Wer ist der Schurke?
Henry Ingram spielt den Captain Macheath in der Bettleroper. Eines Morgens erwacht er auf stinkendem Strohlager und findet sich im London des 18.Jahrhunderts wieder. Die Personen um ihn herum erkennt er ...
Henry Ingram spielt den Captain Macheath in der Bettleroper. Eines Morgens erwacht er auf stinkendem Strohlager und findet sich im London des 18.Jahrhunderts wieder. Die Personen um ihn herum erkennt er nach und nach als Figuren des Schauspiels, er ist mittendrin im Geschehen. Einerseits läuft er staunend durch die alte kaum wiederzuerkennende Hauptstadt, überwältigt von Bildern und Gerüchen, andererseits ist er gefangen in der Zeit und weiß keinen Weg zurück. Nur das Handy in seiner Tasche gilt ihm als Beweis, dass der Zeitsprung real ist. Zusammen mit den Huren Poll und Bess, sowie dem Räuberkumpan Blueskin befreien sie mit einem tollkühnen Akt den Räuberhauptmann Jack Sheppard aus dem Gefängnis. Der Generaldiebesfänger Jonathan Wild bleibt immer dicht auf ihrer Spur. Nach und nach erkennt Henry Ingram, dass es ursächlich um eine Jahre zurückliegende jakobinische Verschwörung geht, die nun Auswirkung auf ihrer aller Leben hat.
Opulent und mitreißend sind die Adjektive, die mir als erstes zu diesem historischen Roman einfallen. Der Autor hat gründlich recherchiert, die Erkenntnisse fließen mit Leichtigkeit in das Geschehen ein. Der Leser wandelt in einer früheren Welt (er kann froh sein, daß die Gerüche außen vor bleiben!), die er abwechselnd aus der Sicht von Henry oder Bess oder Blueskin betrachtet. Beeindruckend wie es zum Beispiel in dem berüchtigten Irrenhaus Bedlam zuging. So genau wurden die Zustände selten in einem Roman geschildert. Man gerät schnell in den Bann der Handlung, will unbedingt wissen, wie es weitergeht, fiebert mit den Hauptpersonen mit. Kurz gesagt, dieser Roman bietet außergewöhnliche Spannung in Verbindung mit einer historischen Handlung.
Besonders zu erwähnen sind auch noch die wunderbaren Zeichnungen von Tina Dreher.