Nicht mein Buch
Ganz ehrlich, es war nicht mein Buch.
Eine Softeisverkäuferin wird von einem ihre Kunden, einem Regisseur, zu einer Party eingeladen und gerät in eine Gesellschaft des Grauens.
Nach der anfänglichen ...
Ganz ehrlich, es war nicht mein Buch.
Eine Softeisverkäuferin wird von einem ihre Kunden, einem Regisseur, zu einer Party eingeladen und gerät in eine Gesellschaft des Grauens.
Nach der anfänglichen Begeisterung für den ungewöhnlichen Schreibstil war ich bald schon nur noch genervt. Das Buch liest sich furchtbar anstrengend. Wenn dann wenigstens die Handlung ab und zu mein Interesse wecken hätte können. Aber außer langweiligem Partygeschwätz, das die Welt nicht braucht, war da nichts. Die Gäste waren allesamt ätzend. Alle hielten sich für den Nabel der Welt. Niemand hatte wirkliches Interesse am anderen. Naja, vielleicht wie im richtigen Leben. Die Autorin hält der Gesellschaft den Spiegel vor. Aber darüber möchte ich nicht lesen. Im realen Leben kann ich diesem Menschen aus dem Weg gehen.
Die Protagonisten in diesem Buch sind durchaus authentisch beschrieben. Solche Menschen gibt es zweifellos. Der Regisseur, ist von seiner scheinbaren künstlerischen Grandiosität berauscht und er fordert von seinen Gästen den gebührenden Applaus ein. Er sieht sich als Menschenfreund und Feminist. Er schützt Frauen, indem er sie erst gar nicht erst auf die Bühne lässt und er hat ein Buch geschrieben ‚Die hirnlose Frau‘. Dann diese super einfühlsame Verena, die früher mal eine ganz Wilde war, aber nicht so wie ihre Proletenfreunde, mit denen hat sie nichts gemeinsam, eben ein ganz anderes Niveau. Der einzig normal tickende Gast ist für mich der Wasabi-Mann. Er bringt es auf den Punkt, mit seinem Satz: ‚Na ihr habt Probleme.‘ Hinter der Hand wird er von den anderen bedauert, denn er kümmert sich freiwillig um seine Kinder, der hat sicher einen banalen Beruf, oder?
Auch das glückliche Paar ist besser als die anderen. Die beiden beenden jeweils die Sätze des anderen. Sie sind ja so positive Menschen, sie erforschen andere Kulturen.
Die Softeisverkäuferin, die sich diese Gesellschaft antun muss, hat übrigens einen Universitätsabschluss, sie ist also durchaus in der Lage, dieser Gesellschaft auch mal kontra zu bieten, stattdessen hält sie sich im Hintergrund. Warum sie diese Party nicht verlassen hat, bleibt mir ein Geheimnis.
Von Franz Kafka stammt dieses Zitat: „Ich glaube, man sollte überhaupt nur noch solche Bücher lesen, die einen beißen und stechen. Wenn das Buch, das wir lesen, uns nicht mit einem Faustschlag auf den Schädel weckt, wozu lesen wir dann das Buch?“ Das Buch konnte mich beißen und stechen, aber es konnte mich nicht mit einem Faustschlag wecken. Berechtigte Frage: Wozu liest man so ein Buch?