Russisch Brot mit Herz
Gerne schauen wir Deutschen mit Neugier, Bewunderung, oftmals auch mit Kopfschütteln nach Russland, nach dem historischen wie auch dem modernen Russland. Nicht erst seit Dr. Schiwago üben russische Geschichten ...
Gerne schauen wir Deutschen mit Neugier, Bewunderung, oftmals auch mit Kopfschütteln nach Russland, nach dem historischen wie auch dem modernen Russland. Nicht erst seit Dr. Schiwago üben russische Geschichten eine merkwürdige Faszination aus. Wir kuscheln uns lesend in teuere Pelze und trotzen gerne der sibirischen Kälte und allzu oft auch der russischen Realität.
Wie ist es nun, wenn ein in Moskau geborener Autor, der seit 1990 in Deutschland lebt, auf uns Deutsche schaut?
„Wenn ein Russe von den Deutschen spricht, dann sagt er, ihnen fehle das Herz. … alles tun sie ohne Herz, aus bloßem Interesse.“
Herz ist es, Herz zeichnet ihn aus, wenn Kaminer uns zuschaut, wie wir Deutschen jährlich Millionen für Klarsichthüllen ausgeben, um unseren Staat ordentlich in Aktenordnern zu verwalten. Er hält uns auf sehr witzige Weise den Spiegel vor. Er, dessen Kater Fjodor Dostojewski heißt, erzählt uns von der deutschen Erfindung von Russisch Brot und stellt den gewagten Vergleich an zur großen Bedeutung von Brot in Russland, ohne das es keine Oktoberrevolution gegeben hätte.
Man liest und lacht und liest und schmunzelt, und ganz nebenbei lernt man mehr über die russische Seele, als es jedes schlaue Sachbuch vermitteln könnte. Dass beispielsweise das Unterrichtsfach Sport in Russland „physische Kultur“ heißt – das sagt doch alles, nicht wahr?