Schnitzeljagd in Siena
Ursula Poznanski ist ja keine Unbekannte und wie die meisten fiebere auch immer ihren neuen Büchern entgegen, egal ob ein neuer Thriller aus ihre Beatrice Kaspary Reihe erscheint oder ein neues Jugendbuch. ...
Ursula Poznanski ist ja keine Unbekannte und wie die meisten fiebere auch immer ihren neuen Büchern entgegen, egal ob ein neuer Thriller aus ihre Beatrice Kaspary Reihe erscheint oder ein neues Jugendbuch. Deswegen war ich auch schon super gespannt auf "Aquila", das ich mir bei einem Treffen mit einer lieben Freundin in Wien gleich zum Erscheinungstermin gekauft habe.
Obwohl meine Bewertung nicht ganz so positiv ist, ist die Geschichte spannend aufgebaut und ich war von der ersten Seite an mitten im Geschehen. Der Schreibstil der Autorin ist und bleibt einfach fesselnd. Und trotzdem gibt es für mich den einen und anderen Kritikpunkt.
Aber fangen wir mal von vorne an.....
Die neunzehnjährige Nika aus Deutschland studiert seit kurzem in Siena, Italien, wo sie sich für ein Auslandssemster beworben hat. Gemeinsam mit ihrer Zimmergenossin Jenny und einigen Kommilitonen macht sie lieber die Nacht zum Tag, als sie wieder einmal völlig orientierungslos in ihrem Bett erwacht. Doch diesmal ist alles anders. Nika fehlen ganze zwei Tage! Außerdem ist ihr Handy verschwunden, der Aku aus ihrem Laptop herausgenommen worden, die Wohnungstür verschlossen und auf dem Badezimmerspiegel steht eine verstörende Botschaft. In ihrer Hosentasche findet sie einen mysteriösen Zettel mit kryptischen Sätzen, die für sie keinen Sinn ergeben, die aber ihre Handschrift zeigen. Als ihre Mitbewohnerin verschwunden bleibt, keimt in Nika das Gefühl auf, dass sie etwas damit zu tun haben könnte......
Ein absolut toller Beginn, der einem mühelos in die Geschichte hineinversetzt und sofort das Interesse weckt. Man beginnt zu rätseln, was dazu geführt haben könnte, dass Nika sich nicht an die letzten beiden Tage erinnern kann und was in den fehlenden Stunden passiert ist. Und danach fragt man sich sofort: Was würde ich an Nika's Stelle tun?
Deswegen verstand ich auch nicht wirklich, dass Nika zu Beginn ziemlich kopflos handelt und weder die Polizei verständigt, noch an der Uni am Computer einige dieser mysteriösen Botschaften googelt. Auch ein neues Handy wird etwas später erst gekauft, als sie bereits mitten in einer gefährlichen Schnitzeljagd durch die historische Altstadt Sienes steckt. Manchmal hätte ich Nika am liebsten einen Tritt in den Allerwertestenen gegeben, dass sie endlich nachzuforschen beginnt und nicht seitenweise über ihre Amnesie lamentiert. Ich konnte ihre Zögerlichkeit wegen ihrer schlechten Italienischkenntnisse und ihre Alleingänge nicht wirklich nachvollziehen. Wenn ich schon nicht zur Polizei gehen möchte, dann wäre der Gang zur deutschen Botschaft oder ein Telefongespräch mit ihrer Mutter, auch wenn diese auf Urlaub ist, am naheliegendsten gewesen wäre. Selbst als Nika verdächtigt und vorgeladen wird, hat sie nicht einmal einen gesetzlichen Beistand.
Alles Punkte, die ich nicht ganz nachvollziehen konnte. Trotzdem war die erste Hälfte der Geschichte wirklich sehr spannend geschrieben und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Der Spannungsaufbau ist absolut gelungen. Deswegen drückte ich auch ein Auge zu, wenn die Protagonistin manchmal etwas kopflos und unüberlegt handelte. Schließlich ist dies ein Jugendbuch und keiner meiner "normalen" Thriller, die ich üblicher Weise lese.
Gut gefallen hat mir die Idee mit dem Zettel und den mysteriösen Sätzen, die zum miträtseln auffordern und am Ende lückenlos aufgeklärt wurden. Leider begann die Geschichte ab der Hälfte stark nachzulassen. Viele Auflösungen, die nach und nach folgten, fand ich zu unglaubwürdig und konstruiert. Ebenfalls blieben die
Beschreibungen von Siena eher blass und es entstanden keine richtigen Bilder im Kopf. Lediglich bei der Szene in der unterirdischen Kanalanlage „Bottini“ hatte ich Gänsehaut. Diese wurde sehr atmosphärisch und gelungen dargestellt.
Wozu die Autorin einen Love-Interest einbauen musste, verstand ich ebenfalls nicht. Leider konnte ich dieses Liebesgesäusel keinen Moment lang ernst nehmen. Mir fehlten nicht nur die Emotionen, sondern ich spürte überhaupt nichts......ich war eher genervt davon. Auch waren mir viele der Charaktere zu eindimensional und vorhersehbar.
Einige Auflösungen sind gelungen, einige weniger. Das Ende selbst ließ mich dann aber nur noch den Kopf schütteln. Unrealistisch und nicht wirklich nachvollziehbar
Im Gesamten überwiegen hier leider die negativen Punkte gegenüber den positiven. Starker Beginn, aber schwache zweite Hälfte.
"Aquila" polarisiert! Interessant finde ich, dass es bei Amazon durchgehend gute Bewertungen gibt, während bei der Lovelybooks Leserunde, bei der ich mit meinem eigenen Buch mitgelesen habe, die durchwachsenen Bewertungen überwiegen.
Schreibstil:
Ursula Poznanskis Schreibstil ist fesselnd und dramatisch. Sie versteht es dem Leser den Inhalt schnell und äußerst spannend näher zu bringen. Sprachlich überzeugt die Autorin wieder auf allen Linien, auch wenn bei der Darstellung der Charaktere noch einiges Luft nach oben bleibt.
Die Geschichte wird aus dem Blickwinkel von Nika, jedoch in der 3. Person erzählt. Man konnte ihre Ängste sehr gut nachvollziehen.
Fazit:
Der neue Jugendthriller von Ursula Poznanski hat leider einige Schwächen und wirkt vorallem zum Ende hin sehr konstruiert. Letztendlich vergebe ich noch drei Sterne, da mich die Geschichte trotz vielen Schwächen über weite Strecken gefesselt und unterhalten hat.