Cover-Bild Marketing der Wissenschaften
22,40
inkl. MwSt
  • Verlag: Rhombos-Verlag
  • Genre: keine Angabe / keine Angabe
  • Seitenzahl: 242
  • Ersterscheinung: 15.06.2006
  • ISBN: 9783938807057
Wolfgang Krebs

Marketing der Wissenschaften

Strategien des planbaren Erfolges. Unter besonderer Berücksichtigung geisteswissenschaftlicher Studiengänge
Vorliegende Schrift nimmt sich eines Themas an, dessen schlagwortartige Formulierung auf den ersten Blick abstrus scheint. Nicht wenige unter meinen Kolleginnen und Kollegen empfinden die Zusammenstellung der Begriffe "Marketing" und "Wissenschaft" als contradictio in adjecto: Sovern Marketing nicht als Objekt wissenschaftlicher Untersuchungen, sondern - zumindest in Zukunft - selbst Grundbedingung praktizierter Wissenschaftlichkeit sein soll. Dennoch gedenke ich, meinen Lesern die Sinnhaftigkeit des Begriffs "Wissenschaftsmarketing" nahe zu bringen. Wer die neuen Akzente nicht verkennt, die zusammen mit der "unternehmerischen" Wendung in unsere Reformuniversitäten Einzug halten, steht dem Denken in den Bahnen des Marketing innerlich schon nahe. Vielleicht ohne dass es ihm derzeit bewusst ist. Das Gemeinte enthält indes weder etwas Revolutionäres noch, mit Bezug auf das Ethos der Wissenschaft, Entwürdigendes. Letzten Endes geht es dem Ansatz des Wissenschaftsmarketing nicht um die Überwindung, sondern um die Bewahrung wissenschaftlicher Traditionen. Wenngleich in etwas modernerem Gewand. Dieses Buch stellt eine Vision vor, kein geschlossenes Konzept. Denn dessen Entwurf wäre nur in konkreter Rücksicht auf die universitäre Einzelwissenschaft, ja auf die Lehrenden als Individuen möglich. Visionen operieren auf weniger speziellen Ebenen. Sie bringen in vorliegendem Fall das Interesse zum Ausdruck, welche Entwicklung die Landschaft unserer Hochschulen unter dem Vorzeichen ihrer derzeitigen Umstrukturierung vollziehen wird. Das Visionäre akzentuiert die Teilnahme an diesem Prozess. Doch es enthält sich der direkten Einmischung ins hochschulpolitische Tagesgeschäft. Daraus resultieren nahe liegende Folgerungen. Meine Schrift über das Marketing der Wissenschaften trägt wenig zu organisatorischen Fragen, zu Finanzproblemen und konkreten Zielvorstellungen bei, wie sie unsere Wissenschaftsministerien zurzeit verfolgen. Eher schon verstehen sich die Reflexionen als komplementäre Begleitung der begonnenen Hochschulreformen. Die Neujustierungen der institutionalisierten Wissenschaften zeitigen Konsequenzen, die weder ihre Initiatoren noch die dadurch Betroffenen genügend in Rechnung stellen. Reformerischer Elan verlangt auch nach der Korrektur von Mentalitäten. Diese Umorientierung mit zu befördern, konzeptionelle Vorarbeit zu einer Art von "innerer Reform" zu leisten, ist das erklärte Anliegen der Vision des Marketing der Wissenschaften. Allein, wie gelangt ausgerechnet der Dozent einer Geisteswissenschaft dazu, die Entwicklung eines Marketing der Wissenschaften einzufordern? Ist nicht gerade er der Letzte, dem der Ausflug in die zweckorientierte Welt der Ökonomie zukommt? Ich neige der Gegenteiligen Auffassung zu. Schon die Vorgängerschrift zu dieser Abhandlung (Über die universitäre Geisteswissenschaft, Berlin 2004) bekennt meinen Standpunkt ohne Scheu ein. Langjährige Erfahrungen mit dem Wissenschaftsbetrieb und seinem Umfeld - der realen Bedeutung von Forschung und Lehre, der Stellung der Studierenden - setzen spezifische Einsichten frei. Wie ohnmächtig doch Denken und Erkenntnis (als wissenschaftliche Verfahren genommen) sein können! Wie marginal deren Wirkungen in der außeruniversitären, oft auch inneruniversitären Gesellschaft! Wie groß zuweilen das Missverhältnis zwischen dem Aufwand an Methode, an Philologie, an Hermeneutik und den Resultaten! Sofern diese mehr enthalten sollen als die Existenz monumental angehäuften bedruckten Papiers. Auch Selbstverständnisfragen trieben mich um. Welches Recht haben wir Geisteswissenschaftler zur genügsamen Pflege unserer Interessen, während "draußen im Lande" die Globalisierung eine Gewissheit nach der anderen hinwegfegt? Arbeitsplätze in unerreichbare Fernen verlagert? Neben zahlreichen unbestreitbaren Zukunftschancen auch eine ganze Menge an Zerstörung hinterlässt? Der Weltmaßstab fordert gerade das ein, was in den Universitäten, besonders in den Geisteswissenschaften, trotz aller anderslautenden Beteuerungen keineswegs im Übermaß praktiziert wird - Flexibilität, Anpassung. Können wir uns diesen Tendenzen, umfassend wie sie sind, auf die Dauer hin entziehen? Mehr und mehr erkannte ich, dass ich in meinem wissenschaftlichen Streben nicht nur "den Geist" wollte, sondern auch den Erfolg. Mit "Erfolg" meine ich mehr als das Gelingen der Leistung in Forschung und Lehre. Das zweckfreie Denken soll denen zugute kommen, für die es gedacht ist - aber auch Anerkennung im größeren gesellschaftlichen und politischen Rahmen finden. Kurz und gut: Ich wünsche Wirksamkeit statt unverbindliches Interesse. Die bloße Duldung meiner Existenzform reicht mir schon lange nicht mehr aus. Erfolgsstreben richtet sich an einer Haltung aus, die das Denken in Wirkungskonzepten favorisiert.

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