Cover-Bild Hölderlins Elegie ‚Brod & Wein‘ oder ‚Die Nacht‘
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inkl. MwSt
  • Verlag: Stroemfeld
  • Genre: keine Angabe / keine Angabe
  • Seitenzahl: 339
  • Ersterscheinung: 05.2012
  • ISBN: 9783866001404
Wolfram Groddeck

Hölderlins Elegie ‚Brod & Wein‘ oder ‚Die Nacht‘

Die Elegie Brod und Wein gilt seit Norbert von Hellingrath
als 'beste Grundlage zum Eindringen in Hölderlins
Gedankenwelt'. Umso befremdlicher erscheint
die Tatsache, dass Hölderlin eben dieses Gedicht selbst
noch einmal grundlegend umgearbeitet hat. Die Reinschrift
der letzten Version der Elegie ist verschollen, nur
die erste Strophe wurde, gegen den Willen des Dichters,
1807 unter dem Titel 'Die Nacht' publiziert. Erhalten
ist jedoch der intensive, editorisch schwierig zu deutende
Entwurf im Homburger Folioheft, dessen intendierte
Textgestalt erstmals 1977 in der Frankfurter Hölderlin-
Ausgabe rekonstruiert wurde.
Die Konsequenzlogik dieser poetischen Transformation
der großen Elegie erschließt sich nur im meditativen
Nachvollzug der je einzelnen Stelle. Im steten
Blick auf die Gesamtkomposition des Gedichts kommentiert
Wolfram Groddeck Vers für Vers des späten
revidierenden Entwurfs und erläutert die Differenz zur
reinschriftlichen Grundschicht. Der Kommentar ist
edi tionsphilologisch und zugleich poetologisch orientiert.
In der Suche nach dem intertextuellen Verhältnis
der beiden konträren poetischen Artikulationen Hölderlins
konstituiert sich ein zum Teil neuer 'hypothetischer
Text' der letzten Version der Elegie und es ergibt
sich eine neue Sichtweise auf den handschriftlichen
Entwurf. Ähnlich wie sich der Übersetzer Hölderlin
zur Sprache in der Antigonä des Sophokles verhält, so
verhält sich der Dichter Hölderlin zu seiner eigenen
Elegie, indem er den 'heiligen Ausdruk zu ändern' unternimmt
und in die Sprache seiner Gegenwart übersetzt.
Die Monographie 'Hölderlins Elegie Brod und
Wein oder Die Nacht' will den faszinierenden Prozess
dieser Selbst-Übersetzung erschließen. Das Singuläre
in Hölderlins später Revision der Elegie zeigt sich auch
im unmittelbar Anschaulichen der Handschrift, wo in
einer Art 'Interlinearübersetzung' zwei verschiedene
dichterische Sprachen übereinander geschrieben sind:

über die klassisch vollendet wirkende Sprache von Brod
und Wein die dunkle, 'eigentlich originelle' der späten
'Nachtgesänge'. Noch bei der poetisch radikalen Dekomposition
der reinschriftlichen Elegie spiegelt sich
Hölderlins Treue zum eigenen Gedicht im Erscheinungsbild
des Manuskripts, wo der neue Text 'an der
Stelle' des früheren gelten soll.

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