Die Welt der Schausteller
Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation, 1622: In der Kurpfalz wachsen die Schneidertochter Susanna und der Bauernsohn Hannes als Nachbarn auf. Einer Heirat wollen Susannas Eltern allerdings nicht zustimmen, ...
Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation, 1622: In der Kurpfalz wachsen die Schneidertochter Susanna und der Bauernsohn Hannes als Nachbarn auf. Einer Heirat wollen Susannas Eltern allerdings nicht zustimmen, unterschiedliche Religionsbekenntnisse sind wohl nicht der einzige Grund. Während Susanna im Betrieb des Vaters fleißig mithilft, geht Hannes auf Wanderschaft als Zimmermann. Der Dreißigjährige Krieg bringt die beiden Liebenden letztendlich ganz auseinander, als Susanna aus ihrem Dorf fliehen muss und Hannes sich als Landsknecht verdingt und bald totgesagt wird. Susannas Leben geht weiter, sie schließt sich einer Gauklertruppe an.
Imposant präsentiert sich dieses Werk rund um die Schaustellerei im 17. Jahrhundert, welche sich aus dem Tun von Gauklern, Hanswurstdarstellern und Zahnbrechern entwickelt hat. Bestens recherchiert und anschaulich verflochten mit Szenen aus Shakespeares Stücken wird (nicht nur) dieser Teil des Buches überaus lebendig. Weitere Handlungsstränge betreffen die unterschiedlichen Wege von Susanna und Hannes, sowie Kriegslist und Strategien einzelner Generäle im Dreißigjährigen Krieg. Kein Bereich kommt zu kurz, detaillierte Schilderungen und interessante Einzelheiten zu unterschiedlichsten Themen lassen die Begeisterung des Autors zwischen den Zeilen spüren, manchem Leser wird es allerdings da und dort vielleicht ein wenig zu viel und ein bisschen zu langatmig werden. Historische Fakten treffen auf fiktive, sehr anschaulich charakterisierte Figuren, eine ganze Menge an geschichtlichem Wissen wird gekonnt verknüpft mit menschlichen Schicksalen. Anfangs etwas verwirrend durch die verschiedenen Handlungsstränge und die große Zahl an Namen (Gaukler, Bischöfe, Kriegsherren,…), kristallisiert sich jedoch bald ein großes Ganzes heraus, das den Leser umfassend unterhält.
Fazit: nichts für schnelles Zwischendurch, dafür umso lohnender, wenn man sich auf eine imposante Geschichte mit Geschichte einlässt.