Die Geschichte eines Hochstablers
Die unglaubliche Geschichte von Mord und Maskerade ging 2013 auch durch die Medien, als der Bayer Christian Gerhartsreiter nach einer längeren Gerichtsverhandlung verurteilt wurde. Heute sitzt er im ...
Die unglaubliche Geschichte von Mord und Maskerade ging 2013 auch durch die Medien, als der Bayer Christian Gerhartsreiter nach einer längeren Gerichtsverhandlung verurteilt wurde. Heute sitzt er im Gefängnis von Los Angeles ein und zwar lebenslänglich, weil er den Sohn seiner einstigen Vermieterin ermordet haben soll. All das ist schon mehrmals und überall veröffentlich worden, also warum dann dieses Buch lesen?
Und zwar aus einem Grund: Nicht allein der Mord, sondern die dreisten Lügen, die gestörte Persönlichkeit und den Hang überall und jeden zu manipulieren, ist das was Walter Kirn hier uns von seinem „Freund Clark Rockefeller“ zeigt.
Walter Kirn schreibt in seinem Buch, nicht nur über den Beginn dieser sehr speziellen Freundschaft, sondern auch über die Entwicklung des Clark Rockefellers und dessen notorisches Lügen und die Fähigkeit zu manipulieren. Die Art und Weise, wie sich Clark auch aus den engsten Situationen recht glaubwürdig herausreden kann, ist genauso unglaublich, wie die komplette Geschichte an sich. Die Hochstapelei ist oscarreif. Er ködert und setzt gleichzeitig auf die Furcht der Unwissenden sich nicht bloß zu stellen.
Doch egal, in welcher Lage sich Clark befindet, und sei es bei einem der letzten Besuche von Walter Kirn im Gefängnis, er bleibt seiner Rolle des psychopathischen Hochstaplers treu.
Und so zeigt uns Walter Kirn mit dieser romanhaften Biografie auch warum die Gesellschaft auf solche Leute immer wieder hereinfällt – es ist unsere eigene Eitelkeit und auch die Gutmütigkeit, die uns zu Opfer, wenn nicht sogar zu Mittäter machen lässt.
Ich gebe 3,5 Sterne, da Kirn stellenweise leider etwas abschweift und man als Leser manchmal nicht weiß, warum das alles. Auch sind ab und an einzelne Passagen langatmig und teils langweilig geschrieben und stören dabei etwas den ansonsten angenehmen Lesefluss. Trotzdem dein wirklich sehr interessantes Buch über einen der größten Hochstapler unserer Zeit aus der Sicht eines seiner langjährigsten Opfer.