Ilse ist Architektin und möchte nichts lieber als ihre Pläne verwirklicht sehen. Allerdings lebt Ilse nicht mehr unter ihrem Namen, sie hat die Identität ihrer verstorbenen Schwester Marga angenommen, da sie selbst eine belastende Vergangenheit hat. Als sie ihre Pläne für eine Neubebauung in Friedrichshain vorstellt, trifft sie auf ihren Schwager Hartmut, der ihr Spiel mitspielt. Gemeinsam mit ihm schafft sie es, dass unter anderem ihre Pläne mit angenommen werden. Allerdings zu dem Preis, dass sie nicht als Urheberin der Pläne auftritt. So bekommt Ilse die Chance ihre Pläne umzusetzen und an der zukünftigen Stalin-, später Karl-Marx-Allee mitzuarbeiten. Ihren Schwager als ihren Mann auszugeben fällt ihr dabei nicht so schwer, haben doch beide ein gemeinsames Ziel.
Doch mit dem Aufstand vom 17. Juni 1953 ändert sich alles und Ilse muss sich entscheiden, bleiben oder gehen.
Der Klappentext des Buches ist so nicht ganz richtig. Ilse wird nicht von ihrem Mann erpresst, sondern sie und Helmut entscheiden gemeinsam ihre Pläne als seine auszugeben. Nur so kann Ilses Tarnung aufrecht erhalten bleiben und sie hat die Möglichkeit an der Verwirklichung mitzuarbeiten.
Das Buch ist bei weitem komplexer als der Klappentext vermuten lässt. Die Protagonisten versuchen sich in ihrem Leben nach dem Krieg zurechtzufinden und in dem neuen Staat DDR ihren Platz zu finden und gleichzeitig ihre Träume wahr werden zu lassen. Dabei kollidieren diese teilweise auch einfach mit dem, was sich die Staatsführung gerade so vorstellt.
Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen, auch wenn ich anfangs meine Probleme mit den Zeitwechseln hatte. Anfangs wird immer abwechselnd aus dem Jahr 1950 und den Jahren davor erzählt. Dann laufen die beiden Geschichten zusammen und wir begleiten Ilse und Helmut bis zum Aufstand vom 17. Juni 1953. Dann gibt es einen Zeitsprung ins Jahr 1978 und einen Epilog, der 1989 spielt. Alle Kapitel sind mit der Zeitangabe und einer Kurzzusammenfassung überschrieben.
Ilses Entwicklung war ausgesprochen glaubwürdig. Sie hat erkannt, dass sie von den Nazis missbraucht wurden und möchte deshalb mit Politik nichts mehr zu tun haben. Da der Bau der Stalin-Allee aber ein Politikum ist, ist sie ganz froh, dass Helmut sich in den Vordergrund stellt und sie im Hintergrund einfach nur bauen kann. Helmut hingegen biedert sich der politischen Führung an und versucht, egal wie, immer das Beste für sich heraus zu holen. Und obwohl er sich anbiedert ist er doch nicht ganz unsympathisch. Ihm liegt tatsächlich etwas an Ilse und teilt ihre Träume. Die beiden führen eine an sich nicht schlechte Scheinehe, die beiden mehr gibt als nur die Möglichkeit zu arbeiten.
Was mir ein wenig gefehlt hat, wäre ein Nachwort gewesen, in dem noch auf die tatsächlichen historischen Hintergründe eingegangen wird. Es gibt zwar ein Vorwort, in dem klargestellt wird, dass die Geschichte erfunden ist, ebenso wie die Charaktere, aber trotzdem wurde der Plot ja von wahren Begebnissen inspiriert. Hier hätte ich mir ein genaueres Eingehen gewünscht.
Alles in allem war es aber ein gut zu lesendes Buch, das mich sehr beeindruckt hat und mir sicherlich noch eine Weile nicht aus dem Kopf gehen wird.
Von daher eine Leseempfehlung von mir!