Vor sechs Jahren ist Norah ohne Begründung verschwunden und hat ihren Ehemann Adam sowie ihre beiden Töchter Ella und Willa zurückgelassen. Jetzt steht sie plötzlich an einem Freitag Morgen in der Willoughby Street in dem kleinen Städtchen Holdingwell und kommt wie selbstverständlich in ihr altes Zuhause, während Adam und Kinder in der Arbeit bzw. der Schule sind.
Was Norah nicht weiß, ist, dass ihre ehemalige beste Freundin, die Chirurgin Fay, inzwischen mit Adam zusammenlebt und Willa wie ihre eigene Tochter angenommen hat. Die heute siebenjährige war zum Zeitpunkt des Verschwindens von Norah noch so klein, dass sie keine Erinnerung an ihre Mutter hat und noch nicht einmal ahnt, dass Fay nicht ihre leibliche "Mummy" ist. Ella war damals schon acht und hat ihre Mum geliebt, ihr in allem - sei es die Leidenschaft für Jazz und das Trompetespielen oder das Laufen - nachgeeifert. Sie hat nie aufgegeben zu glauben, dass ihre Mutter zurückkommt und hat für die in ihren Augen Vermisste einen eigenen Twitterkanal gepflegt, um sie wiederzufinden.
Norah bringt mit ihrer Rückkehr das gesamte Familienleben durcheinander. Adam weiß nicht mehr, welche Frau er liebt, Willa möchte einfach nur, dass alle als Großfamilie zusammenleben und miteinander glücklich sind und Ella begreift, dass sie Fay furchtbar unrecht getan hat, indem sie ihre Ablehnung all die Jahre so offen zeigte und dass sie sich schwer in Norah getäuscht hat.
Der Roman erstreckt sich über den kurzen Zeitraum von Freitag bis Mittwoch, in dem für die Familie Wells aber unheimlich viel Einschneidendes passiert. Er ist abwechselnd aus der Sicht der einzelnen Familienmitglieder erzählt, so dass man als Leser in die Gefühls- und Gedankenwelt aller wichtigsten Akteure eintauchen kann. Alle Charakter sind komplex und detailliert ausgearbeitet und es unheimlich kurzweilig und interessant zu lesen, wie sie auf die Rückkehr von Norah reagieren bzw. welche Folgen "Die Mutter, Die Gegangen Ist" damit für das Familienleben auslöst.
Spannend ist zudem zu erfahren, warum Norah damals ihre Familie allein gelassen hat und warum sie ausgerechnet jetzt nach sechs Jahren, zwei Tage vor Willas Geburtstag, zurückkehrt.
"Solange unsere Herzen schlagen" ist ein sehr kitschiger Titel für eine berührende Familiengeschichte, die trotz ihrer Länge von knapp 600 Seiten nie langweilig wird.
Der Roman ist so warmherzig und liebevoll geschrieben, was sich vor allem in den Kapitel aus der naiven Perspektive der süßen Willa und der unglücklichen, aber starken und so gutherzigen Fay, "Die Mutter, Die Geblieben Ist", wiederspiegelt. Aber auch mit Ella leidet man als Leser(in) mit, die von ihrer Mutter so furchtbar vor den Kopf gestoßen wurde.
Norah steht für die impulsive, freiheitliebende Frau, mit der es Adam nie langweilig geworden ist. Sie war vor allem in der Vergangenheit ein hedonistischer Mensch und hat selbst für ihre Kinder keine Regeln aufgestellt.
Fay ist das genaue Gegenteil von Norah. Sie ist bodenständig und zuverlässig und kümmert sich selbstlos mehr um andere als um sich selbst.
Der Roman zeigt das Leben einer Familie, die sich mit der Flucht der Mutter arrangiert hatte und nun scheinbar wieder von Neuem beginnen muss. Virginia Macgregor zeigt, was es heißt, Mutter bzw. Vater zu sein und dass nicht jeder Elternteil ab Geburt in die Rolle einer verantwortungsbewussten Mutter oder Vater schlüpfen kann.
Ich habe diesen zu Herzen gehenden Roman über die unkonventionelle Familie Wells regelrecht verschlungen. Es ist eine emotionale und mitreißende Geschichte mit zahlreichen liebenswürdigen Charakteren und eine wirklich überzeugend realistische Darstellung einer Familie in der Krise.