Absurd, witzig und dabei nicht weniger anprangernd!
Silberberg ist ein kleines Dorf im Süden Chinas. Hier leben Bauern, es gibt eine Handvoll Marktstände und einen Fahrradflicker. Doch dann wird das Ufo gesichtet! Und die Ortsvorsteherin nutzt die Aufmerksamkeit, ...
Silberberg ist ein kleines Dorf im Süden Chinas. Hier leben Bauern, es gibt eine Handvoll Marktstände und einen Fahrradflicker. Doch dann wird das Ufo gesichtet! Und die Ortsvorsteherin nutzt die Aufmerksamkeit, um mit Silberberg in die Zukunft aufzubrechen und die Story auszuschlachten bis zum Get No. Der Fortschritt überrollt das kleine Dorf und "verbessert" die Lebensumstände der Menschen - ob sie wollen oder nicht!
Dieses Buch ist sehr besonders. Es besteht nur aus Ermittlungsakten, die den Ufo-Vorfall untersuchen sollen. Das treibende Stilmittel ist hier die schiere Absurdität und Übertreibung, mit der die Autorin dem chinesischen Fortschrittswahn den Spiegel vorhält. Was soll ein kleines Bauerndorf mit einem Tourismuszentrum? Einer Autobahn? Einem Olympia-Schwimmbecken?
Trotzdem zeigt es die Tragik der Geschehnisse: während sich das Leben der Menschen auf dem Papier vielleicht verbessern mag, spüren diese aber vor allem, was sie dabei verlieren: ihre Gewohnheiten, ihre Tradition, ihre Identität und manchmal sogar ihre Würde. Was im kleinen Kosmos des Dorfes eingespielt funktioniert hat, löst sich nach und nach auf und stellt die Menschen vor Probleme, die sie vorher nie hatten.
Dieses Buch schafft den schwierigen Spagat zwischen Witz und Tragik und bringt seine Message deutlich rüber. Dabei macht es die Thematik sehr gut zugänglich. Es prangert die Blindheit und Übertreibung an, mit welcher der sogenannte Fortschritt in China mitunter vorangepeitscht wird und Xiaolu Guo schafft das auf eine sehr eigene, besondere Art und Weise. Ich möchte auf jeden Fall noch mehr von ihr lesen!