Die Dosis macht das Gift
Steingärten, wer kennt sie nicht? Diese scheinbar ästhetischen und immer top geordneten Steinflächen, in denen sich Spinnen und Asseln, aber sicher keine Bienen und Schmetterlinge tummeln. Schottervorgärten ...
Steingärten, wer kennt sie nicht? Diese scheinbar ästhetischen und immer top geordneten Steinflächen, in denen sich Spinnen und Asseln, aber sicher keine Bienen und Schmetterlinge tummeln. Schottervorgärten scheinen landauf, landab aus dem Boden zu schießen. Mir als Landkind hat das optisch noch nie gefallen, in den Hitzesommern konnte man selbst im Dunkeln schon spüren, sobald ein solcher Vorgarten in der Nähe war und das solche Gärten alles andere als pflegeleicht sind, sollte jeder nach ein paar Jahren merken. Doch sagt man was, wird man schnell mal abgetan und man ist eben nicht trendy, wenn man selbst nichts davon hält. Und was ist denn wichtiger, als das zu tun was alle machen? Schließlich ist Schotter ein Statussymbol…
In diesem Büchlein wird informativ vermittelt, was an den Gärten wenig vorteilhaft ist, wie man argumentieren kann gegen die Steinwüsten und welchen finanziellen und pflegerischen Aufwand sie tatsächlich darstellen, lässt man nicht einfach alles verkommen. Dieses „Verkommen“ kommt von ganz allein, denn Samen finden ihren Weg (selbst ohne Nachbarn mit Seedbombs) und in den Hohlräumen zwischen den Steinen finden manche Arten nach einiger Zeit beste Bedingungen vor. Nicht zu vergessen Algen und Flechten, die mit den Jahren den einst schönen weißen Kiesel (Achtung, Sonnenbrille nicht vergessen!) in fleckige Steine verwandeln.
Durch diese Schottergärten sind leider auch die ökologisch unbedenklichen und hübschen Kiesgärten bei manchen in Verruf geraten, doch wie der Autor deutlich macht – die Steine sind an sich nicht das Problem, denn die Dosis macht das Gift.
Es gibt eine gelungene, fachlich fundierte Argumentationshilfe mit zehn Punkten gegen Steinwüsten, zahlreiche Tipps für einen wirklich pflegeleichten und hübschen Garten, der auch Flora und Fauna, dem Klima sowie letztlich auch dem Menschen als ansprechender, freundlicher Rückzugsort dient.
Der Schreibstil ist ansprechend, flüssig und leicht verständlich. Gefallen haben mir auch die weiteren Infos mittels QR-Code, sowie das eindrückliche Bildmaterial. Ganz ohne erhobenen Zeigefinger funktioniert das Buch erwartungsgemäß nicht, aber der Autor trifft dabei einen eher humorvollen Ton und wird nur wirklich kritisch, wo es auch höchste Eisenbahn ist.
Vielleicht würde sich mancher nach der Lektüre zweimal überlegen, ob er auf den Steinwüsten-Zug aufspringt und daher empfehle ich das Buch uneingeschränkt weiter.