Cover-Bild Bittere Wasser
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Rowohlt
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Generationenroman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 288
  • Ersterscheinung: 15.11.2022
  • ISBN: 9783498003159
Tina Pruschmann

Bittere Wasser

Ida ist ein Zirkuskind, ihre Eltern sind Stars im DDR-Staatszirkus, die Mutter am Trapez, der Vater als Elefantendompteur, es gibt sogar eine Briefmarke mit seinem Bild. Zur Einschulung wird das Mädchen nach Tann ins Erzgebirge verschickt, zur Oma, in deren Kneipe die Männer vom Uranbergwerk ihre Extrazuteilungen versaufen, ehe sie früh an radioaktiver Vergiftung, der Schneeberger Krankheit verrecken.

Nach der Wende wird die Mine geschlossen, der Zirkus an einen westdeutschen Investor verscherbelt. Die Ehe der Eltern scheitert an Stasigeschichten. Idas Vater hockt in seinem Zirkuswohnwagen im Garten der Großmutter und säuft. Sie selbst folgt der Elefantendame Hollerbusch, die an den Zoo von Kyjiw verkauft wurde …

Der Roman einer Familie und der einer Stadt, die immer eine andere war, in einem Land, das es nicht mehr gibt. Tina Pruschmann erzählt davon wirklichkeitssatt und realitätsnah, und doch klingt die Geschichte von den Bergleuten und Zirkusmenschen immer wieder wie ein schönes und düsteres Märchen.


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Veröffentlicht am 08.05.2023

Zeitgeschichte verpackt in einen Roman

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„Bittere Wasser“ ist die Geschichte der Menschen und des Ortes Tann im Erzgebirge. Es ist die Geschichte des Uranabbaus, des Schicksals der Bergleute und im Besonderen, die Geschichte des Mädchens Ida, ...

„Bittere Wasser“ ist die Geschichte der Menschen und des Ortes Tann im Erzgebirge. Es ist die Geschichte des Uranabbaus, des Schicksals der Bergleute und im Besonderen, die Geschichte des Mädchens Ida, einem Zirkuskind.

„Bittere Wasser“ habe ich für die Klimabuchmesse 2023 gelesen, da Tina Pruschmann dort an einer der Veranstaltungen teilgenommen hat. Doch es ist so viel mehr als „nur“ ein Klimabuch. Es ist ein Buch über die Geschichte eines Ortes und der Menschen, die dort leben. Es ist Zeitgeschichte, die ich selbst erlebt habe. Der 26. April 1986, als die Welt wegen der Nuklearkatastrophe im Reaktorblock 4 des Kernkraftwerks den Atem anhielt, der Moment als die Mauer fiel, die Menschen auf dem Maidan in Kyjiv – alles Ereignisse, die innerhalb meiner eigenen Lebenszeit stattfanden und an die ich mich erinnern kann.

Tina Pruschmann gelingt es, Zeitgeschichte mit der Geschichte von Idas Familie zu verweben. Sie erzählt dadurch das Leben der Menschen des kleinen Ortes Tann und gleichzeitig bringt sie die große Politik unter, ohne dass es künstlich erzwungen wirkt. Immer wieder lässt sie zum Beispiel die Geschichte Tschernobyls einfließen, sie schreibt, wie die „Atomstadt“ gebaut wird, sie schreibt von der Katastrophe und am Beispiel Jelenas und Jewhens von den Menschen, die dort lebten.

Auch Tann ist geprägt durch den Bergbau und geprägt durch die Angst vor der „Schneeberger Krankheit“. Es trifft ins Mark, wenn man liest, wie zur Zeit des Uranabbaus damit umgegangen wird, kalt und gefühllos. Der Mensch zählte nicht, nur das, was aus dem Berg geholt wurde.

Es ist unglaublich vielschichtig, was Tina Pruschmann mit „Bittere Wasser“ gelungen ist und auch ihre bandwurmartigen Sätze sind eine Freude beim Lesen. Auch ist es keine laute Geschichte, sondern eher eine leise Geschichte und auch das passt zum Thema, wurde es doch nie laut um den Uranabbau, hat man ihn doch eher verdeckt. Alles in allem eine runde Geschichte, sehr lesenswert!

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