Cover-Bild Skandinavisches Viertel
20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Klett-Cotta
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 265
  • Ersterscheinung: 05.03.2018
  • ISBN: 9783608981377
Torsten Schulz

Skandinavisches Viertel

Roman

Nach Jahren im Ausland kehrt Matthias Weber ins Skandinavische Viertel zurück. Schon als Zwölfjähriger kannte er jede Straße in diesem Teil Ostberlins an der Mauer. Heute stemmt er sich als selbsternannter Anti-Gentrifizierungs-Makler gegen eine Entwicklung, die er nicht aufhalten kann.

Das Skandinavische Viertel in Ostberlin kennt niemand so gut wie Matthias Weber. Als Kind unternimmt er hier in den siebziger Jahren Streifzüge, beflügelt von seiner reichen Phantasie, zugleich auf der Flucht vor inneren Dämonen. Vater, Onkel, Großmutter: nette Leute, und doch jeder auf seine Weise in Schuld verstrickt. Nur sehr langsam durchdringt der Junge das Geflecht aus Geheimnis und Verrat in seiner Familie. Jahre später kehrt Matthias in sein Revier zurück, das sich seit dem Fall der Mauer im Umbruch befindet. Er wird Wohnungsmakler, und da sich der umgängliche Grübler nicht zum Haifisch eignet, macht er es sich zur Aufgabe, Neureiche und Großkotze aus seinem Viertel fernzuhalten. Zwischen Geld und Moral, vergänglichen Amouren und existentieller Einsamkeit führt er einen letztlich aussichtslosen Kampf. Eine Geschichte um Verlust, Trauer und Wut, in der sich die Abgründe des eigenen Lebens offenbaren.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.06.2018

Das Skandinavischer Viertel in Berlin

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Inhalt:


Matthias Weber wächst in den 70er und 80er Jahren in Ostberlin auf, im Skandinavischen Viertel, in dem viele Strassen nach Orten in Skandinavien benannt sind. Für ihn ist es damals nicht möglich ...

Inhalt:


Matthias Weber wächst in den 70er und 80er Jahren in Ostberlin auf, im Skandinavischen Viertel, in dem viele Strassen nach Orten in Skandinavien benannt sind. Für ihn ist es damals nicht möglich diese Orte zu bereisen und so werden sie zu Sehnsuchtsorten für ihn.
Nach der Wende arbeitet er als Immobilienmakler in dieses Stadtteil und ist dabei sehr erfolgreich. Er kann es sich leisten, die Wohnungen nicht an jeden zu verkaufen und sorgt so dafür, dass nur bestimmte Personen eine Wohnung bei ihm kaufen können.

Meine Meinung:

Vor diesem Hintergrund entwickelt sich eine spannende Lebensgeschichte eines Menschen, der die Umbrüche in der jüngeren deutschen Geschichte erlebt hat. An seinem Leben und dem seiner Familie läßt sich viel von den Auswirkungen auf den einfachen Menschen ableiten.
Die Charaktere seiner Familie sind zum alles etwas besonders und so kommt eine bunte Mischung aus Geschichten zusammen, die dem Leser ein gutes Bild dieser Familie vermittelt.
Im Wechsel mit den Erlebnissen in seinem Beruf als Makler, werden so die Ereignisse aus DDR-Zeiten in die Geschichte der Gegenwart eingeflochten.
Das Ergebnis ist eine zerrissene Persönlichkeit, die man erst in der Verbindung mit der Vergangenheit versteht.
Ein nicht ganz einfach zu lesendes Buch, aber eins mit einer besonderen Stimmung.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Guter Schreibstil - aber die Geschichte konnte mich nicht überzeugen

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Matthias wächst im "Skandinavisches Viertel" in Ostberlin der 70er und 80er Jahre auf. Das Viertel heißt so, weil viele Straßen skandinavische Namen haben. Matthias Vater findet dies sinnlos, da man als ...

Matthias wächst im "Skandinavisches Viertel" in Ostberlin der 70er und 80er Jahre auf. Das Viertel heißt so, weil viele Straßen skandinavische Namen haben. Matthias Vater findet dies sinnlos, da man als DDR-Bürger sowieso nicht nach Skandinavien reisen darf. Matthias selbst erfindet dagegen gerne skandinavische Namen für angrenzende Straßen in der Gegend. Und er bestaunt seinen Onkel, der wirklich einmal in Skandinavien war, in Helsinki. Mit einem Zirkus. Zwar nur als Manege-Aufbau-Helfer. Aber immerhin. Verloren hat er den Job wegen seines übermäßigen Alkoholkonsums. Seitdem lebt er wieder bei seinen Eltern, Matthias Großeltern. Und trinkt weiterhin. Genau wie der Großvater. Matthias Vater sieht seinen Bruder als Trinker und Schmarotzer. Und er scheint noch einen alten Groll auf ihn zu haben, was aber in der Familie nicht thematisiert wird.

Wie es überhaupt einiges an Geheimnissen in der Familie gibt. Und als dann noch einige tragische Todesfälle dazu kommen, wird Matthias Jugend schwierig.

Und durch viele Einschübe aus der Gegenwart (es wird abwechselnd in der Jugend und in der heutigen Zeit erzählt) wird klar, dass Matthias augenscheinlich nie so richtig den Weg in ein eigenständiges Leben gefunden hat, obwohl er es in vielen Städten auf der Welt versucht hat (Buenos Aires, Los Angeles...) und in vielen Beziehungen. Im Endeffekt landet Matthias dann wieder im Skandinavischen Viertel in der Wohnung seiner Großeltern, die ihr günstig kaufen kann. Und da es gerade so passt, wird er Makler für das Viertel. Er will das Viertel vor den Immobiienhaien und vor der Gentrifizierung retten.

Aber wie so oft, verliert sich Matthias in Lügen und Bequemlichkeiten. Und obwohl die meisten Familiengeheimnisse im Laufe der Handlung aufgelöst werden, hatte ich persönlich nicht den Eindruck, dass Matthias daran wächst oder sich ändert. Und das war etwas, was mich an dem Buch dann doch gestört hat. Es ist - trotz aller politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen - für mich ein "Nicht-Entwicklungs-Roman" geblieben. Obwohl viele gute Ansätze da waren.
Weder DDR-Diktatur noch Wende noch Gentrifizierung werden m.E. '"richtig" auserzählt in Bezug auf den Protagonisten, alles bleibt seltsam blass.

Schade, die Geschichte hatte Potenzial. Und der Autor schreibt klar, flüssig und gut lesbar. Ein anderes Buch des Autors würde ich also jederzeit wieder versuchen zu lesen.

Veröffentlicht am 18.03.2018

Sisyphos oder von der Unausweichlichkeit des Scheiterns

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Matthias Weber, wir begleiten ihn als Leser durch seine Kindheit bis ins Erwachsenenalter, von Ostberlin durch die Welt zurück nach Ostberlin, in den Kiez seiner Kindheit. Aus dem phantasiebegabten Kind, ...

Matthias Weber, wir begleiten ihn als Leser durch seine Kindheit bis ins Erwachsenenalter, von Ostberlin durch die Welt zurück nach Ostberlin, in den Kiez seiner Kindheit. Aus dem phantasiebegabten Kind, das im skandinavischen Viertel für sich jene Straßen umbenennt, die keine passenden Namen haben, und Grenzer zu verwirren trachtet, wird als Erwachsener ein Makler, der rein in seinem Viertel tätig ist und dort die Wohnungen nicht jedem anvertrauen will. Der Wechsel in den jeweiligen Kapiteln ist gut nachzuvollziehen, dabei wirft die Familiengeschichte lange viele Fragen auf.


Köstlich die Anekdoten zu Beginn, wie der Makler die „Maden“ täuscht und schließlich abblitzen lässt, anderen aber zu ihrem Glück verhilft. Im Gegensatz dazu stehen die Kapitel aus dem Leben des Jungen Matthias, dessen familiärer Hintergrund wohl die Entwicklung seiner Beziehungen bedingt. „Und er spürt wieder diese Erstarrung, die ihn besser schützt als alles andere.“ S. 194 Dazu Einblicke in die Realität der späten DDR, Abiturzulassung, Denkverbote – davon hätte ich mehr gewünscht, zu weit ist das für viele heute entfernt.


Schütteln möchte man die Protagonisten dieses Buches, geradezu anschreien. Sie alle flüchten sich geradewegs in die Unausweichlichkeit des Scheiterns. Jeder hat sein Päckchen zu tragen, seine Defizite, seine Erinnerungen. Hoffnungslos? Nein. Autor Torsten Schulz schreibt das so liebevoll, so voller Verständnis dafür, wie wir uns wohl gelegentlich alle im Wege stehen. Dennoch hatte das Buch für mich einige Längen, gerade in der immer gleichen Wiederholung des Beziehungsschemas (man versteht das schon schneller), war mir der Beginn deutlich lieber als mittlere Teile der Handlung.

3,5 Sterne.

Veröffentlicht am 16.03.2018

Skandinavisches Viertel

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Einst ist Matthias Weber als Teenie durch die Straßen des Skandinavischen Viertels gestreift, diesem kleinen Ostberliner Viertel in Sichtnähe der Mauer. Auch als Erwachsener fühlt er sich dem Viertel verbunden, ...

Einst ist Matthias Weber als Teenie durch die Straßen des Skandinavischen Viertels gestreift, diesem kleinen Ostberliner Viertel in Sichtnähe der Mauer. Auch als Erwachsener fühlt er sich dem Viertel verbunden, arbeitet dort als Makler, wohnt in der Wohnung, die einst den Großeltern gehörte. Viel hat sich dort geändert, genau wie in Matthias‘ Familie.

Torsten Schulz springt in seinem Roman immer wieder zwischen Heute und den 70er Jahren hin und her. Trotzdem ergibt sich so ein flüssiges großes Ganzes, erst durch die Vergangenheit kann man das Heute der Weberfamilie und mit ihr Matthias verstehen. Bei den Webers gibt es viel Ungesagtes, Totschweigen scheint für die meisten Familienmitglieder immer die bevorzugte Verhaltensweise zu sein. Die Beziehungen untereinander kann man als Leser erst mit der Zeit durchschauen. Durch diese langsame Entfaltung entsteht auch eine Art Spannung, manchmal hätte ich mir jedoch etwas mehr Tempo gewünscht. Man kann gut nachvollziehen, warum Matthias heute so ist wie er eben ist, nach außen hin wirkt er sehr erfolgreich, nach einiger Zeit schleicht sich bei mir aber doch der Verdacht ein, dass er a) kein glücklicher Mensch ist und b) auch kein sehr erfolgreicher. Ich stand ihm die ganze Zeit sehr neutral gegenüber, wirklich nahe konnte ich dieser Hauptfigur nicht kommen. Leider versäumt es der Autor ein wenig, einem das von Matthias heißgeliebte Viertel etwas näher zu bringen, abgesehen von vielen Straßennamen hat sich bei mir kein Berlin-feeling eingestellt, weder fürs Skandinavische noch für sonst ein Viertel. Der Ton ist der Handlung angepasst, irgendwo zwischen verloren und etwas traurig bis hin zu erstaunlich heiterer Stimmung. So richtig hat mich das Buch nicht abgeholt, auch wenn ich einige Passagen sehr gerne gelesen habe.

Veröffentlicht am 23.10.2018

Eine Familie vor und nach der Wende in Ostberlin

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Der Roman „Skandinavisches Viertel“ von Torsten Schulz ist eine Art Familiengeschichte, die in Ostberlin vor und nach der Wende spielt. Die Familie ist mit Matthias, dem Protagonisten, den Eltern, Großeltern ...

Der Roman „Skandinavisches Viertel“ von Torsten Schulz ist eine Art Familiengeschichte, die in Ostberlin vor und nach der Wende spielt. Die Familie ist mit Matthias, dem Protagonisten, den Eltern, Großeltern und einem Onkel überschaubar. Nach der Wende und einiger Zeit im Ausland kommt Matthias zurück in „sein“ Viertel und arbeitet dort als Makler. Ich fand die Sprache des Autors sehr angenehm und flüssig zu lesen, konnte mir die Straßen und Personen bildhaft vorstellen. Insgesamt hätte ich mir die Stimmung des Buches aber etwas lebendiger, schwungvoller und fröhlicher gewünscht. Für Leser, die die DDR noch erlebt haben und vielleicht auch die Straßen in Ostberlin kennen, ergeben sich bestimmt viele Wiedererkennungseffekt. Mir waren die Personen etwas zu kaltherzig und die Stimmung des Buches zu trist, aber das ist bestimmt Geschmacksache.