Die Tragik einer italienisch-deutschen Liebe
In einer Zeit der zunehmenden Migration nach Deutschland hat der bislang als Drehbuchautor bekannte Daniel Speck („Maria, ihm schmeckt’s nicht“) einen äußerlich (618 Seiten) und inhaltlich beeindruckenden ...
In einer Zeit der zunehmenden Migration nach Deutschland hat der bislang als Drehbuchautor bekannte Daniel Speck („Maria, ihm schmeckt’s nicht“) einen äußerlich (618 Seiten) und inhaltlich beeindruckenden ersten Roman verfasst. Selbst tunesische, griechische und schlesische Wurzeln aufweisend, war der Autor geradezu prädestiniert für diese italienisch-deutsche Familiensaga, in der es neben Liebe auch um die Geschichte der Italiener in München geht, die sich die „nördlichste Stadt Italiens“ nennt.
Bei Julia, einer Münchner Modedesignerin, 36 Jahre alt, vaterlos aufgewachsen, sehnlichst auf ihren Durchbruch hoffend, wird ein alter Mann als ihr vermeintlicher Großvater vorstellig - Anlass für sie, ihre Familiengeschichte aufzudecken: Ihr Großvater Vincent reist 1954 als Ingenieur für BMW nach Mailand, um einen Lizenzvertrag mit Isetta zu schließen. Er verliebt sich in die von einer kleinen Insel vor Sizilien stammende Giulietta und schwängert sie. Statt ihm nach München zu folgen, heiratet sie einen Mann aus ihrem Dorf, der ihrer Familie einst eine große Hilfe gewesen ist. Das Kind – später Julias Vater - schiebt sie ihm als sein eigenes unter. Ihr Bruder begibt sich aufgrund des deutschen Anwerbeabkommens als einer der ersten Gastarbeiter nach München. Dreizehn Jahre später flüchtet sich auch Giulietta mit ihrem Sohn dorthin und trifft wieder auf Vincent. Das und die spätere Ankunft ihres Ehemannes setzen eine verhängnisvolle Kette von Ereignissen in Gang …
Der Roman ist einfach großartig. Es werden so viele interessante Themen eingeflochten – die Geschichte der italienischen Gastarbeiter, die den armen Verhältnissen ihrer Heimat entfliehen und es in Deutschland unbedingt schaffen wollen, die Geschichte der italienischen Automobilindustrie mit ihrer berühmten Isetta und der Iso Rivolta GT; das deutsche Wirtschaftswunder; der RAF-Terrorismus. Alles zeugt von einer gründlichen Recherche. Der Wechsel zwischen Dialogen und bildhaften, wenn nicht sogar filmreifen Szenen machen das Lesen spannend. In anhaltender Erinnerung bleiben solche Szenen wie das berühmte Autorennen Targa Florio in Sizilien, die Verfolgungsjagd von Julias Vater im Iso Rivolta GT mit der Polizei, die Ankunft der Gastarbeiter 1955 auf Gleis 11 des Münchner Hauptbahnhofs. Und natürlich berührt die tragische Liebesgeschichte zwischen Giulietta und Vincent.
Dieses Buch muss man einfach lesen.