Von der Macht des Unausgesprochenem
Lydia erscheint morgens nicht zum Frühstück. Sie ist von einem auf den anderen Tag verschwunden. Es scheint keine Gründe für ihr Verschwinden zu geben und keine Anzeichen von Gewalt. Ihre Familie vermisst ...
Lydia erscheint morgens nicht zum Frühstück. Sie ist von einem auf den anderen Tag verschwunden. Es scheint keine Gründe für ihr Verschwinden zu geben und keine Anzeichen von Gewalt. Ihre Familie vermisst sie sehr. Aber ein Mensch verschwindet nicht einfach so.
Die Geschichte beginnt mit Lydias Verschwinden und geht dann zurück in die Kindheit der Eltern, deren Kennenlernen und Familienleben. Sie erzählt von einschneidenden Ereignissen, die das Familienleben nachhaltig beinflussen, und von der Macht des Ungelebten und Ungeliebten. Sie ist auch die Geschichte einer Familie mit chinesischen Wurzeln in einer weißen Gesellschaft, von dem ewigen Fremdsein im Alltag.
Das Buch nimmt uns mit in die innere Geschichte der Familie, zeigt uns die Bedürfnisse, Hoffnungen und Ängste der Eltern und Geschwister. Zeigt uns, wie viel Macht Unausgesprochenes entwickelt und wie wir uns davon lenken und einengen lassen.
Ich lerne die Familie aus der Perspektive der Eltern und der Kinder kennen, entwickele Verständnis für ihr Handeln, ihre Fehler und den unheimlichen Druck, der auf ihnen lastet. Besonders auf Lydia. Ein bisschen hadere ich mit den Perspektivwechseln innerhalb der Abschnitte - auch wenn der Lesefluss nicht gestört wird, bevorzuge ich eine sichtbare Trennung. Auch sind die Rückblicke nicht chronologisch, sondern gehorchen einer eigenen Ordnung, die dem Spannungsbogen untergeordnet ist.
Die Erzählung ist sehr eindrücklich und entwickelt eine ganz eigene, leise, verhaltene Spannung. Letztendlich geht es um das Geliebt sein wollen und welchen Preis es kostet. Am Ende hat das Gelesene Spuren hinterlassen.
Fazit: Leise, eindrücklich, lesenswert!