Ein intimes und amüsantes Selbstporträt eines “german” Wunderkindes
Manche schreiben Bücher, um zu warnen oder zu träumen oder um ein bestimmtes Bild von sich zu zeichnen. Manche schreiben, um zu beichten oder sich zu erinnern oder zu rächen.
Der Designer Wolfgang Joop ...
Manche schreiben Bücher, um zu warnen oder zu träumen oder um ein bestimmtes Bild von sich zu zeichnen. Manche schreiben, um zu beichten oder sich zu erinnern oder zu rächen.
Der Designer Wolfgang Joop wurde 1944 in Potsdam geboren und wuchs auf einem Bauernhof auf. Heute lebt er wieder auf diesem Hof, ganz in der Nähe des Parks Sanssoucis.
Als seine Mutter ihn als Kleinkind zur Erholung in ein Heim im Erzgebirge brachte und dort allein zurückließ, weinte er, schrie noch ein letztes Mal laut auf und richtete dann den Blick nach vorn.
In den Erzählungen über seine Kindheit und die Tage im Internat in Bad Harzburg erahnt man, was Joop geprägt hat. Als der Kleinste und schwach in der Schule, entdeckte er zwei Talente, mit denen er glänzen konnte. Das Malen. Und die Inszenierung.
Dass Aufmerksamkeit eine Währung war, lernte er früh. Die gezielte Provokation, die Geschichte zählt! So lenkt er in seiner Biografie den Blick auf bestimmte Stationen seines Lebens, während er andere nur indirekt andeutet.
Als Wanderer zwischen den Welten, zwischen Ost und West, zwischen Zukunft und Tradition, Fremde und Heimat erzählt er mit trockenem Witz Anekdoten, als säße man mit ihm beim Tee. Auf dem Tisch das gute Meißner Porzellan mit dem blauen Zwiebelmuster.
Kurzweilig und bisweilen mit gezielt gesetzten, giftigen Stichen skizziert der Skorpiongeborene die Menschen, die ihm im Berufsleben begegnet sind.
Bei einigen seiner Schilderungen habe ich laut aufgelacht.
Mit bewusst sperrigen technischen Begriffen lässt er die Atmosphäre in der Planwirtschaft wieder aufleben, als wolle er die Distanz verdeutlichen, die er zu der damals herrschenden Mentalität spürte.
Das Gefühl nicht freisprechen zu können, sollte später in den USA wieder zu ihm zurückkehren - als die Türme fielen.
Joop schildert wie er seine Frau Karin vor über 50 Jahren kennengelernt hat. Er verehrte mondäne, mutige Frauen. Und so wurde sie seine Muse, später seine Ehefrau und Mutter der Töchter Jette und Florentine.
Seine Beschreibungen umfassen die beruflichen Anfänge in Hamburg, die Tage in Paris, als Yves St. Laurent die Mode prägte, und reichen, bis in die 90er, in die Zeit des ”trash chic” und der Top-Models.
Wolfgang Joop - unterhaltsam, unangepasst und sich immer wieder neu erfindend.
Ein intimes wie amüsantes Porträt eines Lebens, einer Branche und einer Zeit, die langsam in Vergessenheit gerät.