Himmelfahrt
Die Luftfahrtpionierin Käte Paulus war mir bis zu Vanessa Gieses Roman völlig unbekannt. Ich wusste auch nicht, dass das Aufsteigen mit einem Heißluftballon und dann mit einem Fallschirm versehen daraus ...
Die Luftfahrtpionierin Käte Paulus war mir bis zu Vanessa Gieses Roman völlig unbekannt. Ich wusste auch nicht, dass das Aufsteigen mit einem Heißluftballon und dann mit einem Fallschirm versehen daraus abzuspringen ein beliebtes Unterhaltungsformat vor etwas über hundert Jahren war.
Deshalb bin ich sehr begeistert von der Handlung des Romans. Sie bringt uns genau das näher. Käte Paulus war nicht typisch für ihre Zeit, sie war auch nicht einfach ein Anhängsel ihres Partners, mit dessen Hilfe sie den Himmel für sich eroberte.
Interessant inszeniert, zwischen durch Quellen belegten, wenn auch raren Fakten und ausgeschmückt durch fiktionale, aber sehr realistisch wirkende Inhalte. Das fand ich spannend zu lesen - und im Nachwort wird auch noch darauf eingegangen, was belegt und was Fiktion ist. Das war für mich sehr hilfreich zur Einordnung.
Besonders gut hat mir gefallen, dass der fiktionale Part Kätes keine Glorifizierung einer strahlenden Heldin geworden ist, sondern die Himmelsstürmerin durchaus ambivalent dargestellt wurde.
So richtig sympathisch wurde mir Käte dadurch nicht, ihre Kriegsbegeisterung, ihr pragmatischer Umgang mit der Liebe usw. macht sie aber zu einer Figur mit Ecken und Kanten, was es doch sehr viel spannender macht.
Was mir bis auf den letzten Teil des Buches etwas gefehlt hat, war die Nähe zu den Figuren. Ich war beim Lesen eher distanziert, vielleicht lag das ja auch an der oben genannten Darstellung Kätes, die eine Identifikation schwierig gemacht hat?
Der letzten Teil ging mir dann doch nahe, die Kriegsschilderungen und das Schicksal insbesondere der Frauen war sehr eindringlich.
Ein vielversprechendes Debüt, ich würde mich freuen, wenn Vanessa Gierse noch weitere Frauen porträtieren würde, denn die gewählte Erzählform zwischen Fakten und Fiktion hat mir gut gefallen.