahren Ehe mit einem Gatten, der ihr mehr oder wenig aufgezwungen wurde und eine Ehe, die am Ende mehr schlecht als recht geführt wurde. Umso fröhlicher blickt sie ihrer Zukunft entgegen. Doch weit gefehlt: Am Tag der Beerdigung öffnet sich der Sarg ungewollt und darin liegt ein anderer Toter als ihr Ehemann. Schnell wird klar, hier ist etwas ganz und gar Seltsames passiert im beschaulichen Ort Glaubenthal. Und wo ist ihr Gatte? Als dann noch eine Prostituierte spurlos verschwindet, die etwas mit dem Tod ihres Verflossenen zu tun haben soll, macht sich Hannelore auf die Suche nach der Wahrheit…
Zugegeben der Titel „Walter muss weg“ ist schon etwas merkwürdig. Aber er macht auch neugierig. Denn als ich ihn las, dachte ich sofort, hier bringt eine frustrierte Ehefrau ihren Ehemann um und kommt auch noch damit durch. Ich habe mich geirrt. Aber den schwarzen Humor hat die Geschichte trotzdem reichlich. Als Leserin werde ich ein beschauliches, idyllisches Ort mitten in die Alpen versetzt. Da wo sich buchstäblich Fuchs und Hase gute Nacht wünschen und jeder jeden kennt, zumal man sich auch mit den berühmten Feldstechern auf Schritt und Tritt gegenseitig verfolgen kann. Die Dorfbewohner sind kauzige Zeitgenossen, bei denen man von Anfang an glaubt, dass jeder so seine Leichen im Keller hat. So ist es auch in diesem Roman, der nur so trieft vor schwarzem Humor. Hannelore Huber, gut 70 Jahre alt, begibt sich in ihrem Alter auf Mördersuche… und das an einem einzigen Tag. Eine beachtliche Leistung und wer hier sofort an Agatha Christie’s Miss Marple denkt … ich musste es auch. Das ist aber nicht schlimm. Die Figur ist bekannt und jeder mag die alte verkauzte Möchtegern-Detektivin, die im Ganzen eine bessere Figur macht, als die seltsam vertrottelt wirkenden Polizisten Swoboda und Unterberger-Sattler. Der Autor bedient sich hier bekannten literarischen Klischees und Charakteren und packt sie in eine idyllische Alpendorf-Optik. Das Ganze wird dann noch gewürzt mit triefendem schwarzem Humor, denn die vermeintliche Witwe freut sich über das Ableben des Gatten und rächt sich quasi damit, in dem sie ihn in verhasste Kleidungsstücke beerdigen lässt. Überhaupt hat die gute Hannelore Huber so manche scharfe Kante. Sie wirkt verbittert, grantig, aber wortwitzig und auf den zweiten Blick alles andere als dement oder vergreist. Wer nachts noch mit Gehstock durch die Gegend auf Mörderjagd gehen kann, ist alles andere als „alt“. Besonders ans Herz gewachsen ist mir „Hanni“, da sie nur auf den ersten Blick verbittert erscheint. Ja, sie beweist sogar noch Herz, wenn es um die kleine Amelie Glück geht. So ist dem Autor meiner Meinung eine interessante, vielschichtige Hauptfigur gelungen, wenn er sich auch nicht komplett vom Klischee einer Miss Marple lösen kann.
Wer das gut verkraften kann, darf sich darüber hinaus an der anspruchsvollen, wortgewandten Sprache erfreuen, die wahrscheinlich so manchen Leser zur Verzweiflung bringt. Auch ich hatte meinen holprigen Start. Oh ja, der Autor kann uns hier geradezu beim Lesen schwindelig schreiben. Die Sätze sind ungewohnt verschachtelt, temporeich und zackig geschrieben. Angereichert mit vielen Bewertungen. Glossen-Leser dürften sich freuen. Das liest man nicht so häufig in der Literatur. Da wird vom ersten Satz bis zum letzten eine humorvoll-beschreibende, akzentuierte und auch schwarz-humorige Sprache an den Tag gelegt, die in der stark überzeichneten Darstellung der Charaktere gipfelt. Hier wird das Urteil dem Leser schon „vorgekaut“, anstatt es nüchtern und objektiv zu präsentieren. Ungewohnt – das stimmt. Ich habe sowas schon lange nicht mehr gelesen.
Punkt Abzug gibt es dennoch wegen der leicht konstruiert wirkenden Handlung, warum hier wer wen aus welchen Gründen umgebracht und Leichen vertauscht hat. Das klang dann doch etwas abstrus. Aber wenn man das gesamte Konstrukt des schwarz-humorigen Krimis anschaut, darf man sicherlich auch das mit einem Augenzwinkern abtun.
Insgesamt ein temporeiches – und das liegt nicht nur an der Handlung, die an einem ganzen Tag spielt – und humorvolles, unterhaltsames Kriminalstück, das hinter die Fassade der ach so schönen Alpendorfromantik schaut. Wer Gefallen an bissigen Humor, an überzeichneten Charakteren und einer beherzten 70-jährigen beherzten Möchtegern-Detektivin findet, wird hier genau die richtige Lektüre finden.
Mein Fazit: Alpendorfidylle von einer überspitzt schwarz-humorigen Seite. Kauzige, schräge Charaktere, wortgewandte Dialoge und eine bissige Erzählweise. Genau richtig für Freunde des schwarzen, glossenhaften Humors.