29,80
€
inkl. MwSt
- Verlag: Velbrück
- Themenbereich: Philosophie und Religion - Philosophie
- Genre: keine Angabe / keine Angabe
- Seitenzahl: 280
- Ersterscheinung: 26.04.2012
- ISBN: 9783942393294
Menschenfassungen
Studien zur Erkenntnispolitikwissenschaft Neuausgabe 2012, Mit einem Essay von Friedrich Balke
Der erste Teil des Buches, 'Erkenntnispolitiken im
Abendland', (re)konstruiert einen historisch-politischen
Übergang: von der mittelalterlichen Menschenaufzeichnungstechnik
namens Heraldik zu einem anders gearteten
neuzeitlichen Aufzeichnungssystem. Mit der Heraldik,
also dem Wappensystem, haben sich die 'besseren' Leute,
aber auch alle juristischen Personen, also Herrschaften
oder Institutionen, selber bezeichnet: distinguiert und assoziiert.
Sie tat es mittels einer luxuriösen Bilderschrift, die
strengen Regeln folgte und doch auch der Erfindung und
dem Übermut Raum ließ. Obwohl dieses Zeichenwesen
die 'Oberfläche' des Abendlandes bis zum Ende des 18.
Jahrhunderts beherrschte, wurde sie doch seit der frühen
Neuzeit von einer anderen Aufzeichnungstechnik in Frage
gestellt. Und zwar von 'oben' wie von 'unten': die monarchischen
Obrigkeiten versuchten, die Präsenz und die
Ressourcen aller Leute, der namenlosen Vielen wie auch
der aufstrebenden Bürger, aufzuschreiben und schriftlich
dingfest zu machen; und so ein 'Staatswissen', das seit
dem 16. Jahrhundert 'Statistik' genannt wurde, zu generieren.
Seine Medien sind das Papier und die Schrift, die
Liste und die Tabelle. Das Buch geht dem Prozess dieser
Wissenserzeugung bis zum späten 17. Jahrhundert nach:
bis zur Schwelle der Mathematisierung. Es beschäftigt
sich nicht mit den Feinheiten der Wahrscheinlichkeitsrechnung,
vielmehr schildert es die groben Machenschaften,
die Entscheidungen und die Zwangsmaßnahmen, die
nötig waren, um diese Erfassung überhaupt in die Wege
zu leiten und durchzusetzen. Auf diese Weise zeigt es, dass
die Erfindung und Durchsetzung einer bloßen 'Technik',
der es noch dazu um 'bloße' Erkenntnis geht, nicht ohne
das auskommt, was man Politik nennt: Machtziele und
Machtmittel und ihre Operationalisierung.
Hat die historische Fallstudie 'empirisch' aufgewiesen,
dass Politik auch dort im Spiel ist, wo man sie nicht
unbedingt vermutet, so sucht der zweite Teil des Buches
unter dem Titel 'Erkenntnispolitik als eine Seite des Politischen
' theoretisch nachzuweisen, dass das Politische ein
anthropologisches Existenzial ist, das aus den menschlichen
Angelegenheiten nicht wegzudenken ist, wiewohl
man in vielen Epochen der Menschengeschichte versucht
hat, es zu verdrängen oder gar zu verteufeln. Seit dem 19.
Jahrhundert hat man etwa die 'Bedürfnisbefriedigung'
zur wichtigsten und angeblich leicht organisierbaren Aufgabenstellung
erklärt – um so etwas wie Politik umgehen
zu können. Die Menschenfassungen zeigen, dass es sinnvoll
ist, einen 'Begriff des Politischen' zu konstruieren,
der sich von der bekannten Formulierung Carl Schmitts
absetzt, und unter Heranziehung anderer Theoretiker
des 20. Jahrhunderts, insbesondere von Helmuth Plessner
und Jacques Lacan, dem Politischen in der Conditio
humana einen Platz zuzuweisen. Zum Einsatz gelangen
Begriffe wie 'Unbestimmtheit und Bestimmungszwang',
'Produktion als Überproduktion und Koproduktion',
'Verhaltensweisen und Verhaltensverhältnisse', 'Unvermeidlichkeit
der Akzidenzien', 'Öffentlichkeit zwischen
Kontingenz und Übermacht'.
Abendland', (re)konstruiert einen historisch-politischen
Übergang: von der mittelalterlichen Menschenaufzeichnungstechnik
namens Heraldik zu einem anders gearteten
neuzeitlichen Aufzeichnungssystem. Mit der Heraldik,
also dem Wappensystem, haben sich die 'besseren' Leute,
aber auch alle juristischen Personen, also Herrschaften
oder Institutionen, selber bezeichnet: distinguiert und assoziiert.
Sie tat es mittels einer luxuriösen Bilderschrift, die
strengen Regeln folgte und doch auch der Erfindung und
dem Übermut Raum ließ. Obwohl dieses Zeichenwesen
die 'Oberfläche' des Abendlandes bis zum Ende des 18.
Jahrhunderts beherrschte, wurde sie doch seit der frühen
Neuzeit von einer anderen Aufzeichnungstechnik in Frage
gestellt. Und zwar von 'oben' wie von 'unten': die monarchischen
Obrigkeiten versuchten, die Präsenz und die
Ressourcen aller Leute, der namenlosen Vielen wie auch
der aufstrebenden Bürger, aufzuschreiben und schriftlich
dingfest zu machen; und so ein 'Staatswissen', das seit
dem 16. Jahrhundert 'Statistik' genannt wurde, zu generieren.
Seine Medien sind das Papier und die Schrift, die
Liste und die Tabelle. Das Buch geht dem Prozess dieser
Wissenserzeugung bis zum späten 17. Jahrhundert nach:
bis zur Schwelle der Mathematisierung. Es beschäftigt
sich nicht mit den Feinheiten der Wahrscheinlichkeitsrechnung,
vielmehr schildert es die groben Machenschaften,
die Entscheidungen und die Zwangsmaßnahmen, die
nötig waren, um diese Erfassung überhaupt in die Wege
zu leiten und durchzusetzen. Auf diese Weise zeigt es, dass
die Erfindung und Durchsetzung einer bloßen 'Technik',
der es noch dazu um 'bloße' Erkenntnis geht, nicht ohne
das auskommt, was man Politik nennt: Machtziele und
Machtmittel und ihre Operationalisierung.
Hat die historische Fallstudie 'empirisch' aufgewiesen,
dass Politik auch dort im Spiel ist, wo man sie nicht
unbedingt vermutet, so sucht der zweite Teil des Buches
unter dem Titel 'Erkenntnispolitik als eine Seite des Politischen
' theoretisch nachzuweisen, dass das Politische ein
anthropologisches Existenzial ist, das aus den menschlichen
Angelegenheiten nicht wegzudenken ist, wiewohl
man in vielen Epochen der Menschengeschichte versucht
hat, es zu verdrängen oder gar zu verteufeln. Seit dem 19.
Jahrhundert hat man etwa die 'Bedürfnisbefriedigung'
zur wichtigsten und angeblich leicht organisierbaren Aufgabenstellung
erklärt – um so etwas wie Politik umgehen
zu können. Die Menschenfassungen zeigen, dass es sinnvoll
ist, einen 'Begriff des Politischen' zu konstruieren,
der sich von der bekannten Formulierung Carl Schmitts
absetzt, und unter Heranziehung anderer Theoretiker
des 20. Jahrhunderts, insbesondere von Helmuth Plessner
und Jacques Lacan, dem Politischen in der Conditio
humana einen Platz zuzuweisen. Zum Einsatz gelangen
Begriffe wie 'Unbestimmtheit und Bestimmungszwang',
'Produktion als Überproduktion und Koproduktion',
'Verhaltensweisen und Verhaltensverhältnisse', 'Unvermeidlichkeit
der Akzidenzien', 'Öffentlichkeit zwischen
Kontingenz und Übermacht'.
Meinungen aus der Lesejury
Es sind noch keine Einträge vorhanden.