Wenn ein Haus zur Belastung wird!
Die Autorin Ursula Ott erlebt das, was viele um die 50 erleben. Den eigenen Eltern wird das Wohnen im eigenen Haus zu viel. So wird in einem sanften Übergang entschieden, dass die 87 Jahre alte Mutter ...
Die Autorin Ursula Ott erlebt das, was viele um die 50 erleben. Den eigenen Eltern wird das Wohnen im eigenen Haus zu viel. So wird in einem sanften Übergang entschieden, dass die 87 Jahre alte Mutter in eine betreute Wohnung zieht. Was bedeutet, dass Ursula Ott und ihre Schwester das Elternhaus räumen und verkaufen müssen.
Mit Tipps, nachdenklich machenden Passagen und berührenden Gedanken dokumentiert Ursula Ott, die Idee, dann die Abmachung und schliesslich die Durchführung das Elternhaus zu räumen. Wie alle Kinder, die Eltern im höheren und hohen Alter haben, hat mich die Thematik sehr interessiert. Gelungen fand ich, dass das Thema nicht trocken vermittelt wird. Sondern anhand der Familie der Autorin in eine Erzählung verwoben wurde. Was ab und zu sehr melancholisch, aber auch traurig über die Bühne ging. Nicht erstaunt war ich, dass die Mutter von Frau Ott weitaus weniger Probleme der Loslösung hatte als ihre Töchter. Kam bei ihr auch die Vernunft hoch? Es muss einerseits schwer sein, zu spüren, dass man kräftehalber kein grossen Haus mehr in Schuss halten mag. Doch auch befreiend, los lassen zu können. Ebenfalls thematisiert wird das schlechte Gewissen, gegenüber den Eltern. "Man sollte öfter hinfahren"…wer von uns kennt diese Gedanken nicht?
Ursula Ott taucht immer wieder ab in Erinnerungen an ihre Kindheit. Manchmal auch am Thema vorbei, was mich überhaupt nicht gestört hat. Da es der Erzählung Tiefe gegeben hat. Man versteht besser, wie das Verhältnis zum verstorbenen Vater, zu der Mutter , aber auch zu der Schwester ist und war, anhand den erzählten Erinnerungen.
Der Schreibstil ist einfach gehalten und hat mir gefallen. Als toll empfand ich die Kapitelüberschriften und ein, zwei erklärende Sätze zu der Thematik des jeweiligen Kapitels.
Gegen Mitte wird es langatmig. Von soziologischen Erkenntnissen über unsere Wegwerfgesellschaft kommt die Autorin vom Hundersten ins Tausendste. Und weit weg vom Ursprungsthema. Warum wird in einem Buch, in dem es um das Räumen des Elternhauses gehen sollte, angeprangert, dass unsere überflüssige Ware in Kigali auf einem Kimironko- Markt landet? Solche abschweifenden Gedanken nehmen in dem 188 Seiten dünnen Büchlein Platz weg. Platz, den die Autorin lieber dem Thema gewidmet hätte.