Cover-Bild Jenseits der Westwelt
18,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kadera-Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Kurzgeschichten
  • Genre: keine Angabe / keine Angabe
  • Seitenzahl: 348
  • Ersterscheinung: 05.09.2018
  • ISBN: 9783944459981
Wolf-Ulrich Cropp

Jenseits der Westwelt

Wasser - Wüste - Eis
Prolog des Autors

Seit ich lesen kann, faszinieren mich Völker und Ereignisse in fernen unwirtlichen Lebensräumen und die Entdecker und Forscher, die aufbrachen, Menschen in deren Urlandschaften zu erkunden um darüber zu berichten. Wie hing ich als kleiner Junge an den Lippen meines Großvaters, oder denen seines Freundes Albert Schweitzer, wenn sie von Afrika, Asien, Amerika oder Australien erzählten. Großvater war Schiffsarzt, hatte alle Weltmeere befahren und die Kontinente bereist.
Den Urwalddoktor traf er in Gabun und lud ihn später zu sich nach Landau in der Pfalz ein. Dort lernte ich bei Besuchen der Großeltern den berühmten Arzt kennen. Gerade mal sechsjährig, entfachten die beiden alten Männer unbändiges Fernweh in mir. Auch ich wollte so rasch wie irgend möglich hinaus in die Welt, um dieses Fernweh zu stillen. Noch in der Schulzeit wurden Radtouren nach Dänemark, Schweden, Frankreich und in die Schweiz unternommen. Nach dem Abi gings nach Marokko, zu den Bergvölkern des Hohen Atlas, zu den Buschleuten (San) in die Kalahari, schließlich mit dem VW Bulli von Hamburg der Länge nach durch Afrika bis Kapstadt. Zwischendurch wurde studiert und für neue Reisen, die in entlegene Winkel der Erde führen sollten, Geld verdient.
Allmählich entstand ein Kaleidoskop spannender Erlebnisse, Erfahrungen, Beobachtungen zu Wasser und zu Lande. Storys von unterwegs, von denen ich einige erzählen möchte. Erlebte Geschichten, die sich in extremen und gegensätzlichen Gebieten ereigneten: auf Flüssen, Meeren, in großen Trockenräumen und in Eiswüsten. Dort wo ich Freiheit und Abenteuer fand und meine Sehnsucht stillen konnte. Es sind die scheinbar zeitlos und leeren Räume, die noch so viele Geheimnisse bergen und das Leben unendlich bereichern.
Meere und Wüsten lehren uns Demut, reduzieren auf das Existenzielle, gewähren Einblicke in das Woher und Wohin. Leben in Extremwelten fordern heraus, machen uns stark, befriedigen oder vernichten uns gnadenlos. Die Welt der Extreme ist meine Leidenschaft.
Wüsten, Ozeane zu fühlen, zu schmecken, zu riechen, in ihrer Erhabenheit zu lauschen, erscheint mir ein seltenes, ja großartiges Privileg. Und der Menschen Handeln in dieser Welt bemühe ich mich weder zu belächeln, noch zu bedauern, noch zu verabscheuen, sondern zu begreifen.
Einst hatten wir uns im Ténéré, im Herzen der Sahara, hoffnungslos verfahren und drohten verdursten zu müssen, als wie aus dem Nichts ein Amanar, ein Karawanenführer, erschien und sagte: »In der Wüste kannst du leicht überleben. Du musst nur zugeben, dass es etwas gibt, das größer ist als du: Entfernung, Hitze, Dürre. Wenn du das akzeptierst, dann ist die Wüste großzügig, wenn nicht, ist sie dir böse, sie wird dich umbringen. – Inschalah.«
Wahre Worte, die ebenso auf See gelten. Denn auch Neptun verzeiht keinen Leichtsinn!
Und während ich an diesem Vorwort schreibe, fühle ich mit Théodore André Monod, dem unglaublich zähen und großen Saharaforscher. »Im Grunde bin ich einer der letzten Saharareisenden des Karawanen-Zeitalters. Man empfindet Wehmut, wenn man Dinge sterben sieht, die man sehr geliebt hat!« Professor Monod, der 90-jährig und fast erblindet, viele Meilen forschend durch die Wüste Mauretaniens pilgerte, starb mit 98 Jahren in Paris. Wie gern wäre er in seiner geliebten Sahara geblieben. »Wenn ich in der Wüste sterbe«, sagte er oft, »dann möchte ich dort in einem roten Burnus begraben werden.«
Auf vielen Reisen zu Wasser oder durch Sand hat mich stets die Vergleichbarkeit – der »Schrecken vor der Leere« gebannt. Bis ich erkannte, dass diese Leere nur beim oberflächlichen Betrachten gilt. Tatsächlich lebt in Ozeanen und Wüsten eine enorme, eine spannende Artenvielfalt unter der Oberfläche, für den eiligen Betrachter unerkannt. Je öfter ich in diese extremen Urnaturen eintauchte, desto stärker entwickelte sich meine Leidenschaft für Meer und Wüste, umso intensiver nahm ich das Leben in der »Leere« wahr.
So bleibe ich auch künftig meiner Maxime treu: Das Zuhause ist keineswegs der einzig zivilisierte Ort in einer abenteuerlichen Welt, sondern eher der einzig unzivilisierte in einer Welt der Zwänge und Pflichten.
Also ergaben sich die Geschichten aus Sehnsucht nach ursprünglichem Leben, das mehr und mehr verdrängt wird, bis es eines Tages nicht mehr zu finden sein wird. Dennoch bin ich sicher: Auch künftig braucht der Mensch das Gefühl von unentdeckten Horizonten, das Geheimnis unbewohnter Gebiete. Er braucht Orte, die gefährlich, geheimnisvoll erscheinen, Orte die das Abenteuer ahnen lassen und dich herausfordern. So werde ich nicht müde diese Orte zu suchen und darüber zu berichten. Wolf-Ulrich Cropp

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Lesejury-Facts

  • Dieses Buch befindet sich bei DocAndrew in einem Regal.
  • DocAndrew hat dieses Buch gelesen.

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.03.2019

ein lohnender Blick über den Tellerrand unserer „Westwelt“

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Vor längerer Zeit habe ich zum ersten Mal ein Buch von Wolf-Ulrich Cropp in Händen gehalten und war davon sehr begeistert. Es handelte sich um das Reiseabenteuer „Im Schatten des Löwen“.

Ich war schon ...

Vor längerer Zeit habe ich zum ersten Mal ein Buch von Wolf-Ulrich Cropp in Händen gehalten und war davon sehr begeistert. Es handelte sich um das Reiseabenteuer „Im Schatten des Löwen“.

Ich war schon damals vom Schreibstil und den einfühlsam beschriebenen Erlebnissen begeistert und wurde auch diesmal nicht enttäuscht. Wolf-Ulrich Cropp hat in seinem neu erschienenen Buch viele Kurzgeschichten von den Erlebnissen einer Reisen veröffentlicht.

Das Buch ist in einem festen Einband gebunden und die einzelnen Kurzgeschichten werden mit ansprechenden Fotos untermalt. Ich hätte mir ein Leseband gewünscht, da ich die Geschichten nicht alle hintereinander weg gelesen habe. So hätte ich schneller an die letzte Stelle gefunden oder den ein oder anderen „Schlüsselsatz“ schneller wiedergefunden. Das ist aber auch schon die einzige „Kritik“ zu dem Buch.

Ich wurde auch von diesem Buch nicht enttäuscht. Wolf-Ulrich Cropp hat es wieder einmal geschafft, mich mit seinen fünfzehn Kurzgeschichten zu berühren. Anders als manch anderer Weltenbummler, versteht es Cropp mit seiner offenen, respektvollen, aufgeschlossenen und sympathischen Art, auf die Menschen zuzugehen und deren Geschichten zu erzählen. Dabei ist ihm sein Gegenüber und dessen Lebensraum wichtiger als manche „Selbstdarstellung“ anderer Autoren.

Auf diesem Weg kommt er mit vielen interessanten Charakteren in Kontakt, denen „Otto-Normal-Tourist“ wahrscheinlich großräumig aus dem Weg gegangen wäre. In viele Gegenden hätte sich jener wahrscheinlich auch erst gar nicht getraut. Oftmals begibt sich Cropp aber auch durch seine Aufgeschlossenheit in gefährliche Situationen.

So droht er z.B. beim Fischen in Nigeria fast zu ertrinken,  wird in Afghanistan beinahe von einem Taxifahrer und seinen Kumpanen ausgeraubt oder von zwei Freaks an einem thailändischen Strand abgezockt. Trotzdem reist er weiter von Land zu Land und läßt sich nicht abschrecken.

Die Geschichten sprechen aber auch kritisch wirtschaftliche, ökologische und soziale Aspekte an. Ich als Leser kam oft ins Grübeln und musste erst einmal innehalten, bevor ich das die nächste Geschichte aufgeschlagen konnte. Wir leben in unserer „Westwelt“ in sicheren, geordneten Verhältnissen und haben oftmals den Blick „Jenseits der Westwelt“ verloren. Hunger, Krieg, Vertreibung, Raubbau, …….. sind allgegenwärtig. Ganze Landstriche, Lebensräume und Ökosysteme werden für den „Fortschritt“ wie beim Staudammbau in Äthiopien vernichtet. Cropp rüttelt mit seinen Geschichten den Leser  wach und sensibilisiert ihn.

So habe ich in diesem Buch vieles neu gelernt oder mir wieder in Erinnerung bringen können. Wer weiß z.B. dass für den Film „The Beach“ die Maya Bay auf der Insel Phi Phi Le, der gesamte Strand für die Dreharbeiten „umgeackert“ wurde? Heute ist er eine touristische Hochburg und das ökologische Gleichgewicht ist durch den Massentourismus gefährdet.

Die ein oder andere im Buch zu findenden „Lebensweisheiten“ tun ihr übriges. Eine dieser einprägsamen Sätze hat mich besondern angesprochen: „Warum alles gleich machen, warum alles unserem Stempel aufdrücken? Ist die Welt nicht gerade in ihrer Andersartigkeit schön?“

Normalerweise lese ich Bücher zügig und schnell durch. Dies konnte ich bei diesem Buch nicht machen. Die einzelnen Geschichten haben mich angesprochen und zum Nachdenken gebracht. Ich konnte mich nicht sofort auf eine neue Geschichte einlassen und musste erst einmal die gelesenen Worte verarbeiten. Ich mag das Buch und kann es jedem empfehlen, der über den Rand der „Westwelt“ hinaus sehen möchte. Hier finden sich Geschichten, die man nicht so im Fernsehen, YouTube oder mit einer App auf seinem Handy finden würde. Mehr möchte ich vom Inhalt nicht verraten! Lassen sie sich auf das Buch ein und machen sich auf die Reise mit einem Weltenbummler par excellence.