einfühlsam und unterhaltsam
„Die andere Schwester“ von Kristin Hannah ist eine Neuauflage des 2006 bereits erschienen Romans „Wer die Liebe wagt“. Das war für mich kein Problem, denn dieses Buch kannte ich noch nicht. Warum man allerdings ...
„Die andere Schwester“ von Kristin Hannah ist eine Neuauflage des 2006 bereits erschienen Romans „Wer die Liebe wagt“. Das war für mich kein Problem, denn dieses Buch kannte ich noch nicht. Warum man allerdings den Titel ändern musste und so einige Käufer verärgert hat, kann ich nicht nachvollziehen. Außerdem versucht der Verlag an den großen Erfolg „Die Nachtigall“ anzuschließen, in dem er die Cover-Gestaltung darauf abgestimmt hat. Rein inhaltlich hat diese Geschichte aber absolut gar nichts mit dem großen Erfolgsroman zu tun. Mir war das alles vorher bewusst, so dass ich hier keine große Enttäuschung erleben musste. Es handelt sich hier um einen Gegenwartsroman ohne historische Bezugspunkte. Genauer gesagt um eine Familien- und Liebesgeschichte.
Was mir gefallen hat, war zum einen der wohlvertraute Erzählstil der Autorin. Sie lässt sich Zeit für ihr Charaktere, versucht die Familienkonstellationen genau zu beschreiben und enthüllt erst nach und nach die Verletzungen und Verhärtungen, die die Seelen der Darsteller erlitten haben. Dramatisch und traurig fand ich hier, dass vor allem die Mutter der beiden erwachsenen Schwestern ein so egozentrischer und emphatieloser Mensch ist. Auf die daraus resultierende Kindheit und Jugend reagieren die beiden Schwestern Claire und Meghan sehr unterschiedlich. Während die eine ein besonders liebevoller und familienbezogener Mensch wird, ist die andere zu einer Karrierefrau herangewachsen, die ihre Verletzlichkeit hinter einer rauen Oberfläche verbirgt und unfähig scheint, längere Liebesbeziehungen einzugehen oder auch nur ein normales Familienleben zu pflegen.
Zum anderen lässt Kristin Hannah die beiden Schwestern erst mal gründlich miteinander und umeinander ringen, bevor die verhärteten Fronten langsam aufbrechen. Das ist sicherlich nicht neu aber wird unterhaltsam und einfühlsam erzählt. Wie auch in der „Nachtigall“ findet sie teilweise sehr berührende Worte für die Sprachlosigkeit aber auch für die ersehnte Nähe der Darsteller mit- und zueinander. Es handelt sich also auf jeden Fall um ein Frauenbuch, denke ich. Der Handlungsbogen ist relativ vorhersehbar. Lediglich einer der männlichen Nebendarsteller bietet Potential für Überraschungen und auch ein paar Tränen sind da miteinzuplanen. Sicherlich nicht ihr bestes Buch, aber ich habe es gerne gelesen.