Einfühlsame Kurzgeschichte
Meine Meinung
Die Kinderbücher des französischen Autors Timothée de Fombelle wurden bereits in mehrere Sprachen übersetzt und ausgezeichnet. Sein neuestes Werk »Rosalie. Als mein Vater im Krieg war« ist ...
Meine Meinung
Die Kinderbücher des französischen Autors Timothée de Fombelle wurden bereits in mehrere Sprachen übersetzt und ausgezeichnet. Sein neuestes Werk »Rosalie. Als mein Vater im Krieg war« ist eine einfühlsame Kurzgeschichte über das Kind sein in Zeiten des Krieges, eindrücklich bebildert durch die Aquarell-Illustrationen der kanadischen Künstlerin Isabelle Arsenault.
Rosalie ist noch keine sechs Jahre alt und bekommt schon in diesen jungen Jahren das schreckliche Gesicht des Ersten Weltkrieges zu spüren. Ihr Vater kämpft für das Vaterland, die Mutter arbeitet seither den ganzen Tag in der Fabrik, um sie durch die schwere Zeit zu bringen. Während des Tages sitzt Rosalie in der letzten Bank in einer Schulklasse, und am Abend liest ihre Mutter ihr aus den Briefen ihres Vaters vor.
Obwohl Rosalie noch so jung ist, bemerkt sie die Veränderung, die mit ihrer Mutter vor sich geht und ahnt, dass mit den Briefen irgendetwas nicht stimmen kann. Doch Rosalie kann noch nicht lesen und sich selbst der Worte vergewissern, und so beschließt sie kurzerhand, sich das Lesen selbst beizubringen, um die Wahrheit herauszufinden. Hauptmann Rosalie hat eine Mission…
Timothée de Fombelle und Isabelle Arsenault vermitteln mit dieser Geschichte eindrucksvoll, wie die Welt eines kleinen Mädchens, die durch die Umstände des Ersten Weltkrieges unmittelbare Auswirkungen in ihrer Familie erlebt, aussieht, und wie sie mit dem Schweigen der Erwachsenen gegenüber ihr als Kind zu kämpfen hat.
Eltern versuchen immer ihre Kinder zu beschützen und vor Unheil zu bewahren, und so macht es auch Rosalies Mutter, indem sie versucht etwas Schönes vorzugaukeln, wo Rosalie doch genau die graue Wirklichkeit und die Schrecken des Krieges sehen kann. Doch wenn eines diese Kurzgeschichte beweist, dann das, dass Kinder besser mit der Wahrheit umgehen können und man ihnen durchaus mehr zutrauen und zumuten kann, als Erwachsene vermuten. Viel schlimmer wiegt für Rosalie nämlich die nagenden Ungewissheit. Aber mit ihrem starken Willen, der Wahrheit selbst auf den Grund zu gehen, wird verdeutlicht wie wichtig es ist, Kinder auch in schrecklichen Situationen ernst zu nehmen und sich gemeinsam mit ihnen der Wahrheit zu stellen.
Arsenaults Illustrationen sind überwiegend in Grau- und Schwarztönen gehalten, was die schwere Kriegszeit für die Bevölkerung einfängt und wird nur selten durch Farbtupfer, wie z. B. Rosalies rotes Haar, aufgebrochen, was die Aufmerksamkeit der Leser*innen unweigerlich immer wieder auf das aufgeweckte Mädchen lenkt, dass sich selbst auf einer geheimen Mission als Hauptmann Rosalie befindet.
Fazit
Eine einfühlsame Kurzgeschichte über die Auswirkungen des Krieges auf ein kleines Mädchen, dass um die Wahrheit herauszufinden, einer ganz eigenen Mission nachgeht.
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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 24.07.2020