Wie sieht es eigentlich in einem Altenheim aus und wer wohnt und arbeitet dort?
Als ich das Buch "Jori, Urma und Herr Brause" von Veronika Demes, Judith Loske & Michael Graber-Dünow bekam, wusste ich noch nicht so genau, was mich da erwarten würde. Ich ging ehrlich gesagt etwas skeptisch ...
Als ich das Buch "Jori, Urma und Herr Brause" von Veronika Demes, Judith Loske & Michael Graber-Dünow bekam, wusste ich noch nicht so genau, was mich da erwarten würde. Ich ging ehrlich gesagt etwas skeptisch an die Sache heran, weil ich mir nicht sicher war, in welchem Zusammenhang ich dieses Buch meinen Kindern vorlesen würde. Ich dachte mir, ich würde meine Kinder einfach mit in einem Altersheim nehmen, falls es einmal in unserer Familie dazu kommen sollte, dass ein Familienmitglied diese Form der Betreuung brauchen würde. Aber eigentlich ist es gar nicht so schlecht, ein Kind erst mal mit einem Buch in die Thematik einzuführen, bevor man es gleich ins kalte Wasser schmeißt. Dieses Buch hat mich vor allem durch die Phantasie des Jungen Jori überzeugt, der die ein oder andere Redewendung gerne mal für bare Münze nimmt und sich überlegt, wie der alte Herr Brause beispielsweise sein Leben vor der Zeit im Altenheim verbracht hat.
Die Autoren und Illustratoren:
Veronika Demes (geboren 1967) arbeitete als Erzieherin in Kindertagesstätten. Inzwischen hat sie zwei erwachsene Kinder und lebt mit Mann und Hund im Münsterland, wo sie Geschichten und Gedichte schreibt und sich mit gesunder Ernährung beschäftigt.
Judith Loske (geboren 1988) studierte Illustration und arbeitet seither als Illustratorin für Kinderbücher. Sie lässt sich häufig durch ihre beiden Katzen inspirieren, die während ihrer Arbeit meist an ihrer Seite sein.
Michael Graber-Dunow (geboren 1957) verfasste den Fachteil im Anhang des Kinderbuchs "Jori, Urma und Herr Brause". Er ist Dipl.-Sozialarbeiter und Altenpfleger. Seit 30 Jahren ist er als Heimleiter tätig. In verschiedenen Büchern und Zeitschriften veröffentlichte er Texte u. a. zur sozialpolitischen Problematik der Altenhilfe.
Inhalt:
„Jori besucht seine Uroma, die er liebevoll Urma nennt, in einem Altenheim. Ein langweiliger Ausflug? Nicht für Jori! Auf seiner Entdeckertour durch das Heim begegnet er Herrn Brause und anderen BewohnerInnen, die dort ein neues Zuhause gefunden haben. Und er hätte nicht gedacht, dass ein Flohzirkusdirektor und eine Königin hier gemeinsam musizieren …
Dieses Kinderfachbuch zeigt fantasievoll, dass das Altenheim ein Ort der Begegnung ist und jeder Mensch spannende Geschichten zu erzählen hat. Der Fachteil von Heimleiter Michael Graber-Dünow gibt Hintergrundinformationen und hilft Eltern, ErzieherInnen und PflegerInnen dabei, die Besuche für Kinder vorzubereiten und zu begleiten. “ (Klappentext)
Kritik und Fazit:
Das Cover ist sehr liebevoll gestaltet. Zwischen zwei älteren Menschen steht Jori, der Junge der das Heim seiner Urma (links) besucht und dabei auch auf Herrn Brause (rechts) trifft. Da fliegen Vögel, da wird Musik gemacht und frische Blumen bringen Farbe in den Alltag der Heimbewohner. Das alles vor einem himmelblauen Hintergrund, der durch seine Marmorierung vielleicht etwas in die Jahre gekommen zu sein scheint.
Zunächst einmal lernen wir den Jungen Jori kennen. Er wird seine Uroma demnächst besuchen und malt dazu ein phantastisches Bild. Außerdem werden die Familienverhältnisse erklärt. Wer ist die Mama, wer die Oma und wer die Uroma (genannt Urma). Was verbindet alle diese Menschen miteinander? Dann geht es auch schon zum Altenheim. Urma lebt dort, da sie sehr schwach ist und nicht mehr alleine wohnen kann. Mit ihr wohnen noch einige andere ältere Menschen in dem Altenheim und es wird geschildert, was diese so den lieben langen Tag machen und welche Menschen ihnen bei diversen Dingen helfend zur Seite stehen.
Jori erfährt, wie Urma früher ihr Leben verbracht hat. Sie war Bäuerin und hat acht Kinder zur Welt gebracht. Auf seinem Streifzug durch das Altenheim trifft Jori noch auf weitere Bewohner und unterhält sich mit ihnen. Dabei stellt er sich vor, was diese Menschen früher vielleicht für Berufe ausgeübt haben. So könnte Herr Brause ein Zirkusdirektor, Sänger oder Rennfahrer gewesen sein, während Frau König vermutlich einmal eine echte Königin mit schwerer Krone auf dem Haupt gewesen ist.
Ich finde die Idee sehr gelungen, dass Jori quasi Abenteuer in seiner Phantasie erlebt, da die alten Menschen schon viele Jahre gelebt und so auch einige Dinge erlebt haben. Sie haben also viel zu erzählen und es ist nicht langweilig mit ihnen. Im Gegenteil, es gibt viel zu erfahren und so haben beide Seiten große Freude an der Begegnung.
Im Anhang klärt Michael Graber-Dunow über viele wichtige Dinge auf. Wie erkläre ich meinem Kind die Institution Pflegeheim? Wer lebt im Altenpflegeheim? Warum haben Pflegeheime einen schlechten Ruf? Welche strukturellen Probleme gibt es in der Pflege? Wie erkenne ich ein gutes Heim?
"Jori, Urma und Herr Brause – Ein Kinderfachbuch über Altenheime" ist ein gelungenes Kinderbuch. Es bringt Kindern Altenheime näher, zeigt, wie die Menschen dort leben und gleichzeitig wie wertvoll die Erfahrungen jener Menschen sind. Das Buch ist ein gutes Mittel um kleine Kinder auf einem Besuch im Pflegeheim vorzubereiten, ihnen zu erklären, warum Menschen dort leben und warum sie teilweise gebrechlich sind und besondere Hilfe benötigen.