Cover-Bild Ein simpler Eingriff
14,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Nagel & Kimche
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 208
  • Ersterscheinung: 20.02.2024
  • ISBN: 9783312013265
Yael Inokai

Ein simpler Eingriff

Roman

»Dies ist ein eindringliches, sinnliches Buch, elegant, schnörkellos und klug ... Absolute Empfehlung!« Mareike Fallwickl

Meret geht in ihrem Beruf als Krankenschwester vollkommen auf: Die Klinik und das Schwesternwohnheim sind ihr Zuhause, ihre Uniform ist ihre Identität, auf die sie stolz ist. Neben der Routine ihrer Arbeit versucht Meret stets das Menschliche in ihren Patientinnen zu sehen und sie weiß genau, wie sie ihnen begegnen kann. Bis eines Tages ein neues Verfahren in der Klinik eingeführt wird, bei dem auch Meret eine Rolle spielen soll: Sie wird die Patientinnen durch ihren Schmerz begleiten, an dessen Ende Aussicht auf Heilung von ihren psychischen Leiden steht. Wie immer hält sich Meret an die Regeln der Station, trotz ihrer wachsenden Zweifel an der Methode. Dann verliebt sie sich in eine andere Frau und überschreitet damit eine unsichtbare Grenze, die sie alles kosten kann.

In nüchterner Sprache, die unter die Haut geht, führt uns Yael Inokai in die Realität einer Klinik der Nachkriegszeit, in der Frauen von ihren psychischen Leiden geheilt werden sollen – doch die Methoden sind ein Auswuchs des Patriarchats und sie nehmen wenig Rücksicht auf die Patientinnen. Ein beeindruckender Roman über die emanzipatorische Kraft der Empathie.

»Yael Inokai beleuchtet die Frauen dieses Romans mit klaren Sätzen, sie schreibt mit ruhiger Hand und fürchtet sich vor keiner Dunkelheit.« Dorothee Elmiger

Ausgezeichnet mit dem Anna-Seghers-Preis 2022 und dem Clemens-Brentano-Preis 2023

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.05.2024

Wutausbrüche und der Weg zur Wahrheit

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Marianne spürt eine Wut in sich - unkontrolliert, nicht zu bändigen und unberechenbar. Für den Doktor ist klar, es handelt sich um, bei Frauen so weit verbreitete, Hysterie. Und er ist überzeugt, es gibt ...

Marianne spürt eine Wut in sich - unkontrolliert, nicht zu bändigen und unberechenbar. Für den Doktor ist klar, es handelt sich um, bei Frauen so weit verbreitete, Hysterie. Und er ist überzeugt, es gibt einen Weg, diesen Fehler zu beheben: einen simplen Eingriff.

Meret ist einfühlsam, verständnisvoll und empathisch. In der Klinik wird sie damit zur wichtigsten Assistentin des Doktors, um die Eingriffe durchführen zu können. Bis Sarah in Merets Leben tritt, bis die ersten Zweifel kommen, bis sie ihre Zweifel äußert.

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Junge Frauen mit traumatischer Vergangenheit, mit schrecklichen Erinnerungen entwickeln ein Ventil, um auszuhalten, was nie verarbeitet wurde. Sie fallen damit aus der Norm, sie verhalten sich nicht rollenkonform und sind eine Belastung für die Gesellschaft.

Yael Inokai erzählt in ihrem Roman, wie Mitte des 20. Jahrhunderts an Methoden geforscht wurde, um die Frauen zu „heilen“, die abnormale Verhaltensweisen aufwiesen. Aus den liebevollen Augen von Meret können wir das System beobachten, bis das Bild zu flimmern beginnt, bis die Sicht verschwimmt und bis wir auf einmal messerscharf sehen können, was hier wirklich geschieht.

Viele Details und Nuancen muss die Autorin nur ganz sanft andeuten und sofort wird es laut in meinem Kopf. Eine Wut, wie die von Marianne, beginnt zu brodeln. Ungerechtigkeit schreit zwischen den Worten hervor. Und der Wunsch, dass Meret erkennt, was schief läuft, dass sie Sarah zuhört, wächst von Seite zu Seite. Ich blättere zügig um, will wissen, was als nächstes passiert. Wacht sie auf? Erkennt sie die Gefahr?

Homophobie, Sexismus, Machtmissbrauch, das Patriarchat - all das sind Themen, die uns in diesem Roman auf beeindruckende Weise vor Augen geführt werden. Wie erschreckend, dass sie noch heute ebenso penetrant blenden.

Eine riesige Empfehlung für einen Roman, der in schwebender Sprache von wundervollen und sympathischen Protagonistinnen erzählt. Eine fesselnde Thematik mit berührender Handlung zum Mitfiebern, Hoffen und Mitfühlen bilden den Rahmen für ein stimmiges Gesamtbild.