Cover-Bild Mute - Wer bist du ohne Erinnerung?
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17,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Hanser, Carl
  • Genre: Kinder & Jugend / Jugendbücher
  • Seitenzahl: 304
  • Ersterscheinung: 18.03.2024
  • ISBN: 9783446279209
  • Empfohlenes Alter: ab 14 Jahren
Tobias Elsäßer

Mute - Wer bist du ohne Erinnerung?

Über Manipulation von Erinnerung und die Suche nach der Wahrheit – ein fesselnder Techno-Thriller von Tobias Elsäßer, dem Autor von "Play"

Wer bist du, wenn du deiner Erinnerung nicht trauen kannst? Die 16-jährige Espe zieht mit ihren Adoptiveltern und den drei Geschwistern von der Großstadt aufs Land. Doch die Familie findet hier weder Ruhe noch Idylle. Aus heiterem Himmel werden die Eltern verhaftet. Für die vier Jugendlichen beginnt ein Albtraum: Man bringt sie an einen geheimen Ort, wo Polizei und Psycholog:innen sie befragen. Keiner will ihnen sagen, was ihren Eltern vorgeworfen wird. Und warum fühlen sich ihre Erinnerungen plötzlich so unecht an? Auf eigene Faust beginnt Espe, Nachforschungen anzustellen, und kommt einem Geheimnis auf die Spur, das alles infrage stellt, was sie bisher über ihre Eltern und sich selbst zu wissen geglaubt hat. Ein tiefgründiger Psychothriller und eine intensive Familiengeschichte.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.06.2024

Nicht wirklich ein Thriller

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"Mute – Wer bist du ohne Erinnerung?" habe ich auf der Leipziger Buchmesse entdeckt und die Beschreibung der Verlagsmitarbeiterin machte mich neugierig. Zunächst hatte ich leichte Bedenken, ob ein Thriller ...

"Mute – Wer bist du ohne Erinnerung?" habe ich auf der Leipziger Buchmesse entdeckt und die Beschreibung der Verlagsmitarbeiterin machte mich neugierig. Zunächst hatte ich leichte Bedenken, ob ein Thriller zu viel für meine Nerven sein würde, doch der Titel ließ mich nicht los und so fragte ich ein Rezensionsexemplar an. Das Buch war dann auch wirklich kein Thriller, sondern eher eine dramatische Familiengeschichte mit einigen Geheimnissen, die auf den letzten 70 Seiten gelüftet werden. Eine Aufarbeitung der Erlebnisse der Protagonistin fand leider nicht wirklich statt. Alles in allem hielt der Inhalt daher nicht, was der Klappentext versprach.

Zitat: „Der Schmerz über den Verlust meiner Familie, die gleichzeitig meine Heimat war, war kaum auszuhalten.“ (Tobias Elsäßer: Mute – Wer bist du ohne Erinnerung? , Seite 212)

Der Autor:

Tobias Elsäßer (geboren 1973) war Sänger, bevor er 2004 seinen Debütroman veröffentlichte. Inzwischen schreibt und komponiert er und leitet Schreibwerkstätten sowie Songwriter-Workshops. Seine Kinder- und Jugendromane wurden mehrfach ausgezeichnet. 2020 erschien beispielsweise sein Jugendroman "Play" und 2022 sein Kinderbuch "Arti – Auf Freundschaft programmiert" mit Illustrationen von Julia Christians. 2024 folgte nun sein Jugendbuch "Mute – Wer bist du ohne Erinnerung?". Der Autor lebt in Stuttgart.

Inhalt:

„Seit einem Autounfall wird die 16-jährige Espe von beunruhigenden Bildern heimgesucht. Sind das vergessene Erinnerungen aus ihrer Kindheit, aus der Zeit vor ihrer Adoption? Als ihre Adoptiveltern aus heiterem Himmel verhaftet werden, macht sich Espe auf die Suche nach der Wahrheit. Was ist dran an den Vorwürfen, ihre Eltern hätten sie und die Geschwister illegal ins Land geholt? Was sind die wahren Hintergründe ihrer Herkunft, ihrer Vergangenheit?
Espe beschließt zu kämpfen, setzt alles daran, dass ihre Familie zusammenbleiben darf. Doch dann kommt sie einem Geheimnis auf die Spur, das alles in Frage stellt, an was sie bisher geglaubt hat.“ (Klappentext)

Gedanken zum Roman:

Zunächst einmal ist mir der Titel dieses Buches aufgefallen: Mute. Alles was mit verstummen oder schweigen zu tun hat, zieht mich magisch an. Aber auch das Cover ist sehr gelungen. Wir sehen eine schwarz-rote Silhouette, welche vermutlich Espe darstellt. Sie scheint unterwegs zu sein. Der Titel ist in großen Buchstaben, aus denen sich einzelne Kreise lösen, zweigeteilt zu erkennen. Dazwischen dann nochmals mit normaler Typographie und dem Untertitel, der uns Lesern einen näheren Einblick gibt, worum es sich in dieser Geschichte handeln mag.

Zunächst einmal war ich von der spannende Umsetzung – einer Mischung aus Tagebuch, ärztlichen Berichten, Rückblenden, Auszügen aus Interviews – ziemlich begeistert. Allerdings brachte das hin und wieder auch Verwirrungen mit sich, da die Zeitstränge immer wieder andere sind. Da muss man schon ganz genau aufpassen, auf welcher Zeitebene (vor dem Umzug, nach dem Umzug, im Safe House, während der Verhandlung etc.) man sich gerade befinden und so war das Lesen nicht immer ganz leicht. Besonders am Anfang gab es außerdem oft äußerst verschachtelte Sätze, die ich mehrfach lesen musste, um sie richtig zu verstehen. Das könnte vielleicht ein Stilmittel sein, um Espes innere Unruhe widerzuspiegeln. Im Verlauf der Geschichte wurde das besser, wie auch Espes gesundheitlicher Zustand. Diese Erklärung ist für mich aber doch recht weit hergeholt.

Die vielen Corona Bezüge machten die Geschichte für mich als Leser irgendwie noch ein Stück realer, gleichzeitig möchte ich aber eigentlich davon gar nichts mehr wissen oder gar lesen. Ich denke an diesem Punkt scheiden sich die Geister und ich bin mir auch nicht so sicher, ob die Erwähnung der Coronakrise wirklich handlungstragend ist.

Der Klappentext verspricht sich wiederholende Bilder, die die Hauptprotagonistin immer wieder heimsuchen. Jene Bilder kommen allerdings nur während des Unfalls und während eines Versuchssaufbaus des Vaters vor. Sie werden auch auf weiten Teilen der Geschichte nicht weiter thematisiert. Viel mehr geht es darum, wie die Vorgeschichte der Familie ist und wie Espe unter der Ungewissheit leidet. Außerdem wird angedeutet, dass sie immer wieder aggressive Ausfälle hat. Wieso das alles so ist, das wird zwar am Ende aufgeklärt, wirklich verarbeitet aber leider nicht. Auch ist Espe ein passiver Charakter, entgegen der Aussage im Klappentext, sie kämpfe für ihre Geschwister und die Wahrheit.

Zitat: „Und so weine ich nach innen und vermisse dieses befreiende Gefühl, wenn die Tränen kommen, über mein Kinn rennen und lautlos auf dem Boden zerspringen.“ (Tobias Elsäßer: Mute – Wer bist du ohne Erinnerung?, Seite 60)

Was genau in der Familie nun vorgefallen ist, bleibt sehr lange unklar. Ich hätte mir früher Erkenntnisse gewünscht. So litt die Spannung bzw. es fesselte mich nicht so sehr, wie es wohl hätte sein können. Für einen Thriller halte ich das Buch ebenfalls nicht. Nervenkitzel ist da nirgends in Sicht. Hier ist eher die Melancholie, als die Spannung vorherrschend. So bekommt Espe am Ende alle Fakten auf dem Silbertablett serviert. Das war sehr platt und viel zu einfach.

Im Prinzip wird übrigens auch gar nicht aufgearbeitet, wie Espe mit den ganzen Wahrheiten umgehen soll. Außerdem wird sie zur Mitwisserin, was die Vergangenheit der Geschwister anbelangt. Sie kämpft auch nicht um ihre Geschwister, da sie sich in einer psychiatrischen Klinik befindet, ist das auch kaum möglich. Sie nimmt hin, als ihr ein Polizist sagt, dass sie in getrennte Unterbringungen kommen müssen und nur die Therapeutin verspricht ihr, dafür zu sorgen, dass sie in der gleichen Stadt bleiben können.

Fazit:

Bei "Mute – Wer bist du ohne Erinnerung?" handelt es sich nicht um einen Thriller, wie die Produktbeschreibung verspricht. Vielmehr haben wir es hier mit der Geschichte einer jungen Frau zu tun, die mit der Festnahme ihrer Eltern zu kämpfen hat sowie den vielen Geheimnissen um ihre Identität. Da ist kein Nervenkitzel, sondern eine tiefe Melancholie in Kombination mit einer interessante Familiengeschichte im Zentrum, die ethische Fragen aufwirft. Über lange Strecken hinweg zieht sich die Geschichte, da die Protagonistin nicht Stück für Stück die Geheimnisse um ihre Eltern lüftet, sondern nur aus ihrer Vergangenheit und ein klein wenig über ihre Gegenwart erzählt. Die Lösungen kamen zu spät und viel zu einfach daher. Auch eine konkrete Aufarbeitung war bis zum Ende nicht in Sicht.

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