Ich bin schon seit langer Zeit ein Fan von Samantha Young's Schreibstil und ihren unglaublichen Werken. Sie hat ein absolutes Talent dafür, einzigartige Charaktere zu erschaffen und ich liebe es, wie sie die verschiedensten Verbindungen zwischen ihnen herstellt.
Auch in diesem Buch ist ihr dies mal wieder mehr als nur gut gelungen. Wenn ich die Geschichte mit nur einem Wort beschreiben müsste, dann wäre es - Leben. Die Geschichte von Nora O'Brian ist das Leben pur mit allen Höhen und Tiefen, die es zu bieten hat. Es wird einem über Freundschaft und Liebe bis hin zu Verlust und Tod wirklich alles geboten und die Geschichte nimmt einen auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle mit.
Das Buch hat eine besondere Aufteilung, die mir persönlich echt gut gefallen hat. Es gibt einen Prolog und danach beginnt die Geschichte mit einem Zeitsprung vier Jahre zurück. Ab da ist sie dann in drei große Teile aufgeteilt, die jeweils in anderen Zeiten spielen, sodass man Nora und die anderen Charaktere wirklich über Jahre hinweg auf ihrem Weg begleitet.
Über den ersten Teil, den Beginn von Nora's Geschichte, kann ich eigentlich so gut wie nichts verraten, ohne euch etwas vorweg zu nehmen, also werde ich das auch nicht tun. Was ich euch aber verraten kann ist, dass sie bereits in jungen Jahren einige Schicksalsschläge erleiden musste und ihr Leben alles andere als einfach und weit weg von dem Leben ist, das sie sich erhofft hat.
Nora habe ich innerhalb kürzester Zeit ins Herz geschlossen, da sie ein unglaublich herzlicher und liebenswerter Mensch ist, der aber versucht seine Gefühle von der Außenwelt zu verbergen und ich mich daher sehr gut mit ihr identifizieren konnte. Früher hat sie immer davon geträumt, einmal an einer Universität zu studieren und später etwas in Richtung Schauspiel zu machen. Beides hat sich irgendwann in den Jahren verloren, sodass sie trotz ihrem Neuanfang in Edinburgh nicht das Leben führt, was sie gerne führen würde.
Was ich unglaublich schön fand war, dass Nora kranken Kindern im Krankenhaus vorliest. Dies hat sie schon früher, als ihre beste Freundin schwer erkrankte, immer gemacht, um ihr und den anderen Kindern eine Freude zu bereiten. Hierbei finde ich, ist es der Autorin wirklich gut gelungen, Nora's Schuldgefühle, die sie seit einiger Zeit mit sich herumträgt, mit ihrem Traum vom Schauspielern zu verbinden. Denn während sie den kranken Kindern ein paar schöne Stunden bereitet, schlüpft sie in eine andere Rolle und ist voll in ihren Element. Das hat mir sehr gut gefallen.
Sylvie, ein kleines 10-jähriges Mädchen, das Nora im Krankenhaus kennenlernt, gehört zu meinen Lieblingscharakteren in diesem Buch. Sie hat einen schweren Verlust erlitten und ist trotzdem ein unfassbar positiver Mensch, der einem das Herz erwärmt. Für ihr Alter ist sie sehr weit und versteht viel mehr als eigentlich üblich. Durch sie trifft Nora auf Aidan, Sylvie's Onkel, mit dem ich anfänglich ein paar Schwierigkeiten hatte, der letztendlich aber auf der Liste mit meinen männlichen Lieblingscharakteren gelandet ist.
Aidan ist reich, super sexy und älter als Nora. Zu Beginn wirkt er ziemlich arrogant und oberflächlich, was sich später aber als völlig falsche Einschätzung zeigt. Denn auch er muss mit einem großen Verlust fertig werden, durch den sein ganzes Leben auf den Kopf gestellt worden ist und wegen dem ihn Schuldgefühle plagen.
Die Entwicklung der Beziehung zwischen Nora und Aidan fand ich einfach großartig! Anfangs dachte ich, dass sich das mit den beiden in eine ganz andere Richtung bewegen würde, weil zunächst vor allem die sexuelle Anziehungskraft im Vordergrund stand. Doch ich wurde positiv überrascht. Dadurch, dass die beiden mehr gemeinsam haben, als ihnen bewusst ist, besteht eine gewisse Verbindung zwischen ihnen. Sie brauchen einander, helfen einander dabei, nicht unter ihren Lasten der Schuldgefühle zu zerbrechen. Dabei schafft Aidan es, sich ihr zu öffnen, während Nora damit deutlich mehr Probleme hat. Die Rolle, die Sylvie hierbei spielt, habe ich geliebt! Es ist ganz schwer, das genau zu beschrieben, aber durch sie hat das ganze nochmal eine völlig andere Bedeutung bekommen.
Doch wie in allen Büchern, läuft natürlich auch hier nicht alles rund und natürlich gibt aus auch bei dieser Geschichte diese eine Stelle, an der einem das Herz gebrochen wird. Diesmal war es aber umso intensiver, da es sich nicht ausschließlich um die beiden gedreht hat, sondern eine dritte Person im Spiel war, die ich als Leserin sehr ins Herz geschlossen habe.
Auf mein gebrochenes Herz folgte wieder eine positive Überraschung, denn durch den erneuten Verlust, den Nora erleiden musste, ist sie "aus ihrem Schlaf erwacht" und hat angefangen, ihr Leben endlich so zu leben, wie sie es sich immer erträumt hat. Sie schließt mit Dingen in der Vergangenheit ab, geht Schritte um ihrem Traum nachzugehen und entwickelt sich weiter. Und trotz dessen, dass sie glaubt, glücklich mit ihrem neuen Leben zu sein, in dem sie endlich all die Dinge tut, die sie immer tun wollte, fehlt etwas, das sie sich aber nicht eingestehen will - nämlich die Liebe. Und miterleben zu dürfen, wie sie das begreift und was darauf folgt, zu lesen wie sie endlich zu sich selbst findet und versteht, was "zu sich selbst finden" überhaupt bedeutet - das war mein persönliches Highlight!
Dieses Buch zeigt, dass das Leben nun mal nicht immer so verläuft, wie man es sich wünscht. Und dass es dann aber wichtig ist, die Hoffnung niemals aufzugeben und an seine Träume zu glauben und für seine Ziele zu kämpfen. Es zeigt, dass nach jedem Tief auch wieder ein Hoch kommt und uns die schweren Zeiten im Leben nur stärker machen, wenn wir nicht zulassen, dass wir daran zerbrechen.
Vor allem aber zeigt es, dass es kein altes oder neues Ich von einem selbst gibt, sondern alle Dinge, die wir erleben - ob positiv oder negativ - und alle Menschen, die uns auf unserem Weg begegnen - ob sie uns nur für eine kurze Zeit begleiten oder auf Dauer an unserer Seite bleiben - dazu beitragen, dass wir der Mensch sind, der aus uns geworden ist.
Und diese Message hat Samantha Young in diesem Buch so unfassbar gut vermittelt - ich bin begeistert!
Ebenso begeistert bin ich von den Nebencharakteren und wie diese zur Geschichte beitragen. Jeder Charakter hat seine eigene kleine Geschichte und sein eigenes gutes Ende bekommen, wenn auch vielleicht nicht unbedingt das, was man als typisches Happy End bezeichnet.
Und um das Ganze abzurunden, muss ich sagen, dass ich mich dank der Autorin total in Schottland verliebt habe, ohne je da gewesen zu sein. Wie sie die Umgebung dort beschreibt, egal ob die Straßen, die Läden oder die Natur - sie schafft eine ganz besondere Atmosphäre und sorgt dafür, dass man als Leser / Leserin selbst dort sein möchte.
Was soll ich noch sagen? Dieses Buch ist ein Auf und Ab der Gefühle, eine Geschichte mit aussagekräftiger Message. Sie berührt, bringt einen sowohl zum Lachen als auch zum Weinen, regt zum Nachdenken an und lässt einen auch dann noch nicht wieder los, wenn man sie beendet hat. Das Ende ist super gelungen, sodass ich das Buch zwar mit einem Seufzen, aber einem zufriedenen Lächeln im Gesicht beendet habe.
Außerdem gibt es trotz dieser langen Rezension noch so viele Dinge, die ich hier nicht erwähnt habe, die ihr aber einfach selber lesen und erfahren müsst, weil sie sonst nicht denselben Effekt haben.
Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung!