Schon als ich “Eden” das erste Mal gesehen habe, war es unumgänglich, dass ich es unbedingt lesen muss. Natur, die zum Feind mutiert und dadurch besonders beängstigend ist. Nie zuvor ist mir so etwas begegnet und noch dazu von Tim Lebbon.Was einfach absolut vielversprechend auf mich wirkte.
Tim Lebbons Schreibstil ist sehr einnehmend, fordernd und zugleich unsagbar fesselnd.
Die Atmosphäre hat mich sofort in ihren Bann gezogen.
Düster, bedrohlich und gleichzeitig auch sehr faszinierend und einzigartig.
Es ist schwer dies zu beschreiben, es ist wie ein Sog, der dich nicht mehr loslässt.
Er wartet hier mit Charakteren auf, die mir mit ihrer Art unglaublich nahe gegangen sind.
Zumeist begleiten wir hier Kat und Jen.
Zwei absolut herausragende Charaktere, die gegensätzlicher kaum sein könnten.
Beide stehen auf unterschiedlichen Seiten und das ist einfach so bahnbrechend und unglaublich interessant.
Kat, verkörpert Eden durch und durch.
Es ist gespenstisch, grausam, verstörend. Aber zugleich auch sehr faszinierend. Denn man begleitet Kat auf einer Reise, wie man sie nie zuvor erlebt hat.
Voller Intensität und Fülle.
Voller Energie, Hoffnungslosigkeit und einem stillen Schrei nach Erlösung.
Man verliert sich immer mehr, Stück für Stück. Ohne etwas dagegen tun zu können.
Und dann ist da Jen.
Voller Energie, Stärke und unglaublich großen Mut. Wie sie das alles schafft, weiß, sie eigentlich selbst nicht so genau.
Aber irgendwie geht es weiter. Stück für Stück.
Ohne ins straucheln zu geraten.
Mit einer unsagbaren Schwere, tiefer Verzweiflung, grenzenloser Angst, immer weiter, dem Abgrund entgegen.
Daneben hat mir auch Dylan unglaublich gut gefallen. Er versucht immer Stärke und Halt zu geben.
Doch manchmal ist das nicht genug. Manchmal reicht das einfach nicht aus.
Es gibt noch weitere Charaktere, diese bleiben relativ blass und laufen meist nebenher. Es hat etwas vergängliches an sich.
Alle zusammen genommen sind sie authentisch, greifbar und bestechen jeder, auf seine eigene Art und Weise.
Die Story selbst hat mich sofort gepackt. Auch wenn mir die erste Hälfte der Handlung etwas zu eintönig war. Denn größtenteils verbringt man die Zeit damit, Eden zu entdecken.
Was manchmal etwas kräfteraubend und etwas eindimensional war.
Auch wenn wir hier zwei Handlungsstränge haben, passiert eigentlich zunächst nicht allzu viel.
Stattdessen macht sich eine große Verwandlung bemerkbar.
Nicht nur von Kat, sondern auch von Eden.
Diese Verwandlung zu beobachten war einerseits unglaublich schön, berauschend und einzigartig. Aber auf der anderen Seite auch sehr brutal, angsteinflößend ,verstörend und unglaublich grausam.
Denn der Autor geht dabei sehr detailreich zur Sache ,dabei fließt schon mal etwas Blut oder es werden Knochen gebrochen.
Automatisch kommt da der Gedanke auf das Dahinter auf und mit ihm ein unsagbar großer Schmerz, der alles vernichtet und einfach unsäglich mitnimmt.
Die Grundidee finde ich unglaublich genial. Die Umsetzung ist definitiv nicht schlecht, aber es wäre hier noch mehr Luft nach oben gewesen.
Ich hab lange gebraucht, um das ganze Ausmaß verstehen zu können. Irgendwann hat es klick gemacht und ich hab verstanden, worauf der eigentliche Fokus lag. Dennoch haben mir hier einfach noch mehr Details und Erläuterungen, bzw. Aufklärung der Hintergründe gefehlt.
Es gab für mich essentielle Fragen, die keine Erlösung fanden.
Stattdessen erlebt man hier ein nervenaufreibendes Abenteuer das jenseits von Gut und Böse liegt. Und daneben hat es auch etwas ,unterschwellig von einem Familiendrama an sich. Das zwar eher leicht eingearbeitet wurde, aber dennoch gut wahrnehmbar ist.
Die Handlung war eher ruhig, wurde teils von Action und großen Emotionen begleitet, so das es auch tiefer in den eigenen Verstand eindrang. Aber ich hatte mir noch etwas mehr erhofft.
Ohne Frage ein sehr faszinierendes, verstörendes und absolut beklemmendes Werk, das enorm mitreißt und nicht loslässt. Aber auch eine Leere zurücklässt, die sich nicht schließen lässt.
Wer allerdings darüber hinwegsieht, dass die Tiefgründigkeit hier nicht so unsagbar groß ist, wird seinen Spaß bei dieser Lektüre haben.
Ich hatte mir einfach noch mehr von Eden selbst erhofft, denn es blieben für mich noch wichtige Fragen offen.
Dafür werden wir mit Wahnsinn, Obsession und Gier konfrontiert. Attribute, die selten zu etwas Gutem führen.
Denn hier geht es vor allem darum, dass die Natur beschützt werden. Zur Not auch mit brachialen Mitteln, die mit Blut ,Schweiß und anderen Körperflüssigkeiten bezahlt werden müssen.
Fazit:
"Eden” von Tim Lebbon hat mich von Anfang an sehr fasziniert und nicht mehr losgelassen.
Ein Thriller, wie ich ihn in dieser Form noch nie gelesen haben.
Denn die Natur wird zum größten Feind überhaupt und das ist einfach eine unglaublich geniale Idee.
Bei der Umsetzung wäre noch deutlich Luft nach oben gewesen.
Dennoch versteht es der Autor auf jeder erdenklichen Ebene mitzunehmen und darüber hinaus auch zum nachdenken zu bringen.
Wer über die ein oder andere Schwachstelle hinwegsieht, könnte hier verdammt viel Spaß haben.