New York 1931:
Lily Dane und Budgie Byrne sind seit Kindesbeinen an beste Freundinnen. Dabei könnten sie verschiedener nicht sein. Während Lily stets um das Wohl ihrer Lieben bedacht ist und eher zurückhaltend und vernünftig durchs Leben geht, liebt Budgie das pralle Leben, feiert, steht gerne im Mittelpunkt der oberen Zehntausend und genießt nicht nur die bewundernden Blicke der Männer.
Weil Budgie mit dem attraktiven Footballspieler Graham zusammen ist, überredet sie eines Tages auch Lily, sie zu einem Footballspiel von Graham zu begleiten. Doch obwohl dieser sich als ein herausragender Spieler entpuppt, ist es sein Mannschaftskollege Nick, auf den Lily aufmerksam wird. Nick Greenwalds Eltern sind ebenfalls sehr reich, doch Budgie rät Lily, sich höchstens mit Nick zu amüsieren, statt eine tiefe Beziehung zu ihm einzugehen, da dieser einen jüdischen Vater hat, was in Budgies Vorstellung zu einer Verbindung führen würde, die Lily nicht zum Vorteil gereicht.
Doch Lily und Nick verlieben sich trotz aller Widerstände von außen ineinander und wollen sogar durchbrennen.
Sieben Jahre später trifft das frischgebackene Ehepaar Greenwald im Küstenörtchen Seaview ein. Doch nicht Lily ist die Frau an Nicks Seite; es ist Budgie. Und Budgie lässt auch keine Zeit verstreichen, um ihre frühere Freundschaft zu Lily wieder aufzunehmen. Doch Lily fürchtet sich vor allem vor dem Wiedersehen mit Nick…
Ich habe die Zusammenfassung des Romans bewusst etwas vage gehalten, um nicht versehentlich zu viel im Voraus zu verraten. Nachdem ich Beatriz Williams Erstling „Das Meer der Zeit“, der vor einiger Zeit in deutscher Übersetzung erschien gelesen hatte, war ich mir erst nicht ganz sicher, ob ich auch „Im Herzen des Sturms“ lesen würde, da mich der Debütroman damals nicht allzu sehr begeistern konnte. Doch „Im Herzen des Sturms“ entpuppte sich dann doch letztendlich als absolut positive Leseüberraschung für mich und das, obwohl der aktuelle Roman diesmal nicht dem Untergenre „Zeitreise“ zugeordnet werden kann, denn „Im Herzen des Sturms“ ist ein reiner historischer Roman, der in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts spielt. Allerdings wird das Geschehen erneut auf zwei Zeitebenen vorangetrieben und zwar im Abstand von sieben Jahren.
Im Wechsel erfährt der Leser, wie Lily und Nick ein Liebespaar wurden bzw. wie es mit ihnen weiterging. Allerdings wird das Geheimnis, warum ihre Beziehung scheiterte, erst gegen Ende des Romans gelüftet und es werden nebenbei noch so einige weitere Mysterien aufgeklärt. Was diese angeht, so ist der Leser, genau wie auch die Hauptakteurin des Buches, Lily, absolut außen vor, was einige überraschende Lesemomente verspricht. Die Autorin führt ihre Leser besonders in Bezug auf eine Person auf eine falsche Fährte und die Auflösung der Intrige um besagte Person fand ich absolut spannend aufbereitet.
Vor allem gibt es in dieser Geschichte auch einen triftigen Grund, wieso Lily und Nick sich einst trennten und es liegt nicht nur allein (wie so oft in anderen Romanen) ein dummes Missverständnis vor, das die Trennung zwischen dem Paar zur Folge hatte.
Das Heldenpaar dieses Romans ist sympathisch und auch die Dialoge der beiden haben viel Tiefgang und Sensibilität zu bieten, so dass man ihnen ihre starke Liebe zueinander sehr gut abnimmt. Eine erfrischende Nebenfigur ist übrigens Lillys Tante Julie, gesegnet mit einem sehr trockenen Humor aber dem Herz am rechten Fleck, die für einige amüsante Momente sorgt, es aber auch versteht, ihrer Nichte dann und wann den Kopf zurecht zu rücken, wenn es sein muss. Nebenbei hat Beatriz Williams einen sehr bildhaften Schreibstil, was für viel historisches Flair und reichlich Kopfkino sorgt.
Diesmal stimmt also auch das Timing der Liebesgeschichte und rundet den guten Schreibstil der Autorin auf gelungene Art und Weise ab, so dass ich für „Im Herzen des Sturms“ die volle Punktzahl vergeben möchte.
Kurz gefasst: Liebe kann alle Hindernisse überwinden- Eine wunderschöne Liebesgeschichte mit Tiefgang, die das Lebensgefühl der 30er Jahre aufleben lässt.